... von außen leicht erkennen, die Front wirkt nun ruhiger, die Ford-Pflaume steckt im Grill statt wie ehemals obendrüber. Die neuen Scheinwerfer stehen etwas horizontaler, bieten gegen 1150 Euro Aufpreis einen blendfreien Fernlichtassistenten. Was funktioniert, gelegentlich allerdings etwas hektisch wirkt. Im Golf gibt’s die Technik zwar auch, ist aber zur Zeit nicht konfigurierbar.
Richtig interessant wird’s im Innenraum. Dabei hat sich am Platz für die Passagiere nichts verändert. Hier muss sich der Focus noch immer knapp hinter dem VW einreihen, dessen Sitze außerdem mehr Halt bieten. Hinten fällt im VW zudem der Einstieg noch leichter. Bei den Laderäumen, der Kombi-Paradisziplin, liegen beide volumenmäßig gleichauf. Der Focus bietet mit 635 bis 1653 Litern minimal mehr als der Golf mit 611 bis 1642 Litern. Subwoofer in der Reserveradmulde klauen jeweils ein paar Liter. Dafür haben uns aber sowohl das B&O-System im Ford als auch die Harman-Kardon-Anlage im VW gut gefallen – da scheppert nix.
Neu im Cockpit des Focus ist das gesamte Infotainment. 13,2 Zoll misst nun die Bildschirmdiagonale des zentralen Screens, dem es allein durch seine schiere Größe etwas schwerfällt, sich ins Cockpit zu integrieren. „Gelöscht“ haben die Kölner das analoge Tastenfeld für die Klimabedienung, die gibt es nun digital und permanent eingeblendet am unteren Bildschirmrand.
! Was die Laderäume angeht, machen beide ihrem Kombi-Erbe alle Ehre
VW GOLF VARIANT
Die Karosserie des Golf wirkt verwindungssteif und äußerlich durch die vielen kleinen Kanten recht kompakt. Innen garantieren 2,66 Meter Radstand genug Platz, vier Leute fühlen sich bestens aufgehoben. Hinten erfreut außerdem die leicht ausgeformte Rückbank. Wer 470 Euro draufzahlt, bekommt nicht nur eine, sondern gleich drei verschiedene Klimazonen. Der Laderaum hat seinen Namen verdient, 611 bis 1642 Liter passen rein. Die fast ebene Grundfläche wird allerdings in typischer VW-Manier von einem etwas günstig anmutenden Belag verkleidet.
TOUCHMONITOR Der Screen des Golf (10,25 Zoll) ist durchaus okay, aber darunter liegen die Touch-Slider. Die führen oft zu Fehlbedienungen, weil man versehentlich irgendwas drückt.
FORD FOCUS TURNIER
Das digitale Kombiinstrument hatte Ford bereits 2020 im seit 2018 gebauten Focus nachgereicht. Das Display liefert eine gute Bildqualität, bietet allerdings kaum einen echten Mehrwert – die Navikarte anzeigen wie etwa im Golf kann es nicht. Ab Titanium X ist es serienmäßig verbaut. In Reihe zwei ist die Kopffreiheit etwas geringer als im VW, was wohl vor allem die Schuld des optionalen Panoramadachs (1200 Euro) sein dürfte.
Für die Koffer gibt’s im Ford mit 635 bis 1653 Litern noch minimal mehr Platz. Der Teppich ganz hinten wirkt deutlich hochwertiger als im Golf.
SPRACH-BEDIENUNG Agiert im Focus weniger flexibel als im Golf, wo auch recht frei formulierte Wünsche Verständnis finden.
Für die Bedienbarkeit des neuen Systems kann man Ford insgesamt loben. Die Menüs sind übersichtlich geordnet, die Grafiken gelungen. Lediglich die gut und gern 20 Sekunden Zeit für den Systemstart sehen wir kritisch. Den äußeren rechten Bildschirmrand zu treffen, verlangt zudem einen langen Arm.
Beides kann der VW besser. Der etwas kleinere Bildschirm guckt leicht zu uns, mittlerweile (nach zahlreichen Software-Updates) ist alles fast sofort nach dem Einstieg einsatzbereit. Der Golf hat andere Probleme, und die heißen sensitive Touchflächen.
Deren Bedienung bleibt auch mit Übung frustrierend – jedem Jetzt-hab-ich’s-raus-Moment folgt eine versehentliche Eingabe und abschließend die Zahlung von 50 Cent in die Schimpfwörterkasse. Auch woanders ist der VW überkomplex: Alternativ zum normalen Klimamenü gibt es noch „Smart Climate“, wo man anstatt auf einen Pfeil nach unten auf „Füße wärmen“ drückt. Wir hätten es smart gefunden, dieses Menü einzusparen.
Die Stunde des Golf schlägt auf der Straße. Er rollt mit 1,5-Liter-Benziner, DSG und wie Ford mildhybridisiert zum Test – eine Kombination, die richtig Freude macht. Der Vierzylinder gibt sich im Teillastbereich beinahe lautlos, das Getriebe verwaltet seine sieben Gänge ruckfrei. Beim gemütlichen Dahinrollen erinnert das an ein E-Auto. Das im R-Line mit sportlicher Grundabstimmung versehene adaptive Fahrwerk spreizt weit, allenfalls kleine Kanten wie Gullideckel nimmt der Golf nicht ganz so gelassen wie der Focus. Bemerkenswert ist außerdem, wie still es in der Kabine zugeht: Beim VW haben wir bei 160 km/h bescheidene 71 Dezibel gemessen, beim Focus 74 Dezibel. Selbst bei Vollgas (224 km/h) wird es nicht richtig laut.
Der Focus kann bei der Beschleunigung exakt gleichziehen, 8,7 Sekunden vergehen bis Tempo 100. Sein Einliter-Dreizylinder ist konzeptbedingt aber weniger laufruhig und der Testverbrauch mit 7,5 Litern sogar höher als beim Golf (7,3 Liter). Das Ford-Fahrwerk ist nicht verstellbar, findet aber den bestmöglichen Kompromiss aus Komfort und Sport.
Auf dem Papier beinahe Gleichstand herrscht bei den Assistenzsystemen: Ein Head-up-Display gibt’s hier wie da, mit Scheibe im Focus, frei schwebend im Golf. In Details wirkt der VW allerdings durchdachter: Seine Assistenzsysteme machen den Eindruck, besser miteinander vernetzt zu sein. Er beginnt etwa schon zu rekuperieren, wenn ihm seine Navikarte sagt, dass gleich eine Ortschaft kommen wird. Auch wenn er über das Frontradar bemerkt, dass der Vordermann verzögert, setzt die Rekuperation frühzeitig ein.
Wenn’s ums Geld geht, führt der Golf ebenfalls – und zwar im wortwörtlichen Sinne. 41 220 Euro für den Testwagen in R-Line-Ausstattung sind stattlich, Preis-Leistungs-Sieger wird damit der rund 2000 Euro günstigere Focus. Ihm wird auch ein minimal besserer Werterhalt prophezeit, während der VW in der Wartung günstiger kommt.
Am Ende siegt der Golf deutlich, verliert nur das Kostenkapitel. Auch das eine Form des Luxus.
PLATZIERUNG
Punkte maximal 800
TESTSIEGER
1. 550 Punkte
VW Golf Variant Infotainment? Läuft mittlerweile. Bedienung? Bleibt verbesserungswürdig. Antrieb, Platz und Geräuschkomfort sind top!
2. 531 Punkte
Ford Focus Turnier Kombi mit viel Raum und tollem Fahrwerk. Was die Geschliffenheit und Assistenz angeht, bleibt er hinter dem Golf.
FAZIT
Ob Alltagsbetrieb oder Autobahn – keiner leistet sich hier echte Schnitzer, beide sind modern, komfortabel und praktisch. Beim VW arbeiten Motor und Getriebe enorm geschliffen und leise, da kommt der Ford nicht ganz ran. Die Renovierung hat ihm dennoch in jeder Hinsicht gutgetan. Schön auch, dass die Bedienung des Kölners gut klappt.