... vermelden nahezu alle E-Bike-Hersteller volle Auftragsbücher. Was für die Branche toll klingt, bedeutet für Kunden mitunter Wartezeiten von bis zu sechs Monaten, bis das Wunschrad fertig montiert ausgeliefert wird. So ist etwa mit den 2022er Neuheiten erst ab Sommer oder Hebst zu rechnen. Aber auch wenn es nicht sofort mit der Auslieferung des Wunschrades klappt, gilt, dass ein E-Bike sich sowohl bei schönem Wetter mit Sonnenschein als auch an Herbsttagen als tatkräftige Unterstützung beim Fahrradfahren bewährt. Geht es etwa nach dem europäischen Branchenverband CIE (Cycling Industries Europe), wird der E-Bike-Boom noch jahrelang weiter anhalten: Laut aktuellen Prognosen könnten in Europa im Jahr 2030 knapp 50 Prozent mehr Räder verkauft werden als noch im Vor-Corona-Jahr 2019. Dabei sind der CIE zufolge E-Bikes bis 25 km/h Motorunterstützung (Pedelecs) am gefragtesten. Anfang 2021 gab es rund 7,1 Millionen Elektrofahrräder in deutschen Haushalten (Anfang 2020: 5,9 Millionen E-Bikes). Diese verteilten sich auf knapp 5,1 Millionen Haushalte (2020: 4,3 Millionen). Bis zum Jahr 2030 soll sich laut CIE der Absatz auf 17 Millionen E-Bikes mehr als verdreifachen.
Das Testfeld
Im Test der 2021er E-Bikes sind Pedelecs ab 1.998 Euro dabei. Dabei bilden die Urban-E-Bikes die größte Produktgruppe mit vier E-Bikes. Urban-oder auch Inkognito-E-Bikes zeichnen sich unter anderem durch einen besonders leichten Bau aus mit „unsichtbarem“ Akku und E-Antrieb. Mit drei Modellen ist die Gruppe der City-bzw. Trekking-Pedelecs im Test dabei. Diese Elektroräder sollen sich für gemütliche Stadt-und Landfahrten eignen. Wer es sportlicher mag, der sollte einen Blick auf Crossover-Pedelecs werfen, die Mountainbikes unter den E-Rädern. In diesem E-Bike-Test vertritt das Powerfly FS 9 Equipped von Trek diese Kategorie.
E-Bike-Trends, die auch 2022 gelten
Der Pedelec-Markt ist breit gefächert. Neben schickem Design wollen die Hersteller auch mit technischen Finessen punkten.
■ Unsichtbare E-Bikes (Urban): verhältnismäßig leicht, der Rahmen schlank wie bei einem herkömmlichen Tourenrad, aber ausgestattet mit einem recht kraftvollen Motor. Mit 15,7 Kilogramm Gewicht ist das Arthur IX von Schindelhauer das leichteste Inkognito-Bike im Test.
■ Pedelecs für Stadt und Land im Retro-Look: Auch E-Bikes, denen man ansieht, dass sie per Elektromotor angetrieben werden, müssen nicht langweilig wirken. Dafür stehen in Retro-Optik gefertigte Hollandräder wie das Juna+ aus diesem Test.
■ Kraftvolle E-Mountainbikes: Für den Einsatz abseits befestigter Wege sind sogenannte Crossover-Bikes mit Federgabel und gefedertes Fahrwerk optimiert. Sie können auch Asphalt und bieten eine Ausstattung für die Nutzung im Straßenverkehr.
1 VANMOOF S3
Urban-Pedelec, 2.348 Euro
Einzigartig: Das VanMoof S3 ist im besten wie im schlechtesten Sinne eigenwillig: Das moderne, kantige Design gefällt, der Fahrkomfort ist recht angenehm, und smarte Funktionen wie die App-Steuerung sind zeitgemäß. Der nicht (vom Laien) entnehmbare Akku sorgt für sehr solide 86 km Reichweite, und der Motor hat mit seinen 250 Watt spürbare Kraft. Auch die elektrische Viergangschaltung sorgt für Freude, genau wie die gelungene Verarbeitung. Aber es gibt auch Raum für Kritik: Das fest im Rahmen integrierte LED-Licht folgt beim Lenken nicht dem Fahrweg, außerdem hat der Lenker einen unangenehm engen Einschlagwinkel. Eine Federung gibt es nicht, und auch der Antritt aus dem Stand gerät etwas schwerfällig. Dafür hat man bergab schnell das Gefühl, ins Leere zu treten. Das futuristische LED-Display am Rahmen gibt zwar Auskunft über den aktuellen Status des Rades, nervt aber mit quäkenden und blubbernden Tönen. Trotzdem macht das Fahren mit dem S3 Spaß, nicht zuletzt wegen der hochwertigen Ausstattung.
Einschätzung Fahrkomfort: Das S3 fühlt sich an wie ein Hauch Zukunft und fährt sich sehr solide. Fahrkomfort und Ausstattung sichern ihm eine gute Note, mit einigen modernen Anleihen steht es sich aber hin und wieder selbst im Weg.
+ Als günstigstes E-Bike im Test bietet das S3 ein hochwertiges Gesamtpaket.
- Zugunsten der modernen Aufmachung gerät das Rad stellenweise unpraktisch.
ERGEBNIS: gut 2,4
2 AMPLER STOUT
Urban-Pedelec, 1.999 Euro
Souverän durch die Stadt: Als Rundum-sorglos-Paket präsentiert sich das Ampler Stout. Es kommt voll ausgestattet mit Kettenschaltung (10 Gänge) sowie Bremsen der Marke Shimano, LED-Beleuchtung, Gepäckträger, Seitenständer und Schutzblechen. Ein vollständiger Satz Montagewerkezug liegt ebenfalls bei. Schön: Der Akku befindet sich versteckt im Rahmen, das Stout wirkt daher wie ein klassisches City-Bike. Es wiegt außerdem mit 16,6 kg angenehm wenig. Leider reicht eine Ladung des nicht entnehmbaren Akkus nur für etwa 40 Kilometer, dann muss das E-Bike wieder an den Strom. Der verbaute 250-Watt-Motor sorgt beim Stout für einen eher moderaten Antritt, bergauf quält sich das Rad trotz maximaler Unterstützung mit nur 15 km/h. Auf ebener Straße fährt es sich dafür flott und komfortabel, trotz fehlender Federung. Dank der klassischen Bauweise manövriert das Stout außerdem etwas sicherer durch die Straßen als seine schwergängigen Trekking-Mitbewerber. Einschätzung Fahrkomfort: Wer sich bei einem E-Bike einfach nur ein klassisches Fahrrad mit Motor wünscht, wird das Stout lieben. Leider lassen Motorleistung und Akkureichweite zu wünschen übrig, für den Stadtgebrauch reichen sie aber aus.
+ Von Kettenschaltung bis Gepäckträger ist alles dabei, was man sich wünscht.
- Akku und Motor sind im Vergleich etwas schwachbrüstig.
ERGEBNIS: gut 2,5
3 SCHINDELHAUER ARTHUR IX
Urban-Pedelec, 4.995 Euro
Hingucker: Das schicke Schindelhauer Arthur IX sieht gar nicht nach einem E-Bike aus. Der fest eingebaute Akku verbirgt sich im schlanken Rahmen, und auch sonst hebt sich sein Retro-Design von anderen Pedelecs ab. Allein der Carbon-Zahnriemen lässt vermuten, dass hier moderne Technik im Spiel ist. Mit nur 15,7 kg ist es das Leichteste im Test und lässt sich so angenehm bei Bedarf auch in der Bahn mitnehmen oder über Bordsteine tragen. Letztere sollte man aber nicht überfahren, denn das Arthur ist ungefedert und macht so jede Unebenheit spürbar. Es fährt sich daher etwas steif. Komfortabel sind dafür die Pinion-Getriebeschaltung mit neun Gängen sowie die drei Unterstützungsstufen des Motors. Der sorgt für einen recht kraftvollen Antritt, lässt das Rad bergauf trotz maximaler Unterstützung aber nur mit rund 15 km/h vor sich hin tuckern. Auf flachem Gelände ist man mit ihm dennoch zügig unterwegs, wenn auch nur rund 60 Kilometer pro Akkuladung. Einschätzung Fahrkomfort: Das Arthur punktet mit seiner Optik – dafür bleiben Leistung und Reichweite etwas auf der Strecke. Für flotte Trips durch die Stadt eignet es sich aber gut, zumal Bremsen, Beleuchtung und die restliche Ausstattung sehr hochwertig ausfallen.
+ Für ein E-Bike ist das Arthur IX erstaunlich leicht, schlank und edel gefertigt.
- Optik über Komfort: Das Fahrrad kommt ungefedert und ohne Ständer.
ERGEBNIS: befriedigend 2,6
4 COWBOY 3
Urban-Peelec, 2.090 Euro
Scharf und schnittig: Am athletischsten präsentiert sich im Test das Cowboy 3. Dessen sportlicher Ansatz fällt nicht nur durch die hartkantige Optik auf, auch der Sitz im schmalen Sattel ist straff und gebeugt. Seitenständer fehlt, und auch eine Gangschaltung besitzt das Cowboy nicht. Stattdessen überträgt der Carbon-Zahnriemen das Drehmoment direkt auf die Hinterachse (Singlespeed) – Antritt und Fahrverhalten sind entsprechend scharf. Das macht beim Anfahren an der Ampel viel Spaß, beim Erreichen des Maximaltempos tritt man dann aber schnell ins Leere. Bergauf macht der Motor leider schlapp und ächzt mit nur 11 km/h vor sich hin. Das Cowboy ist daher klar für den Stadtverkehr konzipiert, lange Strecken sind mit dem Akku sowieso nicht drin: Der schafft weniger als 50 Kilometer mit einer Ladung, ist aber immerhin entnehmbar und innovativ in den Rahmen integriert. Gleiches gilt für die LED-Beleuchtung, die beim Bremsen hell aufstrahlt.
Einschätzung Fahrkomfort: Schneller als mit dem Cowboy kommt man wohl aus dem Stand nicht los. Das sportliche E-Bike glänzt bei Beschleunigung und Stop-and-Go im Stadtverkehr. Der Fahrspaß wird aber getrübt, wenn man einmal eine längere Straße ohne Unterbrechungen vor sich hat.
+ Sehr sportlicher Flitzer, der auf Kurzstrecken für viel Fahrfreude sorgt.
- Reichweite und Motorleistung für Alltagsgebrauch eher ungeeignet.
ERGEBNIS: befriedigend 2,7
1 KALKHOFF ENDEAVOUR 3.B MOVE
City-/Trekking-Pedelec, 2.499 Euro
Grundsolide: Das Kalkhoff Endeavour 3.B Move fühlt sich wie ein regelrechter Allrounder an: Mit dem „Bosch Performance Line“-Motor (250 Watt) des Pedelecs meistert man Strecken in der Stadt und auch auf Feldwegen. Dank soliden und entnehmbaren Akkus sind so knappe 80 km Strecke möglich. Dabei schreckt das Endeavour auch vor Steigungen nicht zurück und bringt bergauf noch angenehme 20 km/h auf das Multifunktionsdisplay. Darüber steuern Nutzer die vier Motorstufen von Eco bis Turbo und aktivieren so eine angenehme Schiebe-Unterstützung. Die ist für die rund 25 Kilo Gewicht des Rades auch nötig. Sein Aluminium-Rahmen ist sehr stabil, und dank Federgabel, Scheibenbremsen, Gepäckträger und LED-Beleuchtung ist es für nahezu jeden Ausflug gewappnet.
Einschätzung Fahrkomfort: Als Stadtrad macht das Endeavour genauso glücklich wie bei längeren Strecken auf dem Land. Bordsteine oder Pfützen nimmt man mit ihm souverän, ohne schmerzhaften Stoß oder nassen Rücken. Dank der 8-Gang-Kettenschaltung fährt es auch bergab immer mit einem angenehmen Antritt, und der breite Lenker trägt wie der bequeme Sattel spürbar zum Fahrspaß bei – nur wirklich sportlich ist man nicht unterwegs.
+ Für vielseitige Touren geeignet, hohe Reichweite und solide Ausstattung.
- Hohes Gewicht und etwas klobige Aufmachung erschweren Transport.
ERGEBNIS: gut 2,0
2 DIAMANT JUNA +
City-/Trekking-Pedelec, 2.969 Euro
Fahrbarer Sessel: Komfort wird beim Hersteller Diamant groß geschrieben: Das Juna + verdient sich im Test das Prädikat „richtig gemütlich“ und kann auch optisch überzeugen: Der Look eines klassischen Hollandrades wird hier mit den Vorzügen eines E-Bikes kombiniert. Das Juna + schafft rund 77 km Strecke, bevor Nutzer es dank seines entnehmbaren Akkus bequem in der Wohnung wieder aufladen – eine solide Reichweite, die man auf dem weichen Ledersattel gerne zurücklegt. Mit seinem Mittelständer steht das knapp 25 Kilo schwere Rad sicher, selbst mit beladenem Frontgepäckträger. Eine Kettenschaltung mit neun Gängen sorgt derweil für ein angenehmes Tretgefühl, auch beim Fahren mit 25 km/h Maximalgeschwindigkeit. Die ist im Turbo-Modus schnell erreicht, allerdings lässt der Bosch-Motor (250 Watt) bergauf etwas an Wumms vermissen. Gute Scheibenbremsen, eine Wegfahrsperre und LED-Beleuchtung in Retro-Optik runden das Gesamtpaket ab. Einschätzung Fahrkomfort: Klar, die meisten Hollandräder fahren sich bequem – man findet sie aber nur selten mit E-Motor. Das Juna + vereint beides und wird nur durch seinen Akku als Pedelec enttarnt. Die fehlende Federung fällt kaum auf, nur das hohe Gewicht stört etwas im Alltagsbetrieb.
+ Das wohl gemütlichste Fahrrad im Test mit großem Augenmerk auf Komfort.
- Motorunterstützung könnte kraftvoller sein, das Gewicht hingegen geringer.
ERGEBNIS: gut 2,2
3 DIAMANT BERYLL ESPRIT+
City-/Trekking-Pedelec, 3.269 Euro
Klassisch und modern: Diamant verfeinert mit dem Beryll Esprit+ das klassische Fahrrad mit modernen Anleihen: Dabei trifft ein solider Rahmen mit hohem Lenker und aufrechtem Sitz auf einen Carbon-Zahnriemen und verlässliche Scheibenbremsen (Shimano). Beim Fahren bemerkt man schnell das hohe Gewicht von rund 28 Kilo, dennoch lenkt sich das Esprit+ zuverlässig. Allerdings hat der „Bosch Active Line“-Motor (250 Watt) hier ordentlich zu wuchten: Bergauf schafft das Rad nur 16 km/h in der Spitze. Ein für Stadteinsätze ausreichender 500-Wh-Akku versteckt sich im Unterrohr und kann seitlich entnommen werden. Eine Ladung reicht dabei für gute 70 Kilometer Strecke aus. Für die Stadt ist das absolut in Ordnung, hier fährt sich das Esprit+ auch am besten. Dank einer gefederten Frontgabel sind aber auch kurze Abstecher in die Natur kein Problem.
Einschätzung Fahrkomfort: Der aufrechte Sitz sorgt für einen angenehmen Überblick über das Verkehrsgeschehen, wenn man mit dem Beryll Esprit+ unterwegs ist. Der moderate Antriebsschub gefällt auf längeren Strecken, ständiges Anfahren ist hingegen wegen des Gewichts des Fahrrads etwas lästig. Die verbaute Nabenschaltung (8 Gänge) bewahrt Nutzer davor, bergab ins Leere zu treten.
+ Angenehm komfortables Stadtrad mit hochwertiger moderner Ausstattung.
- Das hohe Gewicht ist spürbar und belastet den Motor, außerdem relativ teuer.
ERGEBNIS: gut 2,4
TREK POWERFLY FS 9 EQUIPPED
Crossover-Pedelec, 7.299 Euro
Außer Konkurrenz: Das Trek Powerfly FS 9 fühlt sich dort am wohlsten, wo alle anderen Räder aus dem Test kapitulieren würden – in Schlamm und unwegsamem Gelände. Der Bolide fährt mit allem auf, was ein E-Bike für solche Herausforderungen braucht: einem 250-Watt-Motor der Bosch Performance Line CX, 12-Gang-Kettenschaltung, Gabelfederung und sogar einem Stoßdämpfer (130 mm). Die vier Unterstützungsstufen des Motors lassen sich bequem am Lenker regeln – dort kann auch ein Smartphone eingespannt werden, etwa zum Navigieren. Besonders die breiten „Line Comp 30“-Laufräder fallen auf und sorgen auf unbefestigten Pisten für den nötigen Grip. Das Geländebike richtet sich klar an Profis und Crossbiker. Die finden im Rahmen einen starken Akku (entnehmbar), der sie etwa 80 km weit über die Piste trägt. Dort kommen auch die „Shimano Deore XT“-Scheibenbremsen zum Tragen, die sehr gut im Test abschnitten, für die Straße aber völlig überdimensioniert sind.
Einschätzung Fahrkomfort: Mit seinen breiten Reifen und gut 27 Kilo Kampfgewicht hat das Powerfly FS 9 in der Stadt wenig zu suchen. Auch für längere Ausflüge ist es eher ungeeignet. Sportler freuen sich hingegen über eine kraftvolle Maschine, die schon fast an ein Motocross-Bike erinnert.
+ Umfassend ausgestattet, mit starkem Akku und sehr guten Bremsen.
- Sehr schwer und klobig, nichts für die Stadt – daher im Test außer Konkurrenz
ERGEBNIS: gut 1,8