... ein wohlklingendes, robustes und am besten gleich spielfertiges Abspielgerät zum attraktiven Preis. Und damit wären wir beim Technics SL-10 0C.
Laut Hersteller besitzt der für Einsteiger konzipierte Dreher die klassischen Merkmale eines Technics- Turntables – und das in einem Plug- &-Play-Paket. Bedeutet: Die Japaner liefern den „Baby-Technics“ inklusive praktischer Auto-Lift- Funktion, Phono-Kabel sowie bereits angebrachtem MM- System. Dazu gibt es alle Must-haves: den markanten s-förmigen Alu-Tonarm und den hochwerti- gen eisenkern- losen Direktantriebsmotor. Anders als beim SL-1500C kommt der Neue aber mit dem Tonabnehmer Audio-Tech- nica AT-VM95C. Der große
Bruder spielt mit dem 60 Euro teureren Ortofon 2M RED, außerdem verfügt dieser über einen ins Gehäuse integrierten Phono-Vorverstärker. Damit empfiehlt sich der „kleine“ Technics-Dreher vor allem für Besitzer eines Verstärkers mit gutem Phono-Anschluss.
Das AT-VM95C stammt wie unser Direktläufer aus dem Land der aufgehenden Sonne. Mit 39 Euro ist es ein sehr preiswertes System mit konischer Nadel, die robust und einfach zu justieren ist. Es markiert den Einstieg in die bekannte VM95-Serie von Audio-Technica. Mit 4,0 Millivolt Ausgangsspannung ist diese verstärkerfreundlich ausgelegt.
REDUCE TO THE MAX
Stellt man den SL-100C direkt neben einen älteren SL-1210 MK2 (der Autor besitzt ihn), dann kommt einem der Klassiker plötzlich etwas altbacken vor: Der Neuling wirkt viel puristischer und irgendwie auch cooler. Weggelassen haben die Technics-Ingenieure aber nicht nur Verzierungen, sondern auch einige Ausstattungsdetails, auf die DJs abfahren. Dazu gehören unter anderem der Pitch-Fader und die ausfahrbare Nadel-lampe. Auch die Höheneinstellung des Tonarms per Rändelring, bei teureren Technics-Plattenspielern Usus, wurde gestrichen. Die Armhöhe lässt sich dennoch gut einstellen: SL-100C-Besitzer müssen dafür den Arm entriegeln und manuell anheben oder absenken. Markierungen geben Orientierung.
Wie steht’s mit der Praxistauglichkeit und der Verarbeitungsqualität? Erstere ist hoch, denn der Player ist einfach zu bedienen und schont sogar die Nadel in der Auslaufrille mit einer Auto-Lift-Funktion. Zudem erwies sich der 9,9 Kilogramm schwere Turntable als resistent gegen Körperschall. Auch wenn er den unumstößlichen mechanischen Eindruck der SL-1200 -Klassiker nicht aufleben lassen kann, macht er einen sehr gut verarbeiteten Eindruck.
Kommen wir zum Highlight des SL- 100C, dem genialen Direktantrieb. Bei diesem sind Motor und Teller per gemeinsamer Achse starr miteinander verbunden. Das sorgt für einen durchzugsstarken Antrieb. Frühere Probleme dieser Antriebsart (Polruckeln) haben die japanischen Entwickler seit einigen Jahren im Griff, da sie in ihre Plattenspieler Motoren einbauen, die auf Eisenkerne verzichten. Das sorgt für einen vorbildlich ruhigen und gleichmäßigen Lauf. Der Antriebsteller kann deshalb sogar etwas dünner und weniger schwer als bei früheren Technics-Spielern ausfallen. Innen ist er zusätzlich mit Kautschuk bedämpft. Schade nur, dass die Gummi- Auflagematte ein wenig eiert.
MESSLABOR
Die Absolutdrehzahl passt (0,05% zu langsam), unauffälliger Gleichlauf (±0,11%), und auch das nahezu brummfreie Rumpelspektrum kann sich sehen lassen – SNR Platte/ Messkoppler 71/82 dB. Das montierte MM-System bot akzeptable Werte für Kanaltrennung (L/R 38 dB; R/L 29 dB) und Hochtonverzerrungen (0,13% L; 0,45% R).
Liegt erst einmal eine LP auf dem Teller, ist die Matte vergessen: So spielte das japanische Analog-Duo bei „Me And Sarah Jane“ vom Genesis-Album „Abacab“ überraschend breitbandig auf. Phil Collins engagierter Gesang und seine teils knalligen Drums kamen an gesichts der dunkel-verwaschenen Klangqualität der Originalpressung von 1981 erstaunlich klar und offen rüber. Ohnehin präsentierte sich die Nippon-Kombi im Mitteltonbereich sauber, transparent und ausgewogen. Die Höhenwiedergabe, obwohl begrenzt durch den Tonabnehmer mit konischer Nadel, empfand der Autor ebenfalls als recht natürlich.
Der Rundstift des Audio-Technica- Systems schaffte es sogar, mithilfe des Technics recht sauber durch ein Stück zu kommen, an dem schon ganz andere Tonabnehmer gescheitert sind: „I Was Doing All Right“, hochdynamisch ins Rillenende von „Louis Armstrong Meets Oscar Peterson“ gepresst, lässt Satchmos Stimme und Trompetenspiel zum Abtast-Killer werden. Die Kombi Technics SL-100C und Audio-Technica AT- VM95C schlug sich bei diesem Stück wacker und quittierte heikle Passagen mit vertretbaren Abstrichen. Hut ab!
Eine Steigerung brachte der Wechsel auf eine elliptische VM95E-Nadel, die hörbar informativer und oben raus auch etwas feiner spielte. Am besten gefiel bei der ausgiebigen Test-Session im AUDIO-Hörraum jedoch das untere Tonspektrum des bezahlbaren und einfach zu betreibenden kleinen Technics. Die Bässe gingen erstaunlich tief und blieben selbst bei nicht perfekter Aufstellung im Sideboard noch recht stabil. Das nennt man praxisfreundlich. Prog nose: Der Technics SL-100C wird dem Thema „Analog“ weiter Auftrieb geben.
FAZIT
Cool, schwarz, stark: So sieht der Technics ohne „DJ-Kram“ nicht nur aus, so spielte er auch. Gerade im Bass überzeugte er mit seiner flinken und druckvollen Wiedergabe, die frei war von Ballast. Im Duo mit dem MM von Audio- Technica tönte er ausgeglichen und sauber. Mehr Transparenz und Detailfülle sind per Nadeltausch schnell erreicht.