... wichtige Rolle, wobei die heimische Fördermenge nur einen Teil der Nachfrage deckt. Bis vor kurzem wurden große Hoffnungen in die Förderung von Schiefergas gesetzt. Dessen Abbau durch Fracking ist aber beim aktuellen Stand der Technik in Polen nicht rentabel. Um den Gesamtbedarf an Erdgas zu decken, der jährlich bei etwa 15 Milliarden Kubikmeter liegt, müssen zwei Drittel des Rohstoffes importiert werden. Der Anteil der Erdgaslieferungen aus dem Osten betrug 2018 noch 61 Prozent der Gesamtimporte, jedoch sinkt er. Die sonstigen Einfuhren stammen aus Deutschland (18,6 Prozent) und aus anderen EU-Mitgliedsstaaten (2,3 Prozent). Die Lieferungen von Flüssigerdgas (liquified natural gas – LNG) machten 17,6 Prozent der Gesamteinfuhren gasförmiger Brennstoffe aus.
Pipeline des Anstoßes: Nord-Stream-Einweihung
kremlin.ru (CC BY 2.0)
1 Vgl. Energiepolitik Polens bis 2040 (PEP2040). Energieministerium. Warschau 2018. Entwurf 1.2, 23.11.2018, S. 22.
2 Vgl. Kellermann, Florian: Niederlage für Gazprom. EuGH-Urteil zu Gaspipeline Opal. In: Deutschlandfunk, 11.9.2019; https://www.deutschlandfunk.de/eugh-urteil-zu-gaspipeline-opal-niederlage-fuer-gazprom.1773.de.html?dram: article_id=458505.
3 Vgl. UOKiK gegen Nord Stream 2. In: UOKiK, 9.5.2018; https://www.uokik.gov.pl/aktualnosci.php?news_id=14322.
Die beiden genannten Projekte zur Diversifizierung der Gaslieferungen sollen Polen zum zentralen Gas-Umschlagplatz für Mittel-und Osteuropa sowie die baltischen Staaten machen, was zweifellos nicht im Interesse Russlands liegt. Mit anderen Worten: Werden die oben genannten Projekte abgeschlossen, ändert sich das Kräfteverhältnis im Energiesektor der Region zu Ungunsten Gazproms. Auch das am 31. August 2019 von Polen, den USA und der Ukraine unterzeichnete Abkommen über die Zusammenarbeit bei der Erdgasversorgung ist in diesem Zusammenhang von Bedeutung. Es geht dabei um eine Reform des ukrainischen Gasmarktes, um Infrastruktur für polnische Erdgasimporte, die ukrainische Infrastruktur für die Speicherung und den Export von US-amerikanischem LNG sowie um die Gasverbindungen in der Region. Wenn im Jahr 2022 der Vertrag über die Nutzung der Jamal-Pipeline ausläuft, durch die Erdgas von der Jamal-Halbinsel in Sibirien durch Russland, Weißrussland und Polen bis nach Deutschland geleitet wird, kann Polen vollständig auf den Import von russischem Gas verzichten oder dieses eventuell im Rahmen von kurzfristigen Verträgen kaufen. Dessen ungeachtet wird der Erdgastransit nach Europa die polnisch-russischen Beziehungen weiterhin belasten.
Prof. Dr. habil. Beata Molo
Politikwissenschaftlerin, Professorin der Krakauer Andrzej-Frvcz-Modrzewski-Akademie, Chefredakteurin der ZeitschriftBezpieczeństwo. Teoria i Praktyka
bmolo@poczta.onet.pl