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NACHTMAHL
Lasse hat es eine ganz plausible Erklärung dafür, warum die Forellen auch in der Dunkelheit fressen: Da sie in den Zuchtanlagen möglichst schnell wachsen sollen, werden sie dort nämlich auch nachts gefüttert. Nur so ist es möglich, dass die Forellen schon nach einem Jahr Portionsgrößen erreichen. Die Fische sind es also vollkommen gewohnt, auch in der Dunkelheit zu fressen. Ein wichtiger Punkt für Lasse ist aber auch, dass abends weniger Betrieb am Angelsee herrscht und die Forellen dadurch insgesamt „entspannter“ sind und besser beißen. Frisch besetzte Forellen sind zwar nicht wirklich schreckhaft und menschenscheu. Aber wenn am Ufer weniger los ist, sind sie tatsächlich etwas argloser.
LEUCHTKRAFT
Damit die Forellen den Köder in der Dunkelheit möglichst schnell finden, kombiniert Lasse die Bienenmaden oder den Forellenteig immer mit einer kleinen Perle, die im Wasser leuchtet. Und zwar mit „Super Soft Beads“ von Iron Trout. Das sind weiche Gummikugeln mit einem Durchmesser von 7 mm, die zusätzlich nach Knoblauch riechen. Entscheidend ist aber, dass sie phosphoreszierend sind und sich dadurch mit Licht „auftanken“ lassen. Wenn man sie vor jedem Wurf für etwa 5 bis 10 Sekunden mit dem grellen Strahl der Kopflampe anstrahlt, leuchten sie für etwa 10 Minuten nach. Die Leuchtkraft ist zwar nicht so stark wie die eines frischen Knicklichts, aber trotzdem so intensiv, dass man die Kugel in absoluter Dunkelheit immer erkennt. Und das natürlich auch unter Wasser. Die Leuchtperle hat dadurch beim Nachtangeln einen enormen Lockeffekt.
UNBESCHWERT
Die Leuchtperle wird als erstes auf den Haken geschoben, wobei sie auf dem Knoten den besten Halt hat. Dann kommen wahlweise noch eine Bienenmade oder etwas Forellenteig hinzu. Natürlich können auch andere Naturköder wie Maden, Würmer oder Mehlwürmer mit der Perle kombiniert werden. Während Naturköder ohne jede Beschwerung auskommen, muss bei auftreibendem Forellenteig noch zusätzlich ein kleines Bleischrot am Haken fixiert werden, damit der Köder auch tatsächlich absinkt. Das Blei sollte aber nur so schwer sein, dass die Paste mit der Perle langsam absinkt. Und damit sind wir bei einem weiteren Detail dieser Angeltechnik.
Lasse präsentiert die Köder an vorgebleiten Posen nämlich ohne jede weitere Beschwerung, so dass die Köder über die gesamte Vorfachlänge nur durch ihr Eigengewicht absinken. Die Pose wird mit Gummistoppern auf der Hauptschnur fixiert, und zwar so, dass der Köder etwa 1 bis 1,5 m absinken kann und deutlich über dem Grund schwebt. In welcher Tiefe die Fische stehen, kann aber von Gewässer zu Gewässer und von Tag zu Tag unterschiedlich sein. Lasse hat es an diesem Abend in 120 cm Tiefe im Mittelwasser versucht und war dort auch erfolgreich.
EINGEKLEBT
Um die Bisse erkennen zu können, sind natürlich Leuchtposen erforderlich. Bei einigen vorbebleiten Posen kann die Antenne einfach herausgenommen und gegen ein Knicklicht ausgetauscht werden. Bei Lasses Posen waren die Antennen aber zu dünn, so dass er die Knicklichter mit Hilfe des Schlauches aus der Knicklicht-Packung und mit Heißkleber etwas umständlich befestigen musste. Wenn etwas nicht passt, wird es eben passend gemacht. Die Bisse der Forellen waren diesen Abend sehr gut zu erkennen. Entweder gingen die Posen gleich auf Tauchstation oder auf Wanderschaft. Interessanterweise konnte Lasse nicht alle Bisse auch verwandeln. Obwohl die Bisse so eindeutig waren, hatten die Fische den Köder offenbar nicht immer gleich geschluckt. Umgekehrt saß bei den Fischen, die nach dem Anhieb hängen blieben, der Haken jedes Mal tief im Schlund.
ROTLICHT-MILIEU
Ein ganz wichtiger Punkt beim Nachtangeln ist für Lasse das Kopflampenlicht. Er ist davon überzeugt, dass die Fische verschreckt werden, wenn der Strahl des Lichtes direkt aufs Wasser trifft. Deshalb verwendet er eine Kopflampe, die auch einen Rotlicht-Modus hat. Das Rotlicht ist deutlich schwächer und hat dadurch keine so starke Scheuchwirkung. Aber zum Montieren und zur Orientierung am Angelplatz reicht dieses schwache Licht vollkommen aus. Wenn Lasse die Leuchtperlen mit dem grellen Kopflampenlicht bestrahlt, dreht er sich deshalb immer vom Wasser weg, damit kein greller Lichtschein aufs Wasser fällt. An diesem Abend hat er das grelle Kopflampenlicht auf Wunsch des Fotografen beim Drill und bei der Landung allerdings gelegentlich eingeschaltet, weil sich das Ganze dann besser fotografieren ließ.