... Frauen und ein Kind. Dazu noch ein Lamm, dem der Knabe auf den Rücken zu steigen versucht. Dass es dabei um ein durchaus ernstes Thema geht, wird bei diesem Bild erst auf den zweiten Blick ersichtlich. Denn da ist dieser unwirtlich blasse, felsige Hintergrund. Eine karge Gebirgslandschaft, wenig einladend bis auf den Baum rechts im Bild. Auch der Vordergrund ist steinig, er deutet auf den Rand eines Felsens hin, an dem die Gruppe zu sitzen scheint. Oder auf Stufen einer Treppe? Einen Abgrund gar?
Der Titel verrät, welche Geschichte hier erzählt werden soll: Anna selbdritt heißt so viel wie „Anna als Teil einer Dreiergruppe“ und ist ein feststehender Terminus für eine Gruppenkomposition mit der heiligen Anna, ihrer Tochter Maria und deren Sohn Jesus. Genau das ist zunächst auch einmal die Oberfläche: eine Generationenfolge, ohne dass der Altersunterschied der Frauen sehr signifikant wäre. Anna ist in ihrem grauen Kleid als Witwe ausgewiesen, Maria in den üblichen Farben Blau und Rot, der Knabe nackt. Letzterer hat darüber hinaus ein Lamm bei sich, was auf die Opferrolle hindeuten soll, die er im Begriff ist anzunehmen. Maria scheint ihn von dem Tier trennen zu wollen, sie hat einen Arm um seinen Körper gelegt und macht offenbar Anstalten, ihn an sich zu ziehen. Man kann das symbolisch deuten als Versuch, den Lauf des Schicksals doch noch zu ändern.
LEONARDO DA VINCI (1452 – 1519) Der Italiener aus der Renaissance ist einer der bedeutendsten Universalgelehrten der Geschichte
Wie etwa an Marias blauem Gewand zu erkennen ist, hat Leonardo da Vinci dieses Bild nicht mehr fertigstellen können. Wahrscheinlich hat er bis zu seinem Tod daran gemalt.
AUSSTELLUNG
Das Original des Kunstwerks ist zu sehen in der AusstellungLeonardo da Vinci im Louvre in Paris. Bis 24. Februar.
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GEMÄLDE: LOUVRE, FOTO: RENÉ-GABRIEL OJÉDA/RMN-GP; PORTRÄT: GETTY IMAGES