Allen Kohlarten ist gemein, dass sie am besten an einem sonnigen bis halbschattigen Platz mit kalkhaltigem, humus- und nährstoffreichen Boden gedeihen. Ideal wäre ein pH-Wert von 5,5 bis 6,5. Zudem sollte der Boden für die Tiefwurzler auch tiefgründig sein. Als Starkzehrer sind die Gewächse hungrig auf Nährstoffe und Feuchtigkeit, besonders während der Wachstumsphase – regelmäßig düngen und gießen ist deshalb Pflicht. Staunässe wird allerdings nicht vertragen und ein Zuviel an Nährstoffen kann die Haltbarkeit von Lagersorten negativ beeinträchtigen. Das Beet sollte im Herbst vor der Pflanzung mit Kompost angereichert werden. Während der Hauptwachstumszeit ist beispielsweise eine Düngung mit verdünnter Brennnesseljauche alle drei bis vier Wochen eine gute Dosierung.
Ob selbst gezogen oder gekauft – Kohl- Jungpflanzen können Sie ab Mitte/Ende April ins Freie setzen. Mithilfe von Frühbeet, Gewächshaus, Vlies oder Folientunnel verlängern Sie die Anbau- und Erntesaison nach vorne und hinten. Eine Mulchdecke nützt, um die Wärme und Feuchtigkeit im Boden zu halten. Und allgemein kann man sagen: Je weniger Blattmasse die Pflanze erzeugt, desto weniger Pflege ist nötig.
Gemüsegärtner-Praxis
Ein weiterer wichtiger Aspekt beim Kohlanbau ist der Fruchtwechsel, also die zeitliche Aufeinanderfolge von verschiedenen Gemüsekulturen. In einem Beet, in dem Kohl angebaut wurde, sollten Sie frühestens nach drei bis vier Jahren, besser noch erst nach fünf oder sechs Jahren wieder Kohl anpflanzen. So beugen Sie zum einen der Bodenerschöpfung vor, denn nach den Starkzehrern sollten auf einem Beet Mittel- und dann Schwachzehrer folgen. Zum anderen können Schädlinge wie die Raupen des Kohlweißlings oder Krankheitsauslöser wie der Schleimpilz, der die Kohlhernie (bildet starke Wucherungen an den Wurzeln) verursacht, im Boden längere Zeit überstehen. Pflanzt man wieder Kohl in das selbe Beet würde dieser sofort wieder befallen werden.
Gesünder wächst der Kohl auch in direkter Nachbarschaft mit anderen Gemüsen und Kräutern, in sogenannter Mischkultur. Es gibt aber Gemüse, die sich gegenseitig gut tun und andere, die sich nicht so gut „riechen“ können. Positive Partner für Kohl sind zum Beispiel Tomaten, Spinat, Kartoffeln, Mangold, Möhren, Erbsen oder Bohnen. Als ungeeignete Nachbarn gelten dagegen Zwiebeln, Knoblauch oder andere Kohlsorten. Beachten Sie bei der Gemüsebeetplanung auch die beachtliche Größe, die Rotkohl & Co. erreichen können. Um den Platz optimal zu nutzen, säen oder pflanzen Sie zwischen die Reihen schnellwüchsige und genügsamere Arten wie Kopfsalat oder Radieschen. Bis der Kohl mehr Raum benötigt, sind diese Kulturen schon abgeerntet und machen ihm keine Konkurrenz.
Unser Lesetipp
Die Landschaftsökologin und Gärtnerin Anna Weißig erklärt in ihrem Buch den ganzjährigen Kohl-Anbau, stellt über 100 Kohlsorten vor, informiert über die Bedürfnisse der Pflanzen, gibt Tipps zum Umgang mit Schädlingen sowie zur Lagerung und Vermehrung von Kohl. Die Porträts sind gegliedert nach der Nutzungsart und zeigen zum Beispiel, ob die Blätter, die Wurzel oder die Köpfe verwendet werden.
Anna Weißig: Lust auf Kohl, 192 Seiten, 160 Fotos, gebunden, ISBN 978–3–2580–8269–1, 29,90 € (D) / 30,80 € ( A), Haupt Verlag
Tipps für den Kohl-Anbau
1 Ein warmer Mantel
Um die Kulturen vor kalten Temperaturen zu schützen, nutzt man eine Abdeckung mit Vlies. So kann die Freilandsaison im Winter verlängert werden und im Frühjahr drei bis vier Wochen früher beginnen. Während ein Vlies wasser- und luftdurchlässig ist, schützt ein Minitunnel aus biegsamen Stahlstangen und Folie vor Niederschlag, Schnee und Wind sowie vor Fressfeinden. Entsprechende Sets finden Sie im Gartenfachhandel.
2 Auf gute Nachbarschaft
Blumen und Kräuter verstärken den positiven Effekt der Mischkultur. Die Blüten von Einjährigen wie Ringelblume sehen nicht nur toll aus, sie locken auch Bestäuberinsekten und andere Nützlinge an. Tagetes fördern z. B. durch Wurzelausscheidungen die Bodengesundheit und behindern die Entwicklung von pflanzenfeindlichen Nematoden im Boden.
3 Vorsprung mit Frühbeet
Ein Frühbeet funktioniert prinzipiell wie ein Gewächshaus. Durch das geschützte Klima und höhere Temperaturen im Inneren entwickeln sich die Pflanzen schneller als im Freiland. Bringen Sie zusätzlich eine Mistpackung ein, wirkt das wie eine Fußbodenheizung. Wichtig beim Frühbeet-Gärtnern: ausreichend lüften!
Ernten und genießen
Alle heute bekannten Kulturformen gehen auf den Wildkohl zurück, der große Blätter bildet und in Deutschland an den Klippen von Helgoland wächst. Im Garten können Sie ihn als winterhartes Gemüse anbauen und seine aromatischen Blätter fast ganzjährig ernten. Inzwischen umfasst die formenund aromareiche Gattung Brassica etwa 40 Arten mit einer großen Zahl an Sorten und Nutzungsformen. Je nach Art werden unterschiedliche Pflanzenteile genutzt, also geerntet und verarbeitet.
Als Blattkohl bezeichnet man Arten, die keinen Kopf bilden. Die essbaren Blätter wachsen an hoch- bis niedrigwüchsigen Stängeln oder in Rosetten/Büscheln. Beispiele sind Grün-, Palmkohl, Mizuna oder Pak Choi. Erntet man nur blattweise und lässt den Strunk stehen oder lässt bei den in Rosetten/Büscheln wachsenden Arten die Herzblätter stehen, treiben sie im Frühjahr noch einmal aus und bieten frühe zarte Blätter. Die Arten, deren Blätter an einem kurzen, stark gestauchten Haupttrieb sitzen und meist einen festen, manchmal auch einen losen Kopf bilden, nennt man Kopfkohl. Dazu gehört zum Beispiel der Wirsing, Rot- und Weißkohl oder Chinakohl. Entwickelt haben sich diese Arten aus Blattkohlen, deren Blätter nach innen wuchsen. Bei Blumenkohl, Brokkoli, Romanesco oder Stängelkohl erntet und verspeist man quasi die Blütenanlagen oder Knospen. Bei Arten wie Kohlrübe oder Speiserübe nutzt man die Wurzel oder das Hypokotyl (Keimstängel), und der Kohlrabi sorgt mit einer verdickten oberirdischen Sprossachse für Erntespaß.