...
Der geht ebenfalls mit einem durch die 48-Volt-Architektur unterstützten 2,0-Liter-Vierzylinder an den Start, bescheidet sich aber mit 190 PS und maximal 400 Newtonmetern, die ausschließlich an die Hinterräder gereicht werden.
Die Daten lassen den Blau-Weißen alt aussehen? Eben nicht: Mit einer anderen Getriebeübersetzung schafft es der BMW, dem Volvo im Standardsprint von 0 auf 100 km/h exakt 0,5 Sekunden abzunehmen. Das sind 7,1 zu 7,6 Sekunden.
Zugegeben, der Unterschied ist marginal. Und da es bei den zwei Edellastern auch nicht um den Rundenrekord auf dem Nürburgring geht, ist dieser Vergleich eher etwas für den Stammtisch als für die Straße.
Über 100 km/h zieht der V90 dem 5er dann davon – siehe Messwerte auf Seite 28. Bis er, so ist das jetzt bekanntlich bei Volvo, bei 180 km/h eingebremst wird. Der 520d rennt dagegen fast schwerelos weiter, bis die digitale Tachonadel die 225 erreicht hat.
Beide Diesel laufen unauffällig, nicht übertrieben kultiviert, bleiben aber akustisch immer zurückhaltend, sind gut gedämmt. Im direkten Vergleich wirkt der BMW eine Spur lebendiger, spricht lebhafter an als der Volvo.
Zumal, wie stets, auch die ZF-Achtstufenautomatik in Bestform agiert, schnell und sanft schaltet. Der Achtstufenautomat im Volvo kommt da nicht ganz ran, reagiert nicht ganz so hellwach.
Fahrtechnisch hat Volvo den V90 sehr sicher ausgelegt. Das ESP regelt früh, aber feinfühlig, ohne den Fahrer zu sehr zu bevormunden. Sportfeeling kommt im Kombi dennoch nicht auf, aber das will der B5 vielleicht ja auch gar nicht. Die Lenkung spricht ziemlich direkt an, vermittelt aber für unseren Geschmack zu wenig Gefühl.
Mit seiner Luftfederung an der Hinterachse überfliegt der V90 längere Wellen recht gekonnt, wirkt aber an der stahlgefederten Vorderachse ab und an überfordert, nimmt mit den mächtigen 20-Zöllern Querfugen und Ähnliches recht spröde.
Anders der BMW, der dank zusätzlich investierter 1200 Euro über ein adaptives Fahrwerk verfügt und so in allen Fahrmodi, mit 18-Zöllern besohlt, geschmeidig und harmonisch auch über die schlechtesten Wege zottelt. Hinzu kommt, dass der Bayer seinem Credo „Freude am Fahren“ durchaus gerecht wird.
STAUFÜHRUNG
Der BMW verfügt über einen Rettungsgassen-Assistenten – der hält den Weg frei für die Hilfskräfte.
Die Lenkung arbeitet schnell, exakt und präzise, ohne dabei spitz oder hektisch zu werden. Das ESP regelt spürbar später als beim Volvo, lässt sich sogar komplett abschalten und den 520d auf Wunsch fein über die Hinterachse kommen.
Auch der BMW ist keine Sportskanone, die den Rundenrekord sucht, aber der dynamisch orientierte Fahrer wird hier viel mehr Spaß haben als im Volvo. Unsere Wertung in der Fahrdynamik geht klar nach München.
Aber, wie gesagt, der Sportsgeist ist bei luxuriösen Langläufern vielleicht nicht das entscheidende Kaufkriterium. Es geht auch um Komfort und Praxistauglichkeit, und da haben beide ihre Stärken. Da wären zum Beispiel bei Volvo die in die Rückbank integrierten Kindersitze oder die separat öffnende Heckscheibe beim BMW, die einen schnellen Zugriff auf den Kofferraum ermöglicht. Der schluckt mit 560 Litern neun Liter mehr als der im V90. Zudem erfreut der 520d mit einer Rückbanklehne, die im Verhältnis 40:20:40 zu klappen ist. Bei Volvo gibt es in der Mitte der 60:40-Teilung lediglich eine – sehr schmale – Durchreiche, etwa für die Skier.
Und irgendwie hat man sich in München insgesamt mehr Mühe mit dem Gepäckabteil gegeben: Neben einem verriegelten und mehrfach geteilten doppelten Ladeboden lässt sich darunter auch die Hutablage platzsparend verstauen.
Die Rückbank selbst entert man im Volvo allerdings müheloser. Im BMW stört beim Einstieg etwas eine üppige Wulst, die sich später als angenehme Seitenwange auf den Außenplätzen der Fondbank erweist. Insgesamt gefällt dann auch die Sitzposition im 5er besser. Die Neigung der Rückenlehne, die Oberschenkelauflage und der Anstellwinkel der Knie sind einen Tick bequemer als im Volvo. Nicht ganz so gut geht es den Füßen. Die passen bei beiden einfach nicht komfortabel unter die Vordersitze.
Um die Stromversorgung der Smartphones hinten muss man sich weder hier noch dort Sorgen machen. Beide Kontrahenten bieten jeweils zwei USB-C-Anschlüsse. Im BMW wird aber noch etwas anderes geboten: die Möglichkeit, sich ausreichend mit Durstlöschern zu versorgen. Die Innentaschen der Türen fassen jeweils Ein-Liter-Flaschen. Davon können V90-Reisende nur träumen.
Träumen können auch alle Besitzer der neuesten BMW – vom iDrive-Controller. Den gibt es in den künftigen Modellreihen nämlich nicht mehr. Im 520d ist der geniale Drehdrücksteller auf der Mittelkonsole aber noch vorhanden. Das Multimediasystem lässt sich damit logisch, intuitiv und locker mit der rechten Hand steuern.
Bei Volvo ist der hochkant stehende Touchscreen die entscheidende Schaltzentrale, mit inzwischen entschlackten Menüs. Über den wird allerdings auch die Klimaanlage gesteuert. Und leider ist der Bedienstreifen so weit an den unteren Rand des Monitors gewandert, dass es während der Fahrt echt fummelig wird, die Wohlfühltemperatur einzustellen.
Das Google-System im V90 verhindert dann im Vergleich mit dem 5er noch etwas Wichtiges: Während das hauseigene Navi von BMW in der Lage ist, Spurhalter, Abstandsradar, Verkehrszeichenerkennung und so weiter in die Wegführung einzubeziehen, kann das Volvo mit Google Maps nicht.
So sorgt der Bayer auf Wunsch und mit aktiviertem Navi vor Kurven, Kreisverkehren und Kreuzungen für eine angepasste Geschwindigkeit. Das bietet Google nicht – dafür müsste der Tech-Gigant wohl zu sehr in die Tiefen der Fahrzeugsteuerung eingreifen. Weil wir gerade bei den Assistenten sind: Nur im BMW gibt es den Rettungsgassen-Assistenten. Der macht im Stau den Weg für die Rettungskräfte frei, egal in welcher Spur der 5er gerade fährt.
So weit, so klar. In der Eigenschaftswertung liegt der 520d insgesamt schon deutlich vor dem V90, doch der Durchbruch gelingt erst in der Kostenwertung. Der BMW schlägt nämlich, mit den bewerteten Extras des Testwagens – z. B. Head-up-Display, Aktivlenkung, Schaltwippen, adaptivem Fahrwerk und Komfortsitzen – mit 67 600 Euro zu Buche.
Der V90 B5 bringt es in der Ausstattung Ultimate Dark und einer mit 2190 Euro zusätzlich erkauften Luftfederung an der Hinterachse auf stolze 80 940 Euro. Das ist der Schweden-Hammer, der den Volvo in die Liga der Designerkombis für Individualisten katapultiert.
FAZIT
HOLGER PREISS, MIRKO MENKE
BMW und Volvo sind geräumige, praktische und hochwertig verarbeitete Kombis mit sparsamen Dieselmotoren. Sie empfehlen sich vor allem für die Langstrecke, wo der Diesel eben immer noch die erste Wahl ist. Am Ende liegt der BMW 520d deutlich vor dem schicken, aber teuren Volvo.