„En garde!“, schmettern sich Fechter entgegen, ehe sie mit dem Florette aufeinander zugehen. So angriffslustig zeigt sich der Nissan Navara N-Guard nicht. Der immer mit dem stärkeren 190-PSDiesel unter der Haube ausgelieferte Pick-up ist eher gemütlicher Lastesel als ein flinker Flitzer: Knapp elf Sekunden braucht er auf Tempo 100 und mehr als 180 km/h sind mit der standesgemäßen Siebengang-Automatik (ab 45345 Euro) nicht drin. Der ruppige Handschalter schafft ein paar Zähler mehr und soll einen halben Liter weniger verbrauchen, doch die versprochenen rund sieben Liter sind sowieso ein Phantasiewert. Gerne nimmt der Japaner sich auch zehn. Die N-Guard-Ausstattung will aber gar nicht mit den drei vornehmen Musketieren konkurrieren, sondern setzt auf einen besonders robusten Auftritt: Anders als Athos, Porthos und Aramis schmückt sich der N-Guard nicht mit bunten Federn, sondern fällt durch schwarze Akzente in der Front- und Heckschürze, an Außenspiegeln, Türgriffen und Trittstufen auf. Auch das Innere der LED-Scheinwerfer und die 18-Zöller sind in Schwarz gehalten. Als Außenfarben stehen neben Schwarz auch Grau und Weiß zur Wahl – aufpreisfrei und ausschließlich.
SCHÖNE SITZE
Schneetransport: Ohne Abdeckung schneit die Ladefläche im Winter schnell zu.
Innen ist auch beim N-Guard fast alles beim Alten: Das verbaute Plas tik ist nicht sehr hochwertig, das Nissan-Infotainment-System ein wenig fummelig und das Lenkrad immer noch nicht in der Länge verstellbar – dafür gibt es hier dunkelgraue Teilleder-Sessel mit gelben Ziernähten, die wohl über den nicht besonders hohen Langstreckenkomfort des Gestühls hinwegtäuschen sollen. Die neue Top-Ausstattung ist ausschließlich als Double Cab, also mit richtiger Fondtür, erhältlich – sitzen will in Reihe zwei allerdings nicht wirklich jemand. Dafür ist die Rückbank eine gute Erweiterung der 1,58 Meter langen Ladefläche, wo Sachen auch mal trocken – und sicher – verstaut werden können. Alternativ können natürlich diverse Abdeckungen für die Ladefläche geordert werden, vom Rollo bis zum Hardtop-Aufbau. Abgesehen davon – und reichlich Zierrat aus dem Zubehör-Katalog – muss man nicht viele Extras ordern: Das Infotainment mit 7-Zoll-Screen, die 360-Grad-Kamera und Online-Zugang sind ebenso Serie wie der Not bremsassistent, das – natürlich schwarz getönte – Schiebedach und die Anhängerkupplung.
Ordentlich: Optik und Verarbeitung im Innenraum machen einen wertigen Eindruck
Wahl: Damit kommt man weiter.
Informiert: Mit 7-Zoll-Touchscreen
Abwege: Schnee und Matsch …
… sind keine Herausforderung.
HARDCORE-OFFROADER
Der Allradantrieb mit zuschaltbarer Vorderachse und Untersetzung ist bei der stärkeren Diesel-Ausbaustufe ohnehin standardmäßig dabei. Wer mag, kann ihn für 750 Euro um eine Differenzialsperre an der Hinterachse erweitern, die für noch mehr Traktion sorgt. So richtig robust, wie es die schwarze Kriegsbemalung vortäuscht, wird allerdings auch der Navara NGuard erst mit dem optionalen AT32-Umbau, den die Japaner zusammen mit Arctic Trucks anbieten: Für knapp 7000 Euro extra legen die isländischen Offroad-Spezialisten den Navara 20 Millimeter höher, verbreitern die Spur, verbauen einen Unterfahrschutz aus Stahl und montieren 32-Zoll-Reifen. Ein Schnorchel sorgt außerdem dafür, dass der Diesel auch unter Wasser immer genug Luft bekommt.
T | Jan Menno Gebhardt
F | Björn Schulz