... nirgendwo verwurzelt, mein Zuhause ist nicht ortsbezogen. Ich bin glücklich, wenn die Menschen, die ich liebe, bei mir sind.
Gab es Diskussionen bei der Einrichtung?
Wir haben einen ähnlichen Geschmack und die Erbstücke von unseren Eltern und Großeltern zusammengemischt. Leider liebt Christian bunte Orientteppiche und komische Bilder, ich wiederum finde Teppiche furchtbar und mag eher Kunstdrucke und Fotos. Jetzt durfte er zwei seiner Bilder auf hängen, dafür bekam ich eine teppichfreie Zone.
Wie werden Räume mit Steinfliesen gemütlich?
Wohnlich wird es durch Zeitungen und Bücher, die überall herumliegen. Dazu eine große Kuschelcouch mit vielen Kissen und Decken.
Auch Ihr persönlicher Look ist ja eher reduziert.
Durch meine Jungs habe ich früher viel Zeit auf dem Fußballplatz verbracht, ich mag daher das Sportive, Praktische und liebe Caps und Sneakers. Muster sind weniger meins. Dafür riesige Taschen, ich habe immer mein ganzes Leben dabei – und ein Strickteil, egal, wie warm es ist.
„Ich trag schon mal die Jeans von meinem Sohn”
Und Sie tragen am liebsten Oversize.
Ich habe mir früher viele Abende vermasselt, weil ich ein Kleid anzog, das nur im Stehen passte, dazu hohe Schuhe, mit denen man nur sitzen konnte. Das ist für mich gestohlene Lebenszeit. Kleidung muss nicht eng oder kurz sein, um weiblich auszusehen. Fließende, hochwertige Materialien finde ich viel aufregender als plakative Sexyness.
In Ihrem Laden verkaufen Sie Marken, die Sie selbst tragen. Was sind Ihre Favoriten?
Joseph hat zum Beispiel tolle Schnitte und eine gewisse Lässigkeit. Bei By Malene Birger mag ich das cleane Nordische und das Spiel mit Formen. Die Hamburger Designerin Lara Krude hat wunderschöne Kleider, Labo.Art aus Italien tolle Materialien. Und Basics mit schönen Schnitten findet man bei Filippa K.
Haben Sie einen Signature- Look?
Ich liebe Veränderungen, schaue gerne rechts und links. Ich ziehe auch mal eine Jeans von meinem Sohn an, und wenn ich mich in einem Outfit zu männlich finde, kombiniere ich dazu Ohrringe.
Was raten Sie unschlüssigen Kundinnen?
Man kann mit cleveren Schnitten genial tricksen. Eine Hose, einen Rock oder ein Oberteil nehme ich grundsätzlich eine Nummer größer. Das ist cooler. Und wenn man den Pulli an einer Seite in den Bund steckt, wirkt das Bein länger, gleichzeitig verdeckt man so den Bauch. Und Blusen, die hinten länger sind, strecken optisch.
Gefällt das denn jeder?
Es passiert leider oft, dass sich Frauen in den Klamotten gut fühlen, die ihren Männern allerdings nicht gefallen. Selbst die selbstbewusstesten Frauen sind dann von der Kritik so gekränkt, dass sie die Teile zurückbringen. Diese Übergriffigkeit der Männer ärgert mich. Ich versuche, die Frauen trotzdem in ihrer Entscheidung zu bestärken. Denn nur wenn sie sich wohlfühlen, strahlen sie das auch aus. Und das gefällt den Männern wiederum.
Was gehört in jeden Schrank?
Teile, die einem Sicherheit geben. Wenn ich mal nicht gut drauf oder unsicher bin, sind solche Sachen wie eine schützende Uniform.
Dazu gehören ein großes weißes Hemd und ein weißes Shirt, die sich mit allem kombinieren lassen, ein schwarzer Oversize-Blazer, eine weite Hose, Lieblingsjeans und Sneakers. Auch ein Hosenanzug sieht immer toll aus, zudem sollte man in einen hochwertigen Mantel investieren, im Sommer wie im Winter.
Waren Sie schon immer so selbstsicher und entspannt?
Ich hätte mich gerne viel früher akzeptiert. Als junges Mädchen war ich mit meinem breiten Becken und meiner fehlenden Oberweite unzufrieden, ich wollte allen gefallen.
Wann hat sich das geändert?
Ich habe angefangen, auf Instagram für meinen Laden Fotos von mir zu posten. Anfangs war ich unsicher: Ich bin groß, habe eine Zahnlücke, keinen Busen, dafür riesige Füße. Ich war überrascht, wie viele Frauen sich deshalb verstanden fühlten, weil ich eben nicht dem klassischen Schönheitsbild entspreche.
Hat auch Ihre Beziehung zu Ihrem neuen Lebensgefährten zu diesem Selbstbewusstsein beigetragen?
Mein neuer Mann hat mich als Frau kennengelernt, nicht als Mutter. Ich war gerne Mama und habe mit den Kindern in Latzhosen in Bächen gestanden, doch alles hat seine Zeit. Irgendwann kam der Moment, in dem es wieder um mich gehen musste.
Vielen Frauen fallen Neuanfänge schwer, wenn die Kinder älter werden.
Das Schlimmste wäre, später zurückzublicken und zu denken: „Ach, hätte ich doch …“ Träume zu haben ist wichtig. Meine Eltern und das Leben haben gezeigt, dass ich alles irgendwie hinbekomme. Ich war mit meinen Kindern vorübergehend auf mich allein gestellt und habe gemerkt, dass ich genug Kraft habe, alles durchzustehen. Ich entscheide heute noch aus dem Bauch, ich fühle mich jung und verrückt.
„Ich fühle mich jung und verrückt”