... Vermögensverwaltung ab einer Million Schweizer Franken), für die Schmitz & Cie. GmbH (Gründungsjahr 2005 – individuelle Fondsberatung) und für die beiden vermögensverwaltenden Investmentfonds Schmitz & Partner Global Offensiv und Schmitz & Partner Global Defensiv verantwortlich. Er lebt und arbeitet seit 1994 in der Schweiz am Lago Maggiore.
André Stagge
André Stagge hat zehn Jahre als Portfoliomanager gearbeitet und für seine Kunden über 500 Millionen Euro Gewinn erwirtschaftet. Er ist geprüfter Eurex-Händler, Certified Financial Technician (CFTe) und Chartered Financial Analyst (CFA).
info@andre-stagge.de; www.andre-stagge
Viele Anleger haben schon erlebt, dass es bei großen Verwerfungen an den Aktienmärkten häufig zu einem deutlichen Anstieg im Euro-Bund-Future kommt. Dieser Zusammenhang lässt sich unter anderem mit dem Riskoff-Verhalten der Marktteilnehmer begründen. Denn über den Euro-Bund-Future investiert man in ein synthetisches Anleiheportfolio und erhält einen positiven Zinsertrag (zumindest wenn eine normale Zinsstrukturkurve und positive Zinsen unterstellt werden). Darüber hinaus spielen natürlich die Kursveränderungen eine Rolle. Gerade in Zeiten fallender Aktienkurse oder hoher Unsicherheit tendieren die Zinsen nach unten und die Anleihekurse entsprechend nach oben.
Einen ähnlichen, wenn auch weitaus schwächeren Effekt kann man in den einzelnen Handelswochen von Freitag bis Montag beobachten. In diesem Zeitraum liegen nicht selten volatile Handelstage sowie stets das von erhöhter Unsicherheit geprägte Wochenende. Obwohl der Effekt eher klein ausfällt, lässt er sich systematisch jede Woche anwenden. Auf diese Weise aggregiert sich auf lange Sicht ein durchaus attraktiver Handelsgewinn, wenn man konsequent nach dieser Strategie hamstert.
Das Setup
Die Trading-Idee ist sehr einfach und lässt sich im Kern in einem Satz beschreiben: Jeden Donnerstagabend zwischen 21:45 und 22:00 Uhr wird der Euro-Bund-Future gekauft und die Position dann bis zum Montagabend zwischen 21:45 und 22:00 Uhr gehalten.
Die Haltedauer beträgt damit insgesamt vier Kalendertage, die man jede Woche long im Bund-Future investiert ist (Freitag, Samstag, Sonntag, Montag). Es ist darüber hinaus weder ein Stopp-Loss noch ein Take Profit vorgesehen, sodass die Strategie rein zeitbasiert funktioniert und neben Ein-und Ausstieg sowie der richtigen Positionsgröße keine weiteren Parameter zu beachten sind.
Drei Gründe, warum es funktioniert
Aus Sicht des Autors gibt es gleich drei voneinander unabhängige Argumente, warum diese sehr einfache Strategie so stabil funktioniert. Sie sind alle recht grundsätzlicher Natur, sodass sie aller Voraussicht nach auch in Zukunft weiter Bestand haben:
1) Die Strategie ist nur für zwei Handelstage im Risiko (Freitag und Montag), aber erzielt Stückzinsen für insgesamt vier Kalendertage (Freitag, Samstag, Sonntag und Montag). Neben den Kursgewinnen kann also auch ein positiver Zinsertrag generiert werden, der täglich gutgeschrieben wird, auch am Wochenende. Dieses Argument hat durch den deutlichen Renditeverfall in den letzten Jahren allerdings vorerst an Bedeutung verloren.
2) Wie bereits erwähnt sind der Euro-Bund-Future, aber auch Anleihen generell – ähnlich wie Gold – ein sogenanntes „Safe Haven Investment“. Kommt es zu großen Kursverlusten am Aktienmarkt, steigt der Euro-Bund-Future in der Regel deutlich an. Insbesondere am Wochenende, wenn die Weltbörsen geschlossen sind, haben Investoren ein Interesse daran, im Zweifel ein solches eher sicheres Investment zu halten, um sich gegen unvorhergesehene Ereignisse abzusichern. Gerade für institutionelle Investoren ist es deshalb sinnvoll, über eine Anlage in Anleihen den Vorteil der Diversifikation auszunutzen und sich so gegen die erhöhte Unsicherheit über das Wochenende etwas abzusichern. Die dadurch entsprechend erhöhte Nachfrage führt dazu, dass die Kurse von Freitag bis Montag tendenziell eher steigen.
3) Das dritte Argument ist eher anekdotischer Natur ohne konkreten Nachweis, aber dem Autor aus verschiedenen Quellen sowie aus Trader-Kreisen bekannt: Die Bundesbank und auch andere nationale Zentralbanken kaufen am Montag und am Freitag tendenziell mehr Anleihen als an den übrigen Wochentagen. Das kann zum Beispiel daran liegen, dass eine nationale Zentralbank wie eine Behörde organisiert ist und es darum geht, Vorgaben zu erfüllen und nicht etwa Gewinne durch Trading zu erzielen. Wenn der Auftrag lautet, im Rahmen des von der EZB vorgeschriebenen Kaufprogrammes eine bestimmte Anzahl von Anleihen in einer Woche zu erwerben, kann man sich gut vorstellen, dass am Freitag, wenn die Woche zu Ende geht und die Quote noch nicht erfüllt wurde, eindeutig mehr gekauft wird. Ähnlich könnte am Montag eine hohe Motivation bestehen, sich schnell große Teile der Quote für die kommende Woche zu sichern, um dann in den nächsten Tagen etwas Luft zu haben.
In Summe führen diese Argumente dazu, dass der Euro-Bund-Future von Freitag bis Montag eher Kursgewinne verzeichnet als zwischen Dienstag und Donnerstag und die vorgestellte Handelsstrategie entsprechend profitabel funktioniert.
Hinzu kommt natürlich im Backtest sowie im bisherigen Live-Handel des Autors, dass sich die Rentenmärkte seit fast 40 Jahren in einer ausgeprägten Hausse befinden – die Renditen von Anleihen sind langfristig gefallen und dadurch sind die Kurse entsprechend gestiegen. In solch einem Umfeld ist es generell vorteilhaft gewesen, in Anleihen zu investieren. Viele sogenannte Experten warnen zwar seit Jahren vor wieder steigenden Zinsen, aber bisher ist der Trend intakt – und die Strategie hat gerade in den letzten Jahren hervorragende Ergebnisse erzielt. Allerdings ist natürlich nicht auszuschließen, dass die grundsätzliche Bewegungsrichtung in Zukunft nachhaltig dreht, was ein schwierigeres Umfeld für diese Strategie bedeuten würde.
Fazit
Es handelt sich um eine sehr einfache und über den liquiden Euro-Bund-Future kosteneffizient umsetzbare Strategie, die im Backtest des Autors schon seit 1993 stabil funktioniert – und zwar nicht nur in Deutschland, sondern in verschiedenen europäischen Rentenmärkten. Interessant ist auch, dass die Strategie bisher in der zweiten Jahreshälfte etwas besser lief. Insgesamt kamen der Handelsmethodik in den letzten Jahren und Jahrzehnten die überwiegend fallenden Zinsen zugute. Allerdings lässt sich nicht ausschließen, dass auch Zeiten mit weniger guter Performance auftreten können, sollte der Euro-Bund-Future für längere Zeit eher fallend verlaufen