Das Gespräch mit Julie Mehretu, die 1970 in Addis Abeba geboren wurde und als Kind in die USA kam, findet wie so oft in diesen Zeiten per Videocall statt. Konzentriert und aufgeräumt wirkt sie, wie sie an ihrem Bildschirm in New York sitzt, wo sie schon lange mit ihrer Frau und den beiden Kindern lebt. Anlass des Interviews ist ihre Retrospektive, die nach Stationen in Los Angeles und New York nun am Walker Art Center in Minneapolis gezeigt wird.
Das Wort »vielschichtig« trifft auf Ihre Werke auch im technischen Sinn zu. Welche Ebenen überlagern sich in Ihrer Malerei?
Das unterscheidet sich von Bild zu Bild. Oft beginnt die Malerei mit einer obskuren Aufnahme, die verwischt, verschwommen oder verpixelt ist. Ich bin nicht an der Wiedererkennbarkeit des Bildes interessiert, sondern eher daran, was darin eingebettet ist, das Licht, die Farbe, der Moment, die Aktion einer Darstellung. Damit beginnt es. ...