... UND ULTRASPITZE HAKEN!
Stellen Sie sich einmal folgende Situation unter Wasser vor: Der Karpfen liegt am Grund. Da, wo es am wärmsten ist. Oft stehen die Fische auch im Totholz, da finden sie Schutz vor Fressfeinden im klaren Winterwasser. Unser Köder (wahrscheinlich ein bunter Pop Up für den schnellen Biss) liegt direkt neben dem Karpfen. Er schleppt sich aus Neugier zur Nahrung.
Er bleibt mit dem Bauch dicht am Grund, saugt den Pop Up ohne Hast aus nächster Nähe ein. Und spuckt ihn sofort wieder aus, weil das Vorfach zu lang ist! Das Blei hat gar keine Chance, Druck aufzubauen. Und der Haken ist auch nicht mehr wirklich spitz.
Daher, zwei immens wichtige Faktoren für die Angelei auf Winterkarpfen: Kurze Vorfächer für den schnellen Selbsthak-Effekt. Und ultraspitze Haken! Und, um auf den Punkt zu kommen: Am allerbesten lassen sich diese Komponenten (versteckt) in einem PVA-Bag anbieten. Mein Vertrauens-Beutel für die Winterangelei.
ACHTUNG: SCHWEINEARBEIT!
Jetzt habe ich Sie heiß gemacht, daher noch ein kurzer Dämpfer. Sonst wird es ja langweilig. PVA-Bags sind wasserlöslich, daher sehr empfindlich. Das Befüllen ist eine Schweinearbeit und total fummelig. Sie fliegen schlecht. PVA-Bags in Kombination mit einem Brassen-Ansturm und Regen erhöhen das Risiko auf einen Tobsucht-Anfall drastisch! Nicht, dass Sie mir hinterher vorwerfen, dass ich Sie nicht gewarnt hätte …
Okay, kleine Nachteile. Ich entkräfte sie ein wenig: Das Befüllen ist wie Fahrrad fahren, einmal im Kopf, verlernen Sie es nie mehr (siehe Extrakasten links). Weit werfen müssen Sie nicht zwingend, wenn Sie an einem kleinen Gewässer angeln. Und bei drei Grad Wasser freut man sich sogar manchmal über eine Brasse. Nur der Regen ist ein Problem, gegen das man wenig tun kann, außer abwarten.
Bauen Sie sich ein Tütchen:
EIN KÖDER IM FUTTERHAUFEN: KEINE OPTIONEN FÜR DEN FISCH
Nach dem Auswerfen sinkt das kleine Paket schön sanft zum Grund. Also, falls Ihr See eine leichte Schlammschicht oder abgestorbenes Laub auf dem Grund hat – kein Problem, der Bag legt sich langsam darauf ab und sinkt nicht tief ein. Dann löst sich das PVA, in der Regel dauert das drei bis fünf Minuten. Es reißt oben auf, ein wenig Grundfutter und Liquid tritt aus. Ist das ganze PVA verschwunden, findet der Fisch am Boden nur noch einen Mini-Haufen gut riechendes Grundfutter sowie einen größeren Brocken. Unseren Köder! Nichts sonst kann ihn sättigen, er muss unseren Boilie nehmen, wenn er fressen will. Wie oben beschrieben: Er wird sich dem Angebot nicht rasant nähern und unseren Köder aus größerer Distanz einsaugen, wie er es mit Sicherheit im Sommer tun würde. Er schwimmt total langsam, bewegt sich ruhig, frisst den Köder dicht am Blei. Deshalb ist mein Vorfach auch bloß 5 bis 8 Zentimeter lang.
Mein kleiner Haken dringt total schnell ins Karpfenmaul ein. Ich schärfe ihn vorher sogar händisch nach, um das Material vor dem Widerhaken weiter auszudünnen und ihn noch schneller eindringen zu lassen. Das ist aber eher mein persönlicher Fetisch – ich kann es durchaus nachvollziehen, wenn Ihnen die Haken aus der Packung scharf genug sind.
LIQUID JA, ABER BESSER OHNE ÖL!
Was genau Sie dem Karpfen anbieten, ist sehr variabel. Hören Sie nicht so sehr auf Werbevideos im Netz – von welcher Marke der Boilie ist, spielt keine große Rolle. Eine trockene Grießmurmel von 2006 sollte es nicht sein, das ist klar. Aber jeder frische Boilie einer namhaften Firma fängt Fisch. Ich persönlich habe immer eine kleine Dose dabei, in der sich 15 Millimeter Dumbells (längliche Boilies) und Pop Ups mit 12 Millimeter Durchmesser befinden. Klein muss er sein, das ist mir wichtig. Fürs eigene gute Gefühl kippe ich auch noch ordentlich Liquid in die Dose.
Aber auch das ist nicht der ausschlaggebende Faktor, sondern eher fürs gute Gefühl. Den Bag selbst befülle ich mit einfachem Grundfutter, einige 6-Millimeter-Pellets packe ich auch noch bei. Und wieder etwas Liquid. Auf Öle (Hanföl, Lachsöl) oder ölbasierte Flüssigattraktoren sollten Sie im Winter verzichten, da Öl an sich gebundene Attraktoren im kalten Wasser nicht gut abgibt.
„Die Boilie-Marke? Nicht so wichtig. Nur eine trockene Grießmurmel von 2006 sollte es nicht sein.“