... Trinkhalme, Zahnpastatuben und anderer Müll über Umwege ins Meer gelangen. Plastik ist überall, das Material zu umgehen scheint unmöglich. Doch warum ist das überhaupt nötig?
Vorteile und viele Nachteile
Plastik ist der umgangssprachliche Begriff für Kunststoffe, die in unserem Alltag unter anderem als Verpackungen, Textilfasern, Isolierungen, Bodenbeläge, Bestandteile von Lacken, Klebstoffen, Kosmetika und vielem mehr vorkommen. Sie sind günstig in der Herstellung, bei niedrigen Temperaturen formbar, leicht, geruchlos, belastbar, transparent und hitzebeständig – und deshalb für die Industrie ein äußerst attraktives Material.
Seit sich aber das Bewusstsein der Menschen für Umweltschutz und Nachhaltigkeit mehr und mehr schärft, treten die Nachteile von Plastik verstärkt in den Vordergrund. Da sie nur sehr langsam verrotten, bleiben Kunststoffteile, die nicht ordnungsgemäß entsorgt werden, viele Jahrzehnte und sogar Jahrhunderte in der Natur zurück und werden zum Problem für Menschen, Tiere und Pflanzen. Denn oft enthalten sie gesundheitsgefährdende Stoffe wie Weichmacher und Flammschutzmittel, die in den Boden übergehen können. Hinzu kommt, dass für die Herstellung von Plastik ein nicht nachwachsender Rohstoff benötigt wird, dessen Gewinnung ebenfalls eine Gefahr für die Umwelt, vor allem für das Klima und das Ökosystem Meer, darstellt – Erdöl.
Verantwortung übernehmen
Wer seiner Gesundheit und der Natur etwas Gutes tun möchte, verbannt Tüten, Trinkhalme, Zahnbürsten, Cremetiegel, Wattestäbchen und andere Wegwerfartikel aus Kunststoff aus seinem Haushalt und setzt auf verantwortungsbewussten Konsum. Gegenstände aus Plastik, die immer wieder benutzt werden, dürfen bleiben. Nach und nach sollte man aber auch hier auf nachhaltiger produzierte Materialien umsteigen. Die Tipps auf den nächsten Seiten verraten, wie es geht.Anja Schallenmüller
Nachhaltig einkaufen
Ein großer Einkaufskorb ersetzt viele Plastiktüten, die oft nur einmal benutzt werden
In einem Stoffbeutel kann man Gebäck bequem nach Hause transportieren und dort lagern
Guter Rat: Frisch aus der Theke
In einigen Supermärkten kann man Fisch, Fleisch, Wurst und Käse aus der Frischetheke in mitgebrachte Behälter füllen lassen. Die Vorgehensweisen sind dabei von Laden zu Laden verschieden – einfach nachfragen.
Verantwortungsvoll einkaufen
Je mehr man konsumiert, desto mehr Müll fällt an. Das gilt vor allem für Konsumgüter, die nicht nur verpackt sind, sondern auch selbst aus Kunststoff bestehen, zum Beispiel Elektrogeräte oder Kleidungsstücke aus Kunstfasern. Hier gilt: Weniger ist mehr. Für Lebensmittel immer eine Einkaufsliste schreiben. So weiß man, welche Körbe, Beutel und Behälter man für die Einkäufe mitnehmen muss, und kauft nie mehr als nötig.
Jutebeutel für Brot und Gebäck
Einen Beutel für Brot und Gebäck kann man ganz leicht aus Stoffresten selbst nähen. Darin werden die gebackenen Köstlichkeiten verpackungsfrei nach Hause transportiert und können auch gleich im Beutel gelagert werden. Anschließend einfach ausschütteln, um Krü-mel zu entfernen. Und sollte der Stoff einmal fleckig geworden sein, kann man ihn einfach in der Waschmaschine waschen.
Obst und Gemüse lose kaufen
Obst und Gemüse, das in Plastik verpackt ist, sollte man konsequent links liegen lassen. Kaufen Sie zum Beispiel lieber einen ganzen Salatkopf als einzelne Blätter in Tüten oder lose statt eingeschweißter Äpfel. In waschbaren Netzen und Beuteln sind Obst und Gemüse auf dem Weg nach Hause gut aufgehoben.
Am besten regional und saisonal
Wer Eier, Milch, Milchprodukte, Obst und Gemüse direkt bei Erzeugern, auf dem Wochenmarkt und im Bioladen kauft, spart unnötigen Verpackungsmüll. Auch Saisonalität ist wichtig. Außerhalb der Saison müssen Früchte oft lange Transportwege zurücklegen, die sie nur verpackt unbeschadet überstehen.
Wasser aus der Leitung trinken
Jeder Deutsche verbraucht durchschnittlich knapp 200 Einweg-Plastikflaschen pro Jahr. Dabei gehört unser Leitungswasser zu den am besten kontrollierten Lebensmitteln überhaupt. Also einfach den Hahn aufdrehen und der Umwelt helfen. Für Wasser mit Kohlensäure einen Sprudler mit Glasflasche kaufen.
Um Plastik zu vermeiden, Milchprodukte in Gläsern oder direkt bei den Bauern kaufen
Plastikfrei in der Küche
Einmachgläser können immer wieder befüllt und auch beschriftet werden
Einmachgläser für Vorräte
Wer auf Plastik verzichten möchte, sollte in ein paar schöne Einmachgläser und abwaschbare Etiketten investieren. Die Gläser können immer wieder verwendet und zum Beispiel in Bioläden, Reformhäusern und speziellen Unverpackt-Läden direkt mit Nudeln, Reis, Gewürzen und anderen Lebensmitteln befüllt werden. Wer sie nicht jedes Mal mitnehmen möchte, kauft ein paar verschließbare Stoffbeutel, füllt die Zutaten hinein und kippt den Inhalt zu Hause in die Gläser.
In Beuteln und Netzen
Beutel und Netze für Obst und Gemüse sind für einen plastikfreien Einkauf unerlässlich. Zwiebeln und Knoblauchknollen zum Beispiel müssen zu Hause nicht einmal ausgepackt werden. Sie bleiben in einem Beutel aus Leinen, Baumwolle oder einem ähnlichen Material lange frisch. Auch Kartoffeln fühlen sich in lichtundurchlässigen Stoffen wohl.
Wegen ihrer antibakteriellen Gerbsäuren sind Holzbretter hygienischer als Plastik
Bretter, Besteck und co.
Auch beim Handwerkszeug in der Küche findet man für vieles plastikfreie Alternativen. Aufbewahrungsdosen gibt es mittlerweile oft aus Glas. Schneidebretter kauft man besser aus Holz. Auch bei Spülbürsten und Schwämme kann man auf Naturmaterialien wie Holz, Jute oder Baumwolle setzen. Und wer Spülund Putzmittel selbst aus natürlichen Zutaten mischt, spart auch hier die Plastikverpackung.
Auch Müllbeutel sind Müll
Sie sind zwar praktisch, aber auch Müllbeutel sind Müll. Meist genügt es, den Eimer mit Zeitungs- oder Packpapier auszulegen und, sobald er voll ist, direkt in die Tonne zu leeren. Danach mit Essigreiniger auswaschen.
Nachhaltig feiern und picknicken
Viele Wegwerfartikel aus Plastik sollen in den EU-Ländern künftig verboten werden. Kein Grund für Hamsterkäufe: Wiederverwendbare Trinkhalme aus Glas oder Edelstahl und Einweggeschirr aus Bambus sehen ohnehin besser aus als die Varianten aus Kunststoff.
Guter Rat: Wachstücher selber machen
Für Wachstücher, die im Haushalt die Frischhaltefolie ersetzen können, Stoffreste aus Baumwolle auf einem Backblech ausbreiten, geriebenes Bienenwachs oder einige Wachspastillen darauf verteilen und im Ofen bei 80 Grad erwärmen, bis das Wachs geschmolzen ist. Aus dem Ofen nehmen, mit dem Pinsel das Wachs gleichmäßig verstreichen und die Tücher dann auskühlen lassen. Mit den Händen nach Bedarf formen und mit einer milden Seife und kaltem Wasser reinigen.
Für große Feste ist kompostierbares Einweggeschirr aus Bambus, Palmblatt oder dünnem Holz perfekt geeignet
Im Bad
Ein Seifenspender aus Glas sieht dekorativer aus als die Plastikverpackung von Handseife
Alles mehr als einmal verwenden
Auch im Bad sollte man auf alles verzichten, was in Plastik verpackt ist oder aus Kunststoff besteht und nach einmaliger Verwendung entsorgt wird. Waschbare Kosmetikpads für die Reinigung des Gesichts kann man zum Beispiel aus Stoffresten und alten Handtüchern nähen. Sie werden nass gemacht, nach der Reinigung unter fließendem Wasser von grobem Schmutz befreit und dann in einem Säckchen in der Waschmaschine gewaschen. Wattestäbchen und Zahnbürsten gibt es auch plastikfrei aus Holz- oder Bambusfasern.
Mikroplastik in Kosmetika
Viele Kosmetika enthalten sehr kleine Kunststoffteilchen, auch Mikroplastik genannt. Hier lohnt sich ein Blick auf die Inhaltsstoffe. Eine Liste der Bezeichnungen für Kunststoffe in Kosmetika finden Sie zum Beispiel auf der Internetseite des Bundes für Umwelt und Naturschutz. Vor allem bei Peelings sollte man vorsichtig sein. Eine sanfte Abreibung für die Haut aus Kaffeesatz, Salz oder Zucker und etwas Öl reinigt natürlich und kann jeder selbst anrühren. Einfach sanft einmassieren und mit etwas lauwarmem Wasser wieder abwaschen.
Pflegeprodukte selbst herstellen
Shampoo, Duschgel, Haarkuren, Badeöle, Zahncreme, Rasierwasser, Gesichtscreme: Viele Pflegeprodukte kann man ganz leicht zu Hause herstellen, ohne schädliche Zusatzstoffe, Müll und Mikroplastik, ebenso Waschund Putzmittel. Beim Kauf große Packungen kleinen vorziehen und nach Möglichkeit Papierschachteln wählen, statt Flüssigseife zum Beispiel lieber Stückseife.
Guter Rat: Allzweckmittel Kokosöl
Natives Bio-Kokosöl aus dem Glas dient als duftender Makeup-Entferner, Haarpackung, After Sun Lotion, Rasierschaum, schnell einziehendes Deodorant und sanfte Hautpflege, die sogar für Babys geeignet ist.
Naturborsten sind sanft zu Haaren und Kopfhaut
Im Garten
Setzlinge vorziehen statt kaufen
Junge Obst- und Gemüsepflanzen werden fast immer in kleinen Plastiktöpfen verkauft. Wer etwas sucht, findet in Gartencentern aber auch immer häufiger Pflanzen in abbaubaren oder kompostierbaren Töpfen aus Kokosfasern oder Holzresten. Manche davon kann man direkt mit in die Erde setzen – sie verrotten innerhalb einiger Monate. Oder man zieht die Pflanzen selbst vor, dann kann man einfach Töpfe aus Ton oder Papier nehmen.
Dünger ohne Verpackungsmüll
Flüssigdünger sind einfach in der Anwendung – allerdings meist in Kunststoffflaschen abgefüllt. Organischen Dünger gibt es häufig auch in Papierverpackungen. Alternativ stärkt man seine Pflanzen mit Kompost, Pferdemist oder einer selbst angesetzten Brennnesseljauche.
Guter Rat: Anzuchttöpfchen selber machen
Einen etwa 10–15 cm breiten Streifen Zeitungspapier fest um eine Klorolle wickeln und an einem Ende nach innen schlagen. Mit einem Stößel das umgeschlagene Papier fest zusammendrücken.
Lieber Glas, Metall und Keramik
Glas kann zwar splittern, ist aber langlebiger als Plastik und auch dekorativer im Beet
Plastik ist zwar robust, wird bei Hitze und durch UV-Strahlung aber schnell brüchig und muss dann entsorgt werden. Für Gartenwerkzeuge, Pflanzschilder, die Überdachung von Frühbeeten, Beetbegrenzungen und dergleichen greift man deshalb besser auf langlebige Materialien wie Holz, Glas, Metall, Ton und Keramik zurück – lieber investiert man einmal mehr, hat dafür aber länger etwas davon.
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