... DSPs fast nicht mehr miteinander vergleichbar ist. Seit dem DSP Mini gibt es die mächtige Coprozessor-Plattform ACO, und auch für den DSP Ultra hat sich die Entwicklungsabteilung mit dem VCP (Virtual Channel Processing) einen brandneuen Knaller einfallen lassen, der schlagartig andere DSPs alt aussehen lässt. Doch zunächst zum Aufbau des DSP Ultra, der mit einem Preis von 1.300 Euro kein Schnäppchen geworden ist. Beim Blick ins Innere erhält man einen Eindruck, warum das so ist: Alles nur vom Feinsten, wir haben selten ein hübscheres Gerät gesehen als den DSP Ultra. Das Layout ist sauber und logisch, dazu gibt es mit dem 8-Kanal-ADC und den beiden 6-Kanal-DACs feinste Premium-Wandlerchips aus dem Hause AKM, die durchweg mit 32 Bit Auflösung und erstklassigen Rausch- und Störabständen glänzen. Dazwischen finden wir den DSP-Chip ADAU1452 von Analog Devices gleich in doppelter Ausführung. An Eingängen und Ausgängen tummeln sich hochklassige Operationsverstärker von Texas Instruments, wie gesagt alles vom Allerfeinsten hier. Auffällig ist die aufwendige Aufbereitung von Lowund High-Level-Eingängen. Hier vertraut Helix auf Hardwarelösungen in Form von Gainpotis und einem Jumper, der bei mehr als 11 Volt am Hochpegeleingang (bis 32 V sind zulässig) für die richtige Anpassung sorgt. Das bewährte ADEP.3 für Diagnose-Headunits ist natürlich auch an Bord. Das ist mit reinen Softwarelösungen nicht oder so gut wie nicht zu machen.
Virtuelle Kanäle
Normalerweise funktioniert ein DSP so, dass die Eingänge je nach Anlagenkonfiguration auf die Ausgänge geroutet werden. An den Eingängen stehen bei den besser ausgestatteten Modellen Nettigkeiten wie Equalizer, Laufzeitkorrektur und weitere Funktionen zur Verfügung. Beim Routing lassen sich Eingänge zusammenführen und summieren, um auch bei komplizierteren Werkssystemen ein brauchbares Signal zu erhalten. Alles andere geschieht bei den Ausgangskanälen. Hier werden die Lautsprecher mit Frequenzweichen belegt, die Laufzeitkorrektur kompensiert verschiedene Entfernungen der Einzellautsprecher und jeder Kanal lässt sich mit einem Equalizer glätten und formen. Wozu also virtuelle Kanäle? Das lässt sich an zwei Beispielen anschaulich erklären. Fall 1 ist ein aktives Dreiwege-Frontsystem. Das lässt sich natürlich mit 6 Ausgangskanälen wie beschrieben perfekt einstellen. Doch was passiert, wenn im Laufe der Einstellarbeiten das Equalizing geändert werden soll? Dann muss man an allen 6 Einzelkanälen an die EQs. Und schlimmer noch, auch die Weicheneinstellungen hängen ja da mit drin. Da wäre es doch klasse, wenn man z.B. die gesamte Front rechts als Gruppe equalisieren und laufzeitkorrigieren könnte? Genau das tut unser VCP. Der DSP Ultra verfügt über 8 virtuelle Kanäle, die im Routing zwischen Eingänge und Ausgänge geschaltet werden. Jetzt lassen sich beliebige Eingänge z.B. auf einen (virtuellen) Frontkanal routen, genauso geschieht es für Rearkanäle, Center, Subwoofer. Der DSP Ultra sieht weiterhin einen Rear-Fill vor, der für eine zweite Audiozone wie z.B. Rear-Seat-Entertainment genutzt werden kann, diese lässt sich unabhängig von den anderen Kanälen in der Lautstärke reduzieren. Im nächsten Schritt werden die virtuellen Kanäle auf die Ausgänge gelegt, Front rechts geht also auf Hochtöner, Mitteltöner und Tieftöner der rechten Seite. Diese werden bei den Ausgängen wie gewohnt mit Weichen, EQ und Laufzeit beschaltet. Jetzt kommt das VCP ins Spiel. Jeder der 8 virtuellen Kanäle verfügt wie die Ausgangskanäle über 30 parametrische EQ-Bänder und eine Laufzeitkorrektur. Hier bei den virtuellen Kanälen lässt sich so durch die Bearbeitung des virtuellen Front-rechts-Kanals das gesamte rechte Frontsystem an den drei Ausgängen von Hoch-Mittel- und Tieftöner einstellen. Es ist also möglich, einen „globalen“ Equalizer über das gesamte Mehrwegesystem zu legen, ohne dass die Frequenzweichenabstimmung negativ beeinflusst wird.
Der DSP Ultra ist mit seinem klaren Layout und den wertigen Komponenten auch optisch ein wunderschönes Gerät geworden
Routing Schritt 1: Die Eingänge werden auf die virtuellen Kanäle geroutet, wie gehabt für Main/Analog-, HEC- und Digitaleingänge. Die virtuellen Kanäle sind dezent grün hervorgehoben
Routing Schritt 2: Jetzt werden die 8 virtuellen Kanäle auf die 12 Ausgänge geroutet, z.B. virtueller Frontkanal auf Hochtöner, Mitteltöner, Tieftöner und virtueller Centerkanal auf Centertieftöner und Centerhochtöner
8 Eingänge auch für Hochpegel und 12 Ausgänge werden auch mit komplexen Soundsystemen fertig. Digital geht‘s optisch oder koaxial rein
32-Bit-Signalweg mit zwei DSPs, einem 8-Kanal-ADC und zwei 6-Kanal-DACs von AKM
Empfindlichkeitsanpassung mit 8 Potis für die analogen Eingänge
Der zweite große Vorteil betrifft die FX-Soundeffekte Center-Processing, Bass-Processing und Front-Processing, die Helix letztes Jahr mit der ACO-Plattform eingeführt hat. Diese werden jetzt virtuellen Kanälen zugeordnet statt wie bisher Ausgangskanälen. Dadurch ergibt sich durch das nun mögliche freie Routing von den Virtuellen auf die Ausgänge die Möglichkeit, das FX-Processing auf beliebige Kanäle zu verteilen. Dadurch erhalten z.B. Mehrwege-Centerlautsprecher ein gemeinsames Center-Processing von ihrem virtuellen Kanal, das Gleiche gilt fürs Front-Processing und die Subwoofer. So können gerade komplexere HiFi-Anlagen mit Zweiwegecenter mit einem ausgeklügelten, durch einen eigenen Algorithmus generierten Centerkanal profitieren. Beim Front-Processing ist mit dem Stage-EQ eine weitere interessante Funktion hinzugekommen. Es gibt einen Mid-EQ und einen Side-EQ, die jeweils die Bühnenmitte und die -ränder beeinflussen. Dies hat sein Vorbild in der Studiotechnik, so lassen sich Stimmen und Schlagzeug (Mitte) und Instrumente wie Gitarren (Seite) getrennt beeinflussen. Damit wird so langsam klar, welch komplexe Soundsysteme sich mit dem DSP Ultra perfekt handeln lassen. Und es wird klar, warum er über zwei DSP-Kerne verfügt: Da die 8 virtuellen Kanäle genauso gerechnet werden wie die physikalischen, haben wir es mit 8 + 8 + 12, also mit 28 Kanälen zu tun, die der DSP Ultra mit hochauflösender 96-kHz-Samplingrate und großzügigen Laufzeitreserven durchrechnet.
Installer-Tools
Seit dem DSP.3 machen es Helix-DSPs besonders einfach, eine Nachrüstanlage zu integrieren, auch und gerade unter widrigen Voraussetzungen. Möglich macht dies die ACO-Plattform mit 32-Bit-Controller, die deutlich mächtiger ist als vorherige Systeme. Das bereits erwähnte FX-Processing geht ebenso aufs ACO-Konto wie die schnelle Umschaltung zwischen 10 Setups und einige Goodies mehr. Ebenfalls erwähnt wurde die umfangreiche Empfindlichkeitsanpassung an alle möglichen Quellen inklusive Werks-Soundpakete und das ADEP.3. Wesentlicher Fortschritt ist die Erweiterung der Messfunktionen. War schon seit Längerem die RTA-Messung mit dem optionalen Mikrofon MTK1 an Bord aller DSP-Komponenten, so kommt seit Kurzem die ISA-Funktion hinzu. Dieser Input Signal Analyzer kann an beliebigen Eingän- gen sowie beliebigen Summen von Eingängen eine Frequenzgangmessung durchführen. So lassen sich verbogene Signale vom Werkssystem genauso erkennen wie werksseitige Allpassfilter. Gegengesteuert wird dann mit dem Eingangs-EQ, der ebenfalls Allpässe setzen kann. Für Laufzeitkorrektur ab Werk ist bei den Eingängen ebenfalls eine Laufzeitkorrektur enthalten. Insgesamt bietet der DSP Ultra damit ein umfangreiches Paket an Tools für die Integration der Nachrüstanlage. Natürlich bietet auch der DSP Ultra die umfangreichen Anpassungsmöglichkeiten an verschiedenste Quellen und natürlich kommt er mit Digitaleingängen und dem HEC-Erweiterungsport für verschiedene Module. Ebenso gibt es mit dem Control-Port eine Schnittstelle für diverse, programmierbare Fernbedienungen inklusive der App-Steuerung WIfiControl.
Im Routingdiagramm der virtuellen Kanäle sieht man sofort die benutzten Eingänge und Ausgänge. Unser virtueller Front-Center wird aus Front rechts und links zusammengemischt, dann gibt es Centerprocessing, anschließend werden die Ausgänge I und J als Zweiwegecenter aktiv angefahren
Das Setup der virtuellen Kanäle entspricht dem der Ausgangskanäle, nur ohne Frequenzweichen. Der virtuelle Front-EQ und das FX-Frontprocessing wirken dann auf alle Ausgangskanäle, die von dort geroutet wurden
Im ISA können beliebige Eingänge und deren Summen gemessen werden. EQ (mit Allpass) und Laufzeit korrigieren das eingehende Signal
Wie gewohnt steht bei allen Ausgangskanälen ein umfangreiches Arsenal an Frequenzweichen, Equalizern und Laufzeitkorrektur bereit
Zum Front-Processing gehört jetzt ein Mid/Side-EQ, mit dem Bühnenmitte und Bühnenränder getrennt geregelt werden können
Jumper zur optimalen Anpassung an Werksradios und Werksverstärker bis 32 Volt
Der DSP Ultra st dank 96 kHz Samplingrate bestens Ausgabe 2/2020 für HiRes-Musik gerüstet, er bewältigt einen Frequenzumfang bis über 40 kHz
Fazit
Über Sound-Tools wie Frequenzweichen, Equalizer oder Laufzeitkorrektur muss man sich bei einem hochklassigen DSP nicht mehr unterhalten. Viel beeindruckender ist das immense Maß an Innovationen, das Helix in den DSP Ultra gepackt hat. Nach der neuen 32-Bit-Architektur ACO und der praktischen Eingangsmessfunktion ISA kommt der DSP Ul- tra mit dem Virtual Channel Processing VCP, das völlig neue Möglichkeiten eröffnet und Maßstäbe setzt. Elmar Michels