Großdorsch am Stück? Oder wie stellen sich das die Norweger jetzt vor?
FOTOS: R. KORN
Ja, spinnt der Korn jetzt total? Drogen und angeln - geht's noch? Eigentlich soll es hier auch gar nicht um Heroin im Speziellen gehen, sondern um Verbote und Regeln. Die Norweger diskutieren mal wieder die Ausfuhrbestimmungen für Angeltouristen. Die 20-Kilo-Regel ist gerade erst in Kraft getreten, da schwirren schon wieder abstruse Ideen durch norwegische Behördenköpfe. Ein ernst gemeinter Vorschlag: Die Angeltouris dürfen nur noch komplette Rundfische mitnehmen - ausgenommen und ohne Kopf, aber eben nicht filetiert. Warum? Weil einige meinen, dass die Touris nur die feinsten Stücke Rückenfilet herausschneiden und mit dem Rest die Möwen füttern. Sicherlich filetiert der eine oder andere großzügiger, vor allem, wenn Bauchlappen voller Nematoden sind, aber die meisten Angler, die ich beim Verarbeiten ihrer Fänge sehe, filetieren ordentlich.
Der Vorschlag, nur noch ganze Fische mitnehmen zu dürfen, ist dagegen falsch und kontraproduktiv. Was soll ein Angler, der zuhause Fischgerichte für zwei Personen zubereiten möchte, mit einem 10-Kilo- Dorsch - in Gänze eingefroren? Soll er den lutschen? Also würden bei Umsetzung dieser Regel viele größere Fische zurückgesetzt werden, auch wenn sie verletzt sind oder aus größeren Tiefen hochgeholt wurden. Diese Regel des "ganzen Fisches" ist wirklich unglaublich falsch gedacht.
Und natürlich geht es bei allem auch um den Schwarzhandel, den Schmuggel mit Fisch - ein Reizthema im Land. Seit vermehrt kontrolliert wird, werden auch häufiger Fischschmuggler geschnappt. Gut so! Denn diese Leute sind nichts anderes als Verbrecher, die zigtausende ehrliche, sich an die Gesetze haltenden Angelurlauber in Misskredit bringen. Und jetzt kommen wir zum Heroin, zu Überfällen und zu Steuerhinterziehung: Ja, auch diese Dinge sind in Norwegen verboten und doch - große Überraschung - gibt es all dies im Nordland. Teilweise nicht zu knapp, die Zeitungen sind voll davon. Die Norweger können ehrliche Angeltouristen, die die gewaltige Mehrheit stellen, noch so mit strengeren Verboten belegen, sie werden dadurch den Fischschmuggel nicht um ein Prozent reduzieren! Denn diese Verbrecher halten sich an keine Gesetze, sondern kalkulieren Strafgelder schon mit ein. Mein Rat an die norwegischen Behörden: Belohnt die ehrlichen Angeltouristen, verstärkt die Kontrollen; setzt die Strafen drastisch nach oben, meinetwegen mit Gefängnisaufenthalt inklusive für besonders dreiste Schmuggler.
Die vielen ehrlichen Angeltouristen, die sich an Recht und Gesetz halten, lassen übrigens auch eine Menge Geld im Land. Es bleibt zu hoffen, dass die Verantwortlichen in Norwegen noch zur Einsicht kommen und solche unsinnigen Beschlüsse wie das "Ganzfisch-Gebot" noch einmal gründlich überdenken. Die Anhörungsfrist wird gerade abgelaufen sein, wenn diese Ausgabe von Kutter & Küste erscheint - mit Beschlüssen rechnen Experten der Angelreise-Branche bereits im Frühjahr.
Herzlichst Ihr