... Stil zum Entspannen sein, auf der anderen Seite sollten sich aber auch die Kinder und Hunde darin wohlfühlen. „Es waren schon sehr klare Ideen vorhanden als die Kunden auf uns zukamen. Ein moderner Pool, eine großzügige Terrasse als Essplatz und Familientreffpunkt sowie eine Rasenfläche zum Spielen und Toben waren gesetzt. Das ebenfalls erwünschte Ruhepotenzial mit Koiteich brachte ich mit diesen Wünschen nur schwer übereinander“, erinnert sich Reinhold Borsch.
Plan: Reinhold Borsch
Im Falle der beschriebenen Familiensituation entschied sich Borsch jedoch für zwei unterschiedliche Gartencharaktere. So entstand ein 1.000 m2 großer, klar gegliederter Familiengarten mit direktem Terrassenanschluss am lichtdurchfluteten Anbau des Wohnzimmers. Der Essplatz für acht Personen unter einem nachts beleuchteten Sonnenschirm besteht aus Basaltlava- Platten. Der moderne Pool mit 50 Quadratmetern Wasserfläche und Poolheizung lädt selbst an kühlen oder trüben Tagen zum Schwimmen ein. Aus der Natursteinwand ergießt sich ein Wasserfall direkt in den Pool und blendet geschickt die Geräusche der Stadt aus. Die Lounge auf dem Holzdeck unter dem Sonnensegel ist im Sommer Lebensmittelpunkt für alle Bewohner. Die weitläufige Rasenfläche bietet genügend Raum zum Toben und Spielen für die Kinder und Hunde. Mit viel Bedacht und äußerst harmonisch platziert, leiten in den Randbereichen des Familiengartens Ahornsolitärs und geschnittene Bonsai-Wacholder in großen Gefäßen zum Thema Japan über. Die handverlesenen Kieselsteine, die sich zwischen Rasen und Steinterrasse befinden, sind eine Hommage an den optisch verborgenen, nur 450 m2 großen Japangarten.
Die Mauer mit einem großflächigen Schiebetor als trennendes und verbindendes Element der Gartenräume – für Reinhold Borsch das „größte Wagnis dieser Planung“.
Die andere Welt
Der Schritt durch das Holztor ist wie das Betreten eines anderen Kontinents. Das asiatische Flair umfängt den Betrachter und führt meist zu einem bewundernden Verharren. Große auserlesene Basaltfindlinge mit ihrem grauen Farbenspiel geben die harmonische Grundstruktur vor. Hinter diesen Riesen verbirgt sich die hohe Kunst der Steinsetzung. „Diese Findlinge haben wir nicht zufällig im Gelände verloren, sondern sie wurden nach der Bodenmodellierung alle einzeln von mir platziert“, erklärt Borsch, dem das hierfür notwendige Gespür im Blut liegt.
Linsenförmige Eiben, rotblühende japanische Azaleen sowie beeindruckende Kiefer- und Fächerahorn-Solitärs säumen das Ufer des Koiteiches. Trittsteine lassen das Betrachten der Fische inmitten der Wasserfläche zu oder formen sich zu einem spannenden Uferweg. 200 Kubikmeter Wasser enthält der organisch geformte Koiteich, in dem 15 Prachtexemplare im glasklaren Wasser schwimmen und ihre bunten Schuppen in der Sonne glitzern lassen. Eine hohe Eibenhecke sorgt für den notwendigen Sichtschutz. „Das Ausblenden der Nachbarschaft war bei diesem Garten eine echte Herausforderung. Die Platzierung der Gehölze musste exakt passen, damit die umliegenden Gebäude in keiner der vielen Blickachsen stören“, erläutert Borsch.
Rückzugsmöglichkeit
Das traditionelle Teehaus ist der Rückzugsort der Eltern. Eine gebogene Betonbrücke führt auf diese Insel der Ruhe, zu der eine Terrasse direkt am Teich gehört. Nicht einsehbar und harmonisch eingebettet zwischen Findlingen, Eiben- Hecken und großen Bäumen, ist das freistehende Teehaus ein kleines architektonisches Kunstwerk, dessen Nutzung allein den Eltern vorbehalten ist. Hier lässt es sich das ganze Jahr über entspannen: an lauen Sommerabenden draußen auf der Terrasse, im Winter oder bei schlechtem Wetter mit Jasmin- Tee im Inneren, inklusive romantischem Blick auf den Teich. Die Holzbauten in den Gärten von Borsch sind alle nach japanischen Originalplänen konstruiert oder, wie hier, sogar von einem japanischen Architekten entworfen. Das Zedernholz dafür wird aus Japan importiert und von einem deutschen Schreiner verarbeitet. Steinlaternen, Buddahs und Granitbrücken lässt Borsch direkt in Japan fertigen.
Visualisierung und Bau
„Wir zeigen interessierten Kunden immer unseren eigenen Schaugarten in Kempen, den wir derzeit komplett neu bauen. Ab und an haben wir auch die Möglichkeit, den Garten eines anderen Kunden zu besichtigen, was allerdings nicht die Regel ist“, führt Borsch auf. Viel wichtiger ist ihm die detaillierte und vor allem visualisierte Planung. „Wir bauen den Garten schon einmal am Computer, damit die Entscheider alles bis ins kleinste Detail entdecken können“, so Borsch. Von der Augmented Reality Technik hält er persönlich noch nichts, sie stellt sich für ihn noch zu künstlich und unwirklich dar.
Die Umsetzung vor Ort gibt der Chef nicht aus der Hand. Er ist der Bauleiter seines Teams, setzt die Steine, die großen Solitärs und legt auch alle Pflanzen aus. „Kran und Tieflader gehören bei unseren Stein- und Pflanzendimensionen zum täglichen Handwerkszeug.“ Die Findlinge kommen aus Polen, Schweden oder Norwegen, und zwar direkt aus den Steinbrüchen. „Wir zeigen den Kunden diese Materialien und auch die ausgewählten Pflanzen vorab und lassen sie uns freigeben. Die Wertigkeit und vor allem das Alter der Pflanzen sind dabei so hoch, dass wir kaum Überzeugungsarbeit leisten müssen. Hinzu kommt, dass unsere Gärten am Ende der Bauphase wie über Jahrzehnte gewachsen aussehen.“ Auch nach der Fertigstellung hält Borsch das Zepter in der Hand. „Wir pflegen diesen Garten zwei Mal im Jahr inklusive Gehölzschnitt. Und diesen Service bezahlt der Kunde natürlich.“ Für die Möblierung sorgen die meisten Kunden selbst, so auch bei diesem Objekt.
Das Teehaus als Rückzugsort der Eltern: Das Zedernholz stammt aus Japan, verarbeitet wurde es von einem deutschen Schreiner.
Das unternehmerische Risiko
Auf die Frage, ob Borsch bei so viel monetärer Vorleistung nachts auch mal schlecht schläft, verrät der Unternehmer: „Klar, das passiert immer noch. Doch was mich meist viel mehr beschäftigt als das Geld, ist die Frage, ob ich die ganzen Materialien und Pflanzen auch genauso bekomme, wie ich sie haben möchte“. Die Pflanzen in diesem Garten stammen aus Deutschland, Italien, Belgien, Japan und der Schweiz. Nicht immer hat Borsch das Glück, die benötigten Gehölze im Heimatland zu finden, weshalb er sich häufig in Asien auf Pflanzensuche befindet. „Um in Japan überhaupt wertvolle Gehölze erwerben zu dürfen, muss man sich das Vertrauen der Verkäufer durch Fachwissen und den Umgang mit diesen Pflanzen erarbeiten“, verrät der Unternehmer. Der teils aufwendige Transport dieser Raritäten steigert dann das unternehmerische Risiko um eine weitere Dimension.
Ein Japangarten ist nicht für jeden Kunden die richtige Wahl. Man muss sich auf diese andere Kultur einlassen und diesen Stil schätzen. „Die Kunden dieses Projektes aber waren sehr zufrieden mit unserer Leistung“, freut sich Borsch.
Mit guten Beispielen begeistern
In den Schaugarten in Kempen hat sich ein Kunde derart verliebt, dass Borsch den Garten bereits im Frühling 2019 an einem neuen Standort aufbaute. Die Chance der freigewordenen Fläche nutzt er für einen um 1.500 m2 vergrößerten Schaugarten. Die Eröffnung ist für den Sommer 2020 geplant – das hängt allerdings noch vom Lieferzeitpunkt einiger Gehölze aus Japan ab. Spätestens ab dann empfängt Borsch wieder interessierte Gäste in Kempen. Auf diesem Weg erfährt der Unternehmer übrigens am einfachsten, auf was seine zukünftigen Auftraggeber Wert legen. Die meisten Interessenten werden durch ihre Begeisterung für Kois, Borschs Webseite oder seine Messeauftritte auf der Giardina in Zürich auf ihn aufmerksam. Somit finden die Kunden Reinhold Borsch und nicht umgekehrt. Ein echter Luxus, den Borsch immer wieder aufs Neue zu schätzen weiß.