... Fußballen sind es auch, die sie am Tag vor dem brennend heißen Wüstensand schützen – schließlich kann sich der auf über 100 Grad Celsius aufheizen. Kochplattentemperatur! Kein Wunder, dass sich Sandkatzen tagsüber Schutzlöcher in den Sand graben, in denen sie bis zum Einbruch der Nacht abtauchen können.
Auch der kleinste Wildhund der Welt, der Wüstenfuchs, auch Fennek genannt, lebt tagsüber meist in seinem kühleren, unterirdischen Bau und geht nachts auf die Jagd. Dabei helfen ihm seine riesengroßen Ohren, die als Schalltrichter alle Geräusche von Beutetieren orten, die sich über und unter dem Wüstensand bewegen. Selbst das leiseste Rascheln, das zarteste Knistern spüren sie auf. Am Tag dienen ihnen die Riesenlauscher als Möglichkeit, über die große Oberfläche Körperwärme abzugeben – denn schwitzen können Wüstenfuchse nicht.
Keine Wüste gleicht der anderen
Die Sandkatze kommt in den Wüsten Afrikas und Asiens vor, der Fennek in den sandigen Dünen Nordafrikas. Doch es gibt noch andere Wüsten auf der Welt. Denn über die Erde ziehen sich zwei Trockenwüstenbänder: Das nördliche Band reicht von Mexiko/USA (Great Basin Desert) über Nordafrika (Sahara) bis nach Zentralasien (Wüste Gobi), der südliche Gürtel von Südamerika (chilenisch-peruanische Wüsten) über das südwestliche Afrika (Kalahari und Namib) bis nach Australien. Und schon wird klar: Die eine Wüste gibt es nicht. Ebensowenig wie es den typischen Wüstenbewohner gibt. Denn je nach Kontinent, in dem sich die Wüste befindet, leben oft völlig andere Tiere in diesem Lebensraum. In Afrika etwa sind es so prominente Vertreter wie Erdmännchen, Springbock, Oryxantilope, Kurzohrrüsselspringer, Wüstenfuchs, Kaiserskorpion, Langohrigel und Wüstenelefant. In Asien Krötenkopfagame und Mongolische Rennmaus. In Amerika Felsen-Klapperschlange und Texasskorpion. In Australien Hüpfmaus, Dornteufel und Wüstenglattechse. Und dazu eine Gruppe von Tieren, die man außerhalb Afrikas und Asiens gar nicht erwarten würde: Kamele. In jeder Wüste leben natürlich noch viele andere Tiere mehr. Aber egal, in welcher Wüste sie auch vorkommen – alle haben sie etwas gemeinsam: Sie müssen extreme Hitze am Tag und große Kälte in der Nacht ertragen können. Sie müssen mit wenig Wasser auskommen können. Sie müssen sich auf dem lockeren Untergrund gut fortbewegen können und dürfen nur ja nicht einsinken. Und sie müssen den heftigen Sandstürmen standhalten, die über die Dünen blasen. Denn die sind echte Naturgewalten, in denen Milliarden winzigster Sandkörnchen torpedoartig durch die Luft gewirbelt werden – und auf ihrem turbulenten Weg auch vor den Augen, Nasen und Ohren der Tiere keinen Halt machen.
“Extreme Hitze am Tag, tierische Kälte in der Nacht”
Nasen zu und durch
Um sich zu schützen, haben einige Wüstentiere raffinierte Anpassungen entwickelt. Kamele etwa, also die zweihöckrigen Trampeltiere Asiens und die einhöckrigen Dromedare Nordafrikas und Arabiens, können ihre schlitzförmigen Nasenlöcher verschließen und so blitzartig abdichten. Sandkatzen werden von langen Haaren über den Ohren vor durch die Luft wehenden Sandkörnern geschützt. Und wer hat sich noch nicht in die langen Wimpern der Elefantenaugen verliebt, die sie natürlich nicht für uns entwickelt haben. Ebenso wie bei Kamelen schützen sie die empfindlichen Augen der von vielen zu Lieblingen erkorenen Tiere der Wüste.
Schwere Zeiten für große Tiere
Es ist mehr als erstaunlich, wie es derart große Pflanzenfresser wie Kamele, Springböcke und Wüstenelefanten schaffen, in einer Umgebung zu überleben, die so wenig Wasser zu bieten hat. Während Elefanten wahre Meister im Aufspüren verborgener Wasseradern sind und meilenweit durch die Wüste Richtung erfrischendes Nass marschieren, decken Springböcke und Oryxantilopen ihren Wasserbedarf zum großen Teil über Gräser und Blätter von Büschen und Sträuchern. Kamele wiederum bauen auf Höcker als Speicher für Fett. Das kann dann mithilfe von Sauerstoff in Wasser umgewandelt werden. Und sie vertrauen auf ausgeklügelte Wassersparmethoden, um so wenig Flüssigkeit wie möglich zu verlieren. So halten sie es ohne Probleme wochenlang ohne Wasser aus.
Auch die Australische Hüpfmaus hat eine raffinierte Taktik, um mit wenig Wasserangebot auszukommen: Sie stellt während extrem wasseramer Zeiten einfach mal ihre Ernährung und den Stoffwechsel um. Dann heißt ihr Motto: mehr fressen – und zwar kohlenhydratreiche Nahrung. Dank zwei spezieller Hormone kann sie aus der Stärke dann Wasser und Energie gewinnen.
Leben auf großem Fuß
Um sich auf dem Wüstenboden sicher vorwärts bewegen zu können, schaukeln Kamele auf mit Schwielen gepolsterten, huflosen Sohlen über den lockeren Sand. Darauf können sie ihr Gewicht so gleichmäßig verteilen, dass sie im losen Untergrund nicht einsinken. Auch die Elefanten der afrikanischen Namibwüste können ihr schweres Gewicht dank verbreiterter Sohlenauflagen gleichmäßig verteilen und gehen so in der Wüste nicht unter.
Manche Wüstentiere können für den Menschen aber auch richtig gefährlich werden. Die in den Wüsten Amerikas lebenden Felsen-Klapperschlangen etwa gehören zu den am meisten gefürchteten Gifttieren der Welt. Neben Skorpionen sind Klapperschlangen die gefährlichsten Bewohner amerikanischer Wüsten. Andere Wüstentiere dagegen verhalten sich meist friedlich – so zurückhaltend, dass sie bei uns als Heimtiere beliebt sind. Mongolische Wüstenrennmäuse etwa und Krötenkopfagamen gehören dazu. Sie lieben die Sonne und liegen gerne an warmen, hellen Plätzen herum – und zeigen dadurch sofort jedem, wo sie ursprünglich zu Hause sind: in den heißesten Zonen unserer Erde.