... historisch bedeutsamste Stadt im Elbe-Weser-Dreieck. Das weiß nur keiner“, sagt die Mitarbeiterin des Bachmann-Museums. Die Ausstellung befindet sich im einzig erhaltenen Gebäude des Schlosses. Der umliegende Park reicht bis zum Flüsschen Oste. Hier lag einst eine Furt (Vörde).
Die Untiefe bescherte der Stadt Zolleinnahmen, führte doch die Handelsroute „Ochsenweg“ hindurch. Ende des 18. Jahrhunderts, zur Zeit der Moorkolonisation, wurde der Bremervörder Hafen Mittelpunkt der „Torfkonjunktur“. Alles über Leben und Werk des „Moorkommissars“ Jürgen Christian Findorff ist im Heimathaus in Iselersheim acht Kilometer nördlich von Bremervörde zu erfahren. Im staatlich anerkannten Erholungsort Bremervörde ist der Vörder See mit Naturerlebnispark touristischer Hauptanziehungspunkt. In Ufernähe liegt auch der sehr gepflegte Wohnmobilstellplatz.
Vom Ostelauf bis Neuhaus: Liebliche Auenlandschaft
Rechts der noch schmalen Oste geht es Richtung Norden. In Elm machen die Tester Rast bei der Windmühle „Henriette“, die mit Voranmeldung zu besichtigen ist. Nur wenige Kilometer weiter liegen das Dörfchen Gräpel und die erste Fähre der Tour, eine mit Hand betriebene Prahmfähre. Aron Plathe, Spross der Familie, die seit vier Generationen die Gaststätte „Osteblick“ und gleichzeitig die Fähre betreibt, muss sich mächtig ins Zeug legen, um das 100 Jahre alte Gefährt samt Reisemobil über den Fluss zu ziehen.
Es herrscht Niedrigwasser. „Ganz langsam fahren“, mahnt Aron. Fünf Euro kostet uns die Fahrt. Der Stellplatz direkt am Anleger ist gratis. Auf schmalen Wegen geht es zur Fähre Brobergen mit Stellplatz am Fährhaus. Betrieben wird der motorisierte Oldtimer von Ehrenamtlichen. Hier ist sogar der Fahrer im Preis inbegriffen. Den Preis von vier Euro erhöhen wir um eine Spende für den Fährverein.
Über Kranenburg geht es nach Hechthausen. Im Ortsteil Klint liegt direkt am Fluss der romantische Ferienpark Geesthof mit Schwimmbad, Badesee, Reitpferden und Bootssteg. Von dort startet die Fahrgastfähre „Püttenhüpper“ Richtung Kranenburg und zu Ausflugsfahrten.
Osten ist bekannt für die älteste deutsche Schwebefähre. Das technische Baudenkmal von 1909 verkehrt allerdings nur zeitweise (www.schwebefaehrendorf. info) und nimmt keine Fahrzeuge mit. Vom einstigen Wohlstand Ostens zeugen Deichvillen und die prächtige Kirche, deren Inneres im Stil des Barock gestaltet ist.
Empfehlenswert ist der Besuch des gemütlichen Café Central gegenüber. Unwürdig für Osten ist der Stellplatz an der Festhalle. Viel zu eng, von Pkw zugeparkt und dazu kostenpflichtig. Eine bessere Alternative bietet der Stellplatz im Nachbarort Oberndorf-Bentwisch. Über die Brücke geht es ins malerische Oberndorf. Die Stellplatztester erfrischen sich auf dem dort vertäuten Restaurantschiff „Ostekieker“ – einer ehemaligen Fähre.
Über Geversdorf geht es nach Neuhaus. Der Reisemobilstellplatz liegt an der Marina. Der Ausblick auf die Oste ist fantastisch. Wer Glück hat, kann hier sogar Seehunde beobachten. Der fußläufig erreichbare Ort mit dem historischen Hafen liegt im Dornröschenschlaf. Die Tester besuchen etwas außerhalb die Wasserskianlage und das Oste-Sperrwerk.
Die Überfahrt über die Hochwasserschutzanlage ist nur zu eingeschränkten Zeiten und für Fahrzeuge bis 2,8 Tonnen möglich. Die Tester parken auf dem kostenlosen Stellplatz am Natureum Niederelbe und besuchen das interessante Freiluftmuseum.
Die Wingst: Bewaldete Hügel
Szenenwechsel: Zehn Minuten südlich von Neuhaus liegt die Wingst, ein Geestrücken, der über die sonst tischebene Flusslandschaft hinaus ragt. Durch den schattigen Hochwald führen gut ausgeschilderte Spazierwege, es gibt einen Kurpark mit Kneippbecken und Minigolf, Zoo, Sommerrodelbahn, Spielepark, Hallen- und Freibad.
Der Campingplatz ist landschaftlich schön gelegen, aber ziemlich teuer. Den Höhepunkt der Wingst bildet der „Deutsche Olymp“, ein Aussichtsturm, von dem man bis nach Brunsbüttel und Otterndorf sehen können soll. Zum Besuchszeitpunkt war er geschlossen.
Otterndorf: Nordseebad in üppigem Grün
Die Tester verlassen die Fährstraße und machen einen Abstecher an die Nordsee. Otterndorf war einst Hafenstadt am Ufer des Flüsschens Medem, davon zeugen Seilwinden an Häusern und ein historischer Kran. Heute ist Otterndorf Seebad. Der Strand liegt hinter begrüntem Deich. Auf Wiese stehen auch die Strandkörbe. Die gegenüberliegende Seite des Elbdeltas liegt am Horizont. Hier verschmelzen Strom und Meer. Das Wasser ist braun und trüb. Der klare Badesee „Achtern Diek“ – hinter dem Deich – lädt eher zum Schwimmen ein. Der schöne kommunale Campingplatz schmiegt sich ans Seeufer.
Freiburg und Wischhafen: Verträumte Idylle
Zurück auf der Fährstraße. Wer am Wochenende unterwegs ist, sollte zwischen Neuhaus und Freiburg im Café am Gut Hörne unweit der Ostemündung einkehren. Zum schlossähnlichen Gutshaus im neogotischen Stil gehört ein Biohof.
Der Flecken Freiburg an der Elbe ist ein malerischer Ort mit Hafen. Eine Bürgerinitiative rettete den imposanten Kornspeicher vor dem Verfall. Der Reisemobilstellplatz liegt zentrumsnah beim Sportplatz und Schützenhaus.
Ähnlich Wischhafen: Auch hier gibt es einen kleinen Hafen mit einigen Museumsschiffen und Küstenschifffahrtsmuseum (www.kuestenschifffahrtsmuseum. de). Direkt am Hafen liegt ein kleiner idyllischer Stellplatz. Nur 100 Meter entfernt ein zweiter und außerhalb des Ortes, kurz vor der Elbfähre, ein dritter. Die Gemeinde erhofft sich von den Nutzern vier Euro pro Nacht als Spende.
Glückstadt: Ein königlicher Ort
Die Tester setzen mit dem 7,40 Meter langen Mobil über die Elbe und zahlen 27 Euro. Glückstadt ist ein echtes Kleinod. Christian IV., König von Dänemark und Herzog von Schleswig und Holstein, ließ hier 1617 eine Festungsstadt aus dem Boden stampfen, um der Hansestadt Hamburg Konkurrenz zu machen.
Noch heute begeistert der sternförmige Grundriss mit dem Markt im Zentrum. Wunderbar auch die Uferzeile am Hafen. In deren Verlängerung liegt der Stellplatz auf einer Mole mit tollem Elbblick.
Der Nord-Ostsee-Kanal: Schiffsparade
Wer nach Brunsbüttel will, dem Tor zum Nord-Ostsee-Kanal, kurz NOK, muss das Flüsschen Stör passieren. Wahlweise geht das über eine Klappbrücke oder die Fähre im Dörfchen Beidenfleth (drei Euro). Durchs berühmt-berüchtigte Brokdorf mit weithin sichtbarer Reaktorkuppel (Stellplatz hinter dem Deich) und das hübsche St. Margarethen erreichen die Tester den 1895 eröffneten Kanal, der noch heute zu den meist befahrenen künstlichen Wasserstraßen der Welt gehört. Sie werden ihn slalomartig immer wieder überqueren. Alle 14 NOK-Fähren sind kostenlos.
Sehenswürdigkeiten von Brunsbüttel sind die Schleuse und Schiffe, die auf Reede liegend auf ihre Einfahrt warten. Gerade entsteht auf der größten Wasserbaustelle Europas eine fünfte Kammer.
Es gibt Schleusen-Führungen und ein Kanal-Museum. Reisemobile finden traditionell auf einer großen Wiese am Bürgerpark Platz. Seit dieser Saison sind auch Plätze beim Segelverein am alten Hafen ausgewiesen. Noch ist das ein Geheimtipp, mit traumhaftem Elbblick und allem Komfort!
In Hochdonn, nahe der historischen Eisenbahn-Hochbrücke, gibt es einen Fährhafen, an dem Reisemobile stehen dürfen. Die Tester entscheiden sich für den direkt am Kanal gelegenen Campingplatz „Klein Westerland“. Verlockend sind die naturbelassene Anlage und die daneben gelegene Badebucht.
Im Zickzack-Kurs über den Kanal geht es nach Breiholz, wo der Campingplatz „Bootsmann“ ebenfalls direkt am Wasser liegt, und zwar am Ufer der Eider. Die Umgebung wirkt sehr idyllisch. Wer am Nord-Ostsee-Kanal Schiffe gucken will, nimmt die Fähre Breiholz und setzt über zum Stellplatz Hörsten beim Flugplatz Schachtholm (14 Euro).
„Schiffe gucken“ ist auch Motto auf den Stellplätzen in Osterrönfeld (18 Euro) und gegenüber in Rendsburg am Kreishafen.
Rendsburg: Hier werden die Schiffer mit Hymne begrüßt
Der Hafen liegt direkt neben der Schiffsbegrüßungsanlage, die vorbeifahrende Schiffe täglich von 10 Uhr bis zum Einbruch der Dunkelheit durch das Dippen der jeweiligen Nationalflagge und das Anspielen der Nationalhymne willkommen heißt. Hoch darüber spannt sich die Metall-Konstruktion der Eisenbahnbrücke. Die darunter hängende Schwebefähre war nach einer Schiffskollision jahrelang defekt. Noch in diesem Jahr soll eine neue Fähre in Betrieb gehen. Rendsburgs Altstadt, von Osterrönfeld aus durch einen Fußgängertunnel erreichbar, erkundet man am besten der „Blauen Linie“ mit 30 Stationen folgend. Flyer dazu gibt es in der Tourist-Info im Alten Rathaus. Für alle, die vor allem an Ruhe und am hübschen Stadtkern interessiert sind, empfiehlt sich der Rendsburger Wohnmobilhafen. Über Sehestedt (mit einem tollen Stellplatz direkt am Kanalufer), die Fähre von Landwehr und die Levensauer Hochbrücke von 1894 geht es zur letzten Station.
Kiel: Gewusel in der Landeshauptstadt
Im Stadtteil Wik, direkt an der Schleuse, wo der Kanal in die Förde mündet, liegt der einzige Stellplatz der Landeshauptstadt. Er bietet tollen Ausblick, aber nicht mehr. Die Sanitäranlagen (Dixie-Klo) sind nicht der Rede wert. Wer in der ersten Reihe stehen will, zahlt 19 Euro. Weitaus angenehmer ist es auf dem Campingplatz in Kiel-Falckenstein, direkt am Ostseestrand. Allerdings liegt der noch weiter vom Kieler Zentrum entfernt (14 Kilometer).
Wer mit dem Rad unterwegs ist, nutzt die Personen-Fähre Holtenau-Wik. Über die Kiellinie, die Promenade entlang der Kieler Innenförde, geht es zu den Kaianlagen, wo Kreuzfahrtschiffe und Schwedenfähren ablegen. Über die Hörnbrücke überqueren Fußgänger und Radfahrer den Hafen. Die Tester stehen auf dieser einzigartigen dreigliedrigen Faltbrücke, die Anfang und Ende der Fährstraße markiert und bestaunen das Gewusel im Hafen.
Kreuzfahrtriesen, Skandinavienfähren, Lotsenboote, Ausflugsschiffe, Sportboote und Segler liegen, dümpeln, schwanken, gleiten. Die Hafenbahn rangiert. Kräne drehen. Es poltert, klingelt, pfeift und tutet. Welch ein Kontrast zur beschaulichen Fahrt durch stille Auen.
Tipp der Autorin
Der NOK hat einen Vorgänger: Den Eiderkanal, nach seiner Fertigstellung 1784 der meistbefahrene Kanal Europas. Er verband die obere Eider mit der Kieler Förde. Von Rendsburg bis zur Nordsee segelten die Schiffe auf der unteren Eider. Eine der sechs historischen Schleusen mit dekorativer Zugbrücke ist bei Kleinkönigsförde zu sehen. Ein Parkplatz ist ausgeschildert, die letzten 500 Meter sind zu Fuß oder per Rad zurück zu legen. Alternativ kann das Fahrzeug auf dem Haltestreifen der nicht mehr existenten Königsförder Fähre direkt am NOK abgestellt werden. Über „Am Kanal“ und „Hofteich“ führt der Weg zur alten Eider-Schleuse.
www.deutsche-faehrstrasse.de
www.arbeitsgemeinschaft-osteland.de