... größtenteils geheim. Was in der Mansion passiert, bleibt in der Mansion. Und genau das machte ja den Kult-Faktor aus. Über allem lag ein verruchter, mysteriöser Schleier. Auch über dem Schöpfer des Ganzen. 1953 brachte Hugh Hefner († 91) die erste Ausgabe des „Playboy“ heraus und lebte von da an ein Leben, von dem wohl viele Männer träumen: Gehüllt in seinen legendären roten Seiden-Pyjama, immer mit einer schönen Frau, einem Bunny, im Arm, stellte er die Moralvorstellungen der USA auf den Kopf. Nach seinem Tod 2017 (Ursache: Herzstillstand) ging er als Ikone der sexuellen Befreiung in die Geschichte ein. Dabei herrschte hinter den Kulissen alles andere als sexuelle Befreiung, wie eine zehnteilige Doku-Serie nun aufdeckt.
In „Secrets of Playboy“ (läuft bislang nur beim US-Sender A&E) erzählen ehemalige Playmates, Mitarbeiter und Ex-Freundinnen Hefners von der dunklen Seite des Partylebens. Hefner wird vorgeworfen, Frauen mithilfe von Drogen gefügig gemacht zu haben. Er soll seine „Häschen“, wie er sie nannte, manipuliert und gegeneinander ausgespielt, sie heimlich beim Sex gefilmt haben. Sogar von sexuellem Missbrauch und Erpressung ist die Rede. Vom Image des Lebemannes, der eine vermeintlich sichere Umgebung schuf, in der sich Männer und Frauen ausleben konnten, ist das weit entfernt. „Es war wie in einer Sekte“, beschreibt Holly Madison (42) ihre Zeit als Hugh Hefners „Hauptfreundin“ von 2001 bis 2008. „Auf den ersten Blick wirkte er so freundlich und liebevoll, er hatte diese besondere Ausstrahlung. Uns wurde von allen Seiten eingeredet, dass er dieser nette Typ sei.“ Dabei habe es in der Mansion strenge Regeln gegeben: Ausgangssperre ab 21 Uhr. Besuche von Freunden seien nur eingeschränkt erlaubt gewesen. „Uns war es verboten, die Villa zu verlassen, außer es ging um einen Familienurlaub. Man wurde von der Außenwelt isoliert.“ Zu Beginn ihrer „Playboy“-Zeit arbeitete Holly, die auch in der Doku-Soap „The Girls of the Playboy Mansion“ zu sehen war, noch als Kellnerin. Auch das wurde ihr ausgeredet, sagt sie. Damit seine Frauen nicht arbeiten gehen, gab Hefner jeder einen Bonus von 1 000 Dollar pro Woche.
Komplett isoliert und geblendet, verlor sich Holly immer mehr in ihrer Rolle als Hugh Hefners Haupthäschen. „Ich dachte, ich würde ihn lieben, aber wenn ich heute zurückblicke, ähnelt meine Liebe zu ihm eher dem Stockholm-Syndrom, bei dem sich die Gefangene in ihren Entführer verliebt.“ Auch das erste Mal mit dem selbsternannten Frauenversteher sei alles andere als romantisch gewesen – betrunken nach einer Partynacht mit anderen Mädels. Hefner weigerte sich, ein Kondom zu benutzen. Der Magazingründer habe ihr zuvor eine Quaalude-Pille angeboten, eine Partydroge, die auch unter dem Namen „Beinespreizer“ bekannt war. Bei den legendären „Playboy“-Partys verfütterten männliche Gäste die Pillen an Frauen, um sie gefügig zu machen, berichten mehrere Zeugen in der Dokuserie.
Eine grausame Wahrheit, die die scheinbar glamouröse Zeit des „Playboy“ in den Siebzigern in einem ganz anderen Licht erscheinen lässt. Dass es damals – gelinde gesagt – wild zuging, bestätigt auch Sondra Theodore (65), die von 1976 bis 1981 mit Hugh Hefner zusammen war. Einmal habe sie ihren Lebensgefährten dabei erwischt, wie er ihren Hund sexuell belästigte. Außerdem seien überall im Haus Überwachungskameras angebracht gewesen. „Er hatte Kassetten über alle“, so das Ex-Model, das mit gerade mal 19 Jahren in Hefners Fänge geriet. So habe der ehemalige Werbetexter jeden erpressen können, der auch nur ein schlechtes Wort über die Playboy-Mansion verlieren wollte. „Es gab Playmates, die an einer Überdosis starben oder sich umbrachten“, erinnert sich Ex-Bunny Miki Garcia (74). „Hugh Hefner war ein Raubtier“, macht Sondra Theodore in der Doku klar. „Ich habe so viele gutaussehende junge Mädchen durch die Tore der „Playboy“-Villa gehen sehen. Verlassen haben sie sie erschöpft und ausgezehrt.“
Das „Playboy“-Magazin distanziert sich übrigens von seinem Gründer. „Wir glauben den Frauen, die mit ihren Storys an die Öffentlichkeit gegangen sind“, heißt es in einem Statement. ■
"Mei ne Liebe zu Hu gh Hefner ähnelte dem Stockholm- Syndrom"