... Feldtag. Dr. Stephan Hartmann von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) thematisierte auch die richtige Schnitthöhe der Luzerne. „Schauen Sie sich den Bestand vor oder während des Mähens gut an und achten Sie auf den untersten Blattspross. Er gibt die Schnitthöhe vor“, riet er den anwesenden Landwirt:innen. Der unterste Blattspross sollte stehen bleiben, damit die Luzerne nach dem Schnitt schnell wieder austreibt und zügig neue Sprossmasse und eine gute Bodenbedeckung bilden kann. „Die Schnitthöhe müssen Sie gegebenenfalls also von Feld zu Feld variieren können“, sagte Hartmann.
Digitaler Spaten
„Das Nutzen der eigenen Sinne und Beobachtungen über das Jahr hinweg ist oftmals schon eine gute Hilfe, um den Boden besser zu verstehen“, waren die einleitenden Worte von Naturland-Berater Werner Vogt-Kaute auf einem NutriNet-Feldtag in Bayern zu Bodenuntersuchungen. Aufgrund des großen Umfangs seien gerade die Ergebnisse der Unterfrauner-oder Kinsey-Analysen auf den ersten Blick oft schwer verständlich. „Düngungsempfehlungen sollten deshalb mit Vorsicht analysiert und gegebenenfalls mit einem Berater abgestimmt werden“, ergänzte er.
Eine weitere Möglichkeit der Bodenuntersuchung stellte das junge Unternehmen Stenon vor, welches als Start-up einen „digitalen Spaten“ entwickelt hat, der in Sekundenschnelle den Boden rund um die Einstichstelle analysiert. Niels Grabbert, einer der Unternehmensgründer, erklärte die Entwicklung und die Funktionsweise dieses besonderen Spatens. Der Spaten nutzt verschiedene Messsysteme beziehungsweise Sensoren, von der Nahinfrarotspektroskopie (NIRS) bis hin zu elektrochemischen Messungen, mit denen die vielfältigen Bodenparameter bestimmt, analysiert und übersichtlich dargestellt werden. Das Gerät beprobt die Ackerkrume bis zu einer Tiefe von 30 cm. Für ein Messergebnis muss der Spaten drei Mal eingestochen werden, aus den drei Ergebnissen wird ein valider Analysewert errechnet. Auf diese Art kann man den Acker systematisch oder abhängig von Bodenunterschieden ablaufen und analysieren. Die Ergebnisse werden direkt und mittels GPS-Zuordnung punktgenau gespeichert und übersichtlich auf dem Tablet oder dem PC dargestellt. Bei den konventionellen, laborbasierten Bodenuntersuchungsmethoden, so Grabbert, seien die Probennahme bis zur Versendung sowie die Probenaufbereitung im Labor die größten Unsicherheitsfaktoren. Diese ließen sich durch die Analyse direkt auf dem Acker anhand des digitalen Spatens vermeiden.
Ein Teilnehmer wies kritisch darauf hin, dass die Messung zwar eine Vielzahl an Ergebnissen innerhalb kürzester Zeit liefere. Im Umkehrschluss bedeute dies aber, dass dabei auch große Datenmengen erzeugt würden. Diese Daten müsste man schlussendlich auch nutzen, um nicht einen „weiteren Daten-Friedhof“ zu erhalten. Der Nutzen sei für ihn aber noch nicht hundertprozentig ersichtlich – zumal die staatlichen Stellen die Ergebnisse bisher nicht anerkennen würden. Grabbert betonte, dass die Firma Stenon eine Anerkennung der Messergebnisse anstrebe und sich mit den entsprechenden Behörden in Gesprächen befinde. Ein weiterer Teilnehmer schlug vor, den digitalen Spaten aufgrund seiner schnellen Ergebnisdarstellung zu nutzen, um Problemstellen auf dem Acker besser zu erkennen und nachzuvollziehen. Außerdem biete sich der digitale Spaten für die überbetriebliche Nutzung an, so dass möglichst viele Betriebe dieses neue Verfahren der Bodenuntersuchung testen und auf ihren Flächen erproben können.
Mit oder ohne Pflug?
Auf dem Bioland-Betrieb „Grüner Bulle“ in Sachsen-Anhalt ging es auf einem Feldtag Ende Mai um den Vergleich zwischen Pflug und konservierender Bodenbearbeitung.
Bisher haben die Betriebsleitenden Andrea und Detlef Kunze ihre 110 ha Acker ausnahmslos gepflügt. Zu Beginn des Feldtags erläuterte Ackerbauberater Martin Becher die Probleme beim Anbau von Mais und Sonnenblumen auf den leichten Böden mit 25-55 Bodenpunkten. Durch das Pflügen im Frühjahr ist der Boden bei der Saat zu locker, tiefe Saatspuren entstehen, was die weitere Pflege durch die Hacke und den Striegel erschwert und nicht die gewünschten Effekte bringt.
Andrea und Detlef Kunze legten im vergangenen Jahr erstmalig eine Testfläche an, um dort Zwischenfrüchte pfluglos einzuarbeiten. Die anderen Flächen pflügten sie und sorgten vor der Saat für eine Rückverfestigung. Die Teilnehmenden des Feldtags konnten auf dem Acker die beiden Varianten in Augenschein nehmen. Wegen der bis dahin kalten Witterung sahen Mais und Sonnenblumen allerdings noch sehr dürftig aus und es war schwierig, einen Unterschied festzustellen.
Katharina Winter, Regioberaterin für NutriNet in Sachsen-Anhalt, erklärte daraufhin das Vorgehen bei der Anlage von Praxisversuchen. Um von den Ergebnissen aus Praxisversuchen zu profitieren, sei es nötig, folgende Fragen zu klären:
■ Erarbeitung einer klaren Fragestellung
■ Festlegung der Varianten inklusive Nullparzelle
■ Was soll und was kann geprüft werden (Bodenproben, Bonituren usw.)?
■ Wann können Prüftermine wahrgenommen werden?
■ Entscheidung für eine Versuchsanlage (Streifen-oder Blockanlage oder ähnliches)
„Bei diesem Betrieb fehlen noch die Referenzen für einen Vergleich der neuen Bewirtschaftungsmethoden mit der bisherigen Praxis“, merkte sie zum Ende ihres Vortrags an. Nötig wäre dazu die Anlage eines Ackerstreifens mit der bisher betriebsüblichen Variante: Pflügen ohne Rückverfestigung. Auch im Jahr 2022 wird das NutriNet wieder interessante Feldtage anbieten.
Weitere Informationen finden Sie dazu auf: www.nutrinet.agrarpraxisforschung.de