Tatsächlich, da steht sie. Als ich im Hamburger Hauptbahnhof um 12.29 Uhr aus dem Zug steige, erwartet mich auf dem Bahnsteig von Gleis 11 eine Frau im Parka, meerwettergebräunt unter dem Mundschutz. Judith Hermann und ich haben ein Interview im Freien vereinbart, also ziehen wir an der Kunsthalle vorbei zur Binnenalster, suchen uns eine Parkbank und reden. Entgegen der Wettervorhersage ziehen dunkle Wolken auf, es fallen ein paar Tropfen, aber wir harren aus, und irgendwann bricht die Sonne durch. Judith Hermann erweist sich als sehr freundliche und sehr bestimmte Gesprächspartnerin, ich hatte sie mir scheuer vorgestellt. Wir reden über ihren neuen Roman Daheim, der an einer unbestimmten Küste spielt, vielleicht ähnlich der ostfriesischen, an der die Berlinerin selbst seit einiger Zeit lebt. Sie verneint die Frage, ob es sie angesichts solcher Parallelen stört, wenn man sich die Erzählfigur ...