... uns die Zuladung von 140 Kilogramm, womit sich der Stahlrahmen des Bernds für schwere Fahrer empfiehlt. Zur Alltagstauglichkeit fehlt eine komplette Lichtanlage. Immerhin: Per Mausklick ließe sich beim Kauf im Online-Konfigurator eine Lichtanlage bestellen. Und da wir gerade im Webshop unterwegs sind: Wir würden statt zur mechanischen immer zur hydraulischen Scheibenbremse greifen, die wertet das Rad deutlich auf.
Gewicht 22,2 Kilogramm
Abmessung (L xBx H) 154 x 61 x 109 Zentimeter
Maximale Zuladung 140 Kilogramm
Motor Shimano Steps E5000
Akku 504 Wattstunden
Schaltung Shimano Nexus, 1x 8 Gänge, Riemenantrieb
Bremsen Mechanische Scheibenbremsen von Sram, 160 Millimeter
Laufradgröße 20 Zoll
Bereifung Maxxis, 50 Millimeter
Reichweite 49 Kilometer
DORT, wo sie auftauchen, erregen sie Aufmerksamkeit. Liegt es daran, weil sie unter ausgewachsenen Radlern wie Kinderfahrräder aussehen? Vielleicht auch an den ungewöhnlichen Rahmenformen? Die Rede ist von E-Kompaktbikes, den elektrischen Königen des größtmöglichen Fahrradkompromisses. Trotz ein paar kleiner Vorbehalte, die es gegenüber den Mini-Bikes gibt, versammeln sie eine größer werdende Fangemeinde hinter sich. Im Vergleich zum Megatrend E-Mountainbike sind die Verkaufszahlen zwar gering, aber sie steigen – und das stetig.
Das Faible für den Fahrspaß auf den kompakten E-Bikes entwickelt sich beim Fahren so wie der Appetit beim Essen – schon bald muss man die kleinen Kraftprotze einfach mögen. Aber es gibt viele weitere Gründe, sich ein E-Kompaktrad zuzulegen. Der wohl häufigste für Camper lautet indes: Die E-Minis sind der ideale Begleiter auf Reisen, weil sie sich bequem verstauen lassen.
VERGLEICH ZUM E-FALTRAD
Leicht zu verwechseln sind kompakte E-Bikes mit der Gattung E-Falträder. Größter Unterschied: Letztere lassen sich mit ein paar Handgriffen auf ein noch kleineres Maß bringen. An der Verwechslung sind die Kompakten nicht ganz unschuldig, denn an vielen von ihnen lassen sich das Cockpit mitsamt der Lenkerstange werkzeuglos einklappen und die Sattelstange per Schnellspanner leicht lösen. Doch anders als beim Faltrad kann das Kompaktrad zwar baulich verkleinert werden, besitzt aber kein Gelenk, womit man es gänzlich falten könnte und kostenlos in jeder Bahn mitnehmen dürfte. Erst gegen den Kauf eines Fahrradtickets dürfen E-Kompakträder daher Bahn fahren. Eine Ausnahme bildet Bayern, wo die Mitnahme von Rädern bis zu 20 Zoll in Zügen kostenlos möglich ist.
i:SY E5 ZR F DI2
SIEGREICHER STADTFLITZER
TESTSIEGER
Das i:SY räumt mit einem gängigen Vorurteil auf. Kritiker der Kompaktklasse monieren nämlich gern – ausgehend von den 20-Zöllern – das flatterhafte Fahrverhalten der Räder. Nicht so beim i:SY! Geometrie und Gewichtsverteilung, Reifenwahl und Sitzposition sorgen dafür, dass der grüne Flitzer extrem sicher fährt. Interessanterweise kommt das i:SY auch ohne Federgabel und Satteldämpfer aus – und bleibt (bei niedrigem Reifendruck) stets komfortabel. Das Bike lässt sich überdies sehr gut greifen, heben und transportieren, obwohl es mittelschwere 23,6 Kilogramm auf die Waage bringt. Und das Beste: i:SY hat dem neuen 2022er-Modell Boschs stärkstes Zugpferd spendiert. Spaß, Leistung und ein hohes Drehmoment sind damit garantiert. Von hoher Güte ist daneben auch die elektronische Nabenschaltung Shimano Nexus Di2. Dass es das Kompaktbike nur als Unisex-Modell gibt, wird nicht zum Problem, da sich die Lenkerhöhe um insgesamt 20 Zentimeter variieren lässt – die zentrale und aufrechte Sitzposition bleibt dabei erhalten. Neu gegenüber dem Vorgängermodell ist der Gepäckträger zur Aufnahme von Kindersitz, Korb oder Taschen. Starker Auftritt des i:SY: Am BIKE BILD-Testsieger werden sich die Mitbewerber weiter messen lassen müssen.
Gewicht 23,6 Kilogramm
Abmessungen (L xBx H) 158 x 68 x 112 Zentimeter
Maximale Zuladung 116,4 Kilogramm
Motor Bosch Performance Line CX
Akku 500 Wattstunden
Schaltung Shimano Nexus E5 Di2, 1x 5 Gänge, Riemenantrieb
Bremsen hydraulische Scheibenbremsen von Shimano, 180 Millimeter
Laufradgröße 20 Zoll
Bereifung Schwalbe Pick-Up, 60 Millimeter
Reichweite 62,9 Kilometer
"Die E-Minis sind belastbarer als Falträder.
Klingt so, als seien E-Kompakträder Minis zweiter Klasse? Nein, im Gegenteil. Sie punkten an anderer Stelle, vor allem mit einer stabileren Fahrweise und belastbareren Rahmen, die deutlich mehr Zuladung vertragen als die Falträder. Durch die robuste Bauweise sind die Kompakten außerdem weniger anfällig für Defekte, damit langlebiger, wartungsärmer und verlässlicher im Alltag.
Gemein ist beiden Fahrradklassen das Leben auf kleinem Fuß. Das Kompaktrad rollt in der Regel auf 20-Zoll-Laufrädern zum Kunden, andere Modelle, wie die von VanMoof und Storck, sind sportliche Ausnahmeerscheinungen.
Das kleinere Laufrad hat Vorzüge: Damit lässt sich so um jede Kurve zirkeln, als würde man Gokart fahren. Allerdings sagt man den kleinen E-Bikes nach, dass sie der Flatterneigung der Räder Vorschub leisten.
Das wollten wir genauer wissen. Hierfür sind wir ein ordentliches Gefälle mit über 30 km/h runtergerollt und haben dann zuerst kurzzeitig die Hände vom Lenker genommen und diesen danach provozierend nach links und rechts gekippt. Das Ergebnis darf Sie wieder durchatmen lassen: Es kam zu keinem Unfall, und alle E-Kompakträder verhielten sich spurtreu und haben das Bergabstück gemeistert – allen voran die beiden Vorzeigeräder i:SY und Tern, die es mit dem Geradeauslauf großer Trekkingräder mühelos aufnehmen können.
RIESE & MÜLLER TINKER VARIO
VERLÄSSLICHE KOMFORTKUTSCHE
Der Fahrrad-Wohlfühlfaktor von E-Bikes kann nicht hoch genug bewertet werden. Beim Riese & Müller tritt dies besonders deutlich zu Tage: Die Sitzposition findet ein gutes Mittel aus Komfort und Agilität, die gefederte Sattelstütze von Cane Creek – nur per Aufpreis erhältlich – würde jedem City-Bike gut zu Gesicht stehen, und die ergonomischen Griffe schmeicheln geradezu den Handflächen. Und dann ist da noch der segensreiche Federweg von 80 Millimetern. All das und die Möglichkeit, die Lenkerneigung in drei Stufen und die Lenkerhöhe in fünf Stufen einzustellen, führen dazu, dass viele Menschen, weiblich wie männlich, mit dem Rad glücklich werden. Mit der kleinen Ausnahme des etwas in die Jahre gekommenen Performance-Line-Motors von Bosch ist beim Tinker technisch alles auf der Höhe der Zeit: stufenlose Nabenschaltung mit Drehgriff, zupackende Tektro-Bremskolben, verschleißarmer Riemenantrieb und eine starke Lichtanlage von Busch und Müller. Wir fanden an unserem Testbike zudem den aufpreispflichtigen RX-Chip. Damit lässt sich beispielsweise der Akku-Status über die dazugehörige App abfragen. Das Tinker empfiehlt sich für vieles, auch für die Reise – so ist die Lenkerstange mit wenigen Handgriffen einklappbar.
Gewicht 24,8 Kilogramm
Abmessungen (L xBx H)
157 x 62 x 119 Zentimeter
Maximale Zuladung 110,2 Kilogramm
Motor Bosch Performance Line
Akku 500 Wattstunden
Schaltung Enviolo 380, stufenlose Nabenschaltung, Riemen
Bremsen hydraulische Scheibenbremsen von Tektro, 160 Millimeter
Laufradgröße 20 Zoll
Bereifung Schwalbe Big Ben, 55 Millimeter
Reichweite 71,2 Kilometer
KOMPAKT – ABER SCHWER
Werfen wir noch einen Blick auf die Maße. Im Vergleich zum herkömmlichen Fahrrad fehlen 20 Zentimeter und mehr in der Länge.
Klingt nach wenig, macht in der Praxis aber einen erheblichen Unterschied, wenn Sie das Rad durch ein enges Treppenhaus wuchten. Oder wenn Sie im Keller oder Fahrradabteil der Bahn Ihr Velo platzsparend verstauen müssen. Dann zählt jeder Zentimeter. Machen Sie sich bitte trotzdem keine falschen Hoffnungen: Die Räder eine Treppe hochzutragen, ist trotz kompakter Maße ein Kraftakt. Die Testmuster – der 15 Kilogramm leichte Carbonexot von Storck außen vor – sind spürbar schwerer als ihre motorlosen Geschwister. Im Mittel wiegen die sechs Testbikes 22,5 Kilogramm, womit man nicht so weit entfernt liegt von einem herkömmlichen E-Tourer. Offenkundig setzen Motor und Akku den Bikes ordentlich zu, bringen auf der anderen Seite Reichweite und Rückenwind. Selbst mit kompakten E-Bikes kann man am Ende nicht alles haben – und wird letztlich Kompromisse eingehen müssen. Umso erfreulicher ist, dass es beim Transport nicht nur aufs Gewicht ankommt, sondern auch auf die Griffposition. Vorbildlich gibt sich auch hier wieder Testsieger i:SY. Das Rad lässt sich super greifen und am Rahmen halten dank des zentralen Schwerpunkts.
"Sie sind auch im Alltag verlässlich.
STORCK NAME:2 XT 1X11 TRISPOKE
SPORTLICHER CARBONBOLIDE
Manchmal sollte man aus der Reihe tanzen. Ein Fahrrad, das dieses Motto kultiviert, ist das Storck mit dem sperrigen Namen. Wir wollten es dennoch gern im Testfeld haben, um zu demonstrieren, wie vielfältig der Markt der E-Kompakträder sein kann. Radsportler mit einem Faible für Carbon, für die eigentlich nichts kleiner als 28 Zoll infrage käme, könnten sich mit Sicherheit für das Storck, die 24-Zöller und Trispoke-Laufräder aus Carbon erwärmen. Das Rad würde es ihnen, obwohl es für ein Kompaktrad lediglich rekordverdächtige 15 Kilogramm auf die Waage bringt, dennoch nicht zu leicht machen. Schuld daran ist der Fazuas-Evation-Antrieb, der mithin nicht nur in E-Rennrädern mit Rückenwind prahlen kann statt Turbomodus. Ungleich mehr Drehmoment als 55 Newtonmeter braucht der Carbonbolide nicht, so stark sind dessen Beschleunigungswerte. Aber, werden Allwetterfahrer und Pendler einwenden, am Storck fehlen doch Schutzbleche, Lichtanlage und ein belastbarer Gepäckträger! Ja, stimmt, spielt bei diesem Kompaktrad-Konzept aber keine Rolle und würde nur das Gewicht nach oben treiben. Sorgen macht uns vielmehr, dass das Rad im Alltag umfallen könnte und dabei das feine Carbon zu Bruch ginge – der Fahrspaß wäre dann vorbei.
Gewicht 15,2 Kilogramm
Abmessung (L xBx H) ca. 168 x 76 x 9 Zentimeter
Maximale Zuladung 84,8 Kilogramm
Motor Fazua Evation
Akku 252 Wattstunden
Schaltung Shimano XT, 1x 11 Gänge, Kettenschaltung
Bremsen Hydraulische Scheibenbremsen von Magura, 160 Millimeter
Laufradgröße 24 Zoll
Bereifung Schwalbe Big Ben, 40 Millimeter
Reichweite 45,8 Kilometer
TERN HSD S+
VIELSEITIGES FAMILIENFAHRZEUG
Fast dürfte das Tern HSD unseren Testpiloten zweimal tragen, so hoch ist die maximale Zuladung: spitzenmäßige 142 Kilogramm. Allen Tern-Modellen ist dieses Transport-Gen gemein, dafür feiern Familien und Lastenradler die Marke. Ein Umstand, der sich beim Blick auf das mannigfaltige Zubehör auf der Hersteller-Webseite abermals bestätigt. Vom Kindersitz bis zum Regenschutz und der Transportbox bis zum Gepäckträgergestell – im Shop findet jeder Radler, was er für seinen Alltag braucht. So viele Möglichkeiten und die robuste Bauweise des Rades fordern ihren Tribut: Das HSD ist nicht nur sperriger als die Konkurrenz, sondern auch so schwer wie ein 28-Zoll-Tiefeinsteiger. Wenig überraschend, dass es sich dank des längeren Radstands auch wie ein herkömmliches Pedelec fährt. Eine dicke Lanze müssen wir für die vollautomatische Enviolo-Schaltung brechen: Einmal im Menü die Trittfrequenz eingestellt, gehört Schalten endlich der Vergangenheit an. Man muss sich kurz dran gewöhnen, dann aber gleitet man einfach sorglos seines Weges. Die hochwertige Ausstattung – Magura-Bremsen, Riemen, Cane-Creek-Sattelstütze und Federgabel – hat ihren Preis. Das von uns getestete HSD schlägt ein 5699 Euro tiefes Loch in den Geldbeutel potenzieller Interessenten.
Gewicht 27,8 Kilogramm
Abmessung (L xBx H) 166 x 68 x 117 Zentimeter
Maximale Zuladung 142,2 Kilogramm
Motor Bosch Performance Line
Akku 500 Wattstunden
Schaltung Enviolo AutomatiQ, Nabenschaltung, Riemen
Bremsen Hydraulische Scheibenbremsen von Magura, 180 Millimeter
Laufradgröße 20 Zoll
Bereifung Schwalbe Big Ben, 55 Millimeter
Reichweite 66,6 Kilometer
"Gefahren auf dem Prüfstand und im Alltag.
"Sogar Treppensteigen gehört zum Test.
VANMOOF X3
SMARTER PREISBRECHER
PREIS-LEISTUNGS-SIEGER
Tja, wer sagt denn, dass Mini-Fahrräder alle gleich aussehen? Wer das meint, sollte sich das VanMoof X3 anschauen! Neben seiner coolen Optik vereint es zudem zahlreiche Talente auf sich – es ist beispielsweise so vielseitig, dass es nicht nur in der Klasse der E-Kompakträder mitfahren kann, sondern genauso mühelos in einem City-E-Bike-Test mitspielt. Sowohl auf dem Prüfstand als auch in der Praxis legen die Niederländer ihre Reifeprüfung ab. Abstriche haben wir allerdings bei der Ausstattung und der Bewertung der Bremsen machen müssen. Da zeigt sich ein bekanntes Problem: Die Scheibenbremsen Marke Eigenbau können eben doch nicht mit denen der Spezialisten von Magura, Shimano und Tektro mithalten. Weiteres Manko: Auch die Güte der Materialien dürfte ruhig höher ausfallen. Andererseits: Was man als Kunde für 2200 Euro erhält, kann sich sehen lassen. Kein Wunder also, dass sich der stylishe Drahtesel zum Verkaufsschlager gemausert hat. Allem voran sprechen die smarten Funktionen wie GPS-Tracking und Diebstahlschutz viele Abnehmer an. Licht, Schutzbleche und Frontgepäckträger runden zudem die Alltagstauglichkeit ab. Nur bei der individuellen Anpassung hapert es leider. Denn lediglich die Sattelhöhe ist einstellbar.
Gewicht 21,1 Kilogramm
Abmessung (L xBx H) 163 x 65 x 100 Zentimeter
Maximale Zuladung 98,8 Kilogramm
Motor VanMoof, Frontnabenmotor
Akku 504 Wattstunden
Schaltung Elektronische Viergang-Automatikschaltung, Kette
Bremsen Hydraulische Scheibenbremsen von VanMoof, 160 Millimeter
Laufradgröße 24 Zoll
Bereifung Schwalbe Big Apple, 50 Millimeter
Reichweite 57,5 Kilometer
EIN RAD FÜR DIE REISE
Angesagt sind E-Kompaktbikes bei Städtern, klar. Aber längst sind auch viele Reisemobilisten auf den Geschmack gekommen. Die Räder finden locker in den großen Wohnmobilgaragen Platz, sodass einer Tour vom Campingplatz aus nichts entgegensteht. Auch für Fahrer von Mittelklassekombis sind sie eine Alternative. Passen sie doch, ohne Teile zu demontieren, meist in den erweiterten Kofferraum.
Einen weiteren Vorzug ließen wir bislang unerwähnt. E-Kompakträder sind Räder für die ganze Familie, für Mama und Papa und Kinder, sofern sie groß genug sind. Anders als bei Bernds, wo es unterschiedliche Rahmengrößen gibt, werden viele E-Kompaktbikes in Einheitsgröße ausgeliefert. Sehr gut daher, dass sich die Sitzposi tion der Modelle von Riese & Müller, i:SY und Tern individualisieren lässt. Hierzu muss man einfach die Lenkerneigung und die Lenkerhöhe neu arretieren.
Fazit
Es fällt schwer, sich nicht für E-Kompaktbikes zu begeistern. Die Minis machen Laune, haben Power und müssen sich in puncto Fahrverhalten nicht vor anderen Rädern verstecken.
Daniel Eilers
"E-Kompaktbikes machen einfach Laune.