Verwirrung statt TV-Vergnügen: Die Zuschauer verstehen bei Eigenproduktionen von ARD und ZDF leider oft nur Bahnhof. Vor allem Tatort-Fans beschweren sich immer wieder über den „miserablen Ton“ – und das lange vor dem Einstieg von Obernuschler Til Schweiger als Hauptkommissar Nick Tschiller. Auch seine Kollegen bekommen ihr Fett weg. So schrieb eine Zuschauerin auf Facebook über die Berliner Tatort-Folge vom 6. Mai: „Der Ton ließ zu wünschen übrig.“ Eine andere: „Ich brauch ein Hörgerät. So ein undeutliches Genuschel!“ Eine genervte Zuschauerin twitterte: „Ich habe kaum was gehört. Kann man am Ton mal arbeiten?“ Und eine weitere: „Sprechen die alle so undeutlich oder brauche ich ein Hörgerät? Bei der Musik fliegen mir aber bald die Ohren weg!“ Doch warum verstehen so viele von uns die Fernseh-Dialoge so schlecht? „Das liegt nicht nur am nachlassenden Hörvermögen“, sagten Tontechniker von Das Erste und ZDF, als sie Handlungsanweisungen für ihre Kollegen präsentierten. Sie kritisierten die schlampige Aussprache schlecht ausgebildeter Schauspieler, zu laut abgemischte Musikuntermalung und nicht herausgefilterte Hintergrundgeräusche. Alles zusammen ergibt ein Ton-Chaos, vor dem viele Ohren kapitulieren.
Man könnte sich natürlich auch auf die Hörfähigkeiten der älteren Zielgruppe einstellen. Doch das tun die TV-Verantwortlichen gerade nicht. Eine Umfrage der Süddeutschen Zeitung zur „Barrierefreiheit“ des Fernsehens zeigte vergangenes Jahr: Die Sender ignorieren das Problem weitgehend. Schwer verständliche Gespräche werden sogar als künstlerisches Ausdrucksmittel (miss-)verstanden: Wenn Tschiller nuschelt, gilt das als authentisch.
Die Einstellungen des Fernsehers optimieren
Doch zum Glück kann jeder selbst den TVTon verbessern. So bieten moderne Fernseher mehrere Toneinstellungen im „Audio-Menü“. Probieren Sie einfach alle durch, von „Sport“ bis „Action“. Die Sprache wird auch klarer, wenn Sie die Höhen anheben und Bässe senken. Außerdem gut zu wissen: In Räumen mit vielen Möbeln, Teppichen und Vorhängen ist der Ton deutlicher als in kahlen Zimmern mit Parkett.
Das nervt uns alle!
Nuschelnde Schauspieler, mal zu laut, mal zu leise, dazu störende Geräusche im Hintergrund – und die Sender ändern nichts
Moderne Fernseher klingen selten gut. Abhilfe schaffen technische Hilfsmittel
Bleibt noch die Technik. Flachbildschirme sind zwar jetzt Standard, überzeugen aber selten beim Sound – denn vernünftige Bässe oder gar räumlichen Klang können die eingebauten Mini-Lautsprecher meist nicht bieten. Beim Fernsehabend kann es auch passieren, dass der eine den Ton leiser und der andere ihn lauter bevorzugt. Eine Lösung ist der 58 Gramm leichte Kinnbügelkopfhörer „Swing Digital“ (Bild 1) – damit genießt jeder individuell und drahtlos den optimalen TV-Ton. Übertragen wird er per Digitalsender, der am Fernseher angeschlossen ist (ca. 190 Euro, www.hoershop.com). Einen noch besseren Klang liefert ein hochwertiger, kabelloser Bluetooth-Kopfhörer. Stiftung Warentest empfiehlt etwa den „Teufel Real Blue“ (Bild 2, Note 2,2, ca. 170 Euro). Ein Nachteil ist: Mit solch einem Kopfhörer bleibt der TV-Ton meist für die anderen Zuschauer stumm. Abhilfe schafft ein Adapter, der zwei Anschlüsse zulässt. Mit dem einen verbindet man etwa die Boxen der Stereoanlage, mit dem anderen den Kopfhörer – allerdings braucht man dann ein Kabel. Und: Die schweren Kopfhörer eignen sich kaum für stundenlanges Fernsehen – irgendwann wird’s jedem unter den Schalen zu warm
Über Kopfhörer Lautstärke und Ton individuell regeln
Für Menschen mit Hörgerät wiederum kommt noch eine andere, sehr praktische Lösung infrage (s. u.). Hier haben sich drahtlose Übertragungssysteme bewährt, mit denen der Ton direkt im Ohr ankommt. Clever ist es auch, eine vorhandene Hifi-Anlage an den Fernseher anzuschließen und deren Stereoklang fürs TV zu nutzen. Die modernste Variante ist natürlich, eine Soundbar mit dem Flachbildschirm zu koppeln (Bild 3). Dazu gehört meist eine Bassbox, die man etwa hinter dem Sofa platziert. Stiftung Warentest empfiehlt u. a. die Soundbar „Yamaha YAS-207“ (Bild 3, ab ca. 309 Euro).
Mit Soundbars einen vollen Klang wie im Kino schaffen
Wer mehr investieren will, kann sich eine Heimkinoanlage mit fünf oder gar sieben Lautsprechern und einer Bassbox für die tiefen Töne (sog. „Subwoofer“) zulegen. Mit „gut“ bewertet hat Stiftung Warentest zum Beispiel das „5.1-Kanal Surround Heimkino System HKTS 65BQ/230“ von Harman/Kardon für rund 880 Euro. In Sachen Lautstärke sollte man nur bedenken, dass schon bald die Nachbarn vor der Tür stehen könnten. Und zwar entweder um sich zu beschweren oder um sich einzuladen. Denn solch eine Ausrüstung sorgt zu Hause dann wirklich für feinsten Kinosound und höchsten Musikgenuss.
Klarer Klang direkt aufs Hörgerät
OBER-NUSCHLER Til Schweiger als Kommissar Nick Tschiller
Dank kabelloser Übertragungstechnik kann man viele Hörgeräte mit Telefon, Radio oder Fernseher koppeln. So besitzen etwas ältere Hinterdem-Ohr-Hörgeräte eine „Telefonspule“ (T-Programm/T-Stellung). Ist sie aktiviert, sind Signale per Induktion empfangbar. Dafür muss an Ihrem Sitzplatz eine Ringschleife installiert sein – ein Draht, der z. B. unauffällig unter dem Teppich verläuft. Die Induktionsanlage LA 240 zum Beispiel (s. u.) kostet ca. 190 Euro (hoershop.com). Mit dabei ist ein Zusatzmikro für Umgebungsgeräusche. Moderne Hörgeräte, etwa von Kind oder Widex, lassen sich leicht per Bluetooth mit dem Fernseher koppeln. Welches System für Ihr TV-Gerät passt, weiß Ihr Fachhändler.