... und einer Zigarette mit Freunden und Nachbarn. Dann nehme ich mein Werkzeug und komme so um 9 Uhr zu meinem Standplatz. Hier arbeite ich rund fünf Stunden - mal mehr, mal weniger, das hängt von der Nachfrage ab. Fünf, sechs Kunden reichen, dann kann ich meine Rechnungen bezahlen.
UND AM SONNTAG?
Ich arbeite sieben Tage die Woche. Nur während der Feiertage zum Vietnamesischen Jahreswechsel Ende Jänner nicht. Das ist die wichtigste Zeit im Jahr. Da besuche ich meine Eltern und koche für sie, ich treffe meine Freunde - und wir alle wünschen uns aus ganzem Herzen Glück.
WAS MÖGEN SIE AN IHREM BERUF?
Ich bin selbständig und von niemandem abhängig. Ich rede mit den verschiedensten Menschen, es gibt immer viel Neues zu erfahren.
WIE WURDEN SIE FRISEUR?
Ich habe als junger Mann sechs Jahre lang in der damaligen Tschechoslowakei gelebt, zuletzt in der schönen Stadt Strakonice. Die Tschechen sind erstaunliche Menschen, lustig und nett, es war eine schöne Zeit. Ich habe dort eine Ausbildung zum Techniker gemacht. Aber hier konnte ich dann keinen passenden Job finden. Also habe ich umgesattelt: Nach einem Monat beherrschte ich alles, worauf es ankommt.
WIE SIEHT IHR ZUHAUSE AUS?
Mit meiner Frau lebe ich auf 30 Quadratmetern. Wie für viele Menschen, die in der Stadt leben, ist der Platz auch für uns recht limitiert.
WOVOR FÜRCHTEN SIE SICH?
Vietnam ist ein sehr sicheres Land, ich fürchte nichts. Ich mag nur nicht alt und gebrechlich werden und nicht mehr tun können, was ich will. Aber genau das wird die Zukunft bringen. Das Leben ist, wie es ist.
WORAUF WOLLEN SIE NICHT VERZICHTEN?
Auf meine Mitmenschen! Ich glaube, die Welt ist nicht für einen allein gemacht. Leben heißt, Menschen um sich zu haben.
Weil er die Küche dort so mag, machte der aus der Schweiz stammende Fotograf Claudio Sieber für ein halbes Jahr Station in Hanoi. „Zu meiner morgendlichen Routine gehörte dort ein dem Tiramisu ähnlicher Eierkaffee auf dem Balkon eines Cafés. Gegenüber startete auch Herr Cu‚ ò‚ ng seinen Tag. Er spricht Englisch - deshalb habe ihm später meine Frisur anvertraut.“