Bildquelle: founders magazin, Ausgabe 29/2021
Macht kann eine ungeheure Anziehungskraft haben. Wir erleben dies täglich anschaulich in der Politik und Wirtschaft. Wie und wodurch entsteht Macht? Dominanz ist ein wesentlicher Faktor. Ein anderer sind Spielregeln, die einzuhalten sind, wenn man nach Macht strebt. Diese gehen unweigerlich damit einher, bereit zu sein, ethische und moralische Schranken zu durchbrechen. Frauen, die Macht erlangen möchten, erleben die Herausforderung, sich gegen jahrhundertelang gewachsene Strukturen, Strategien und Rituale durchsetzen zu müssen.
Männern ist der Wettstreit in die Wiege gelegt, während bekanntermaßen Frauen das ausgleichende, verbindende und soziale Element mitbringen. Daher gibt es von jeher ein Ungleichgewicht in der Austragung von Machtkämpfen zwischen den Geschlechtern. Jeder kämpft mit seinen Mitteln.
Was sind Machtmenschen für Typen?
Machtmenschen zeichnen sich durch Machtgier bis hin zu -besessenheit aus. Sie wollen sich in jedem Fall durchsetzen. Dabei sollen alle anderen behilflich sein und sich vor allem unterordnen. Durch Intelligenz, Beharrlichkeit und Glaubwürdigkeit wollen sie überzeugen und ihre Entscheidungen durchbringen. Gelingt das nicht, kommen Manipulation und ihr Wissen als Machtfaktor ins Spiel. Dies ist eine klare Beschreibung eines männlichen Machtmenschen.
Frauen nutzen Macht hingegen eher als Mittel zum Zweck, um damit etwas Sinnvolles zu bewerkstelligen. Macht zu erlangen nur für das eigene Ego ist Frauen eher fremd. Viele Frauen schrecken durch das oben genannte Image nach wie vor vollständig vor Machtpositionen zurück.
Wie behaupten sich Frauen in einem männerdominierten Umfeld?
Frauen können ihre Position stärken, indem sie:
• sich ein unverwechselbares Profil zulegen und die eigene Marke kreieren
• Eigenmarketing betreiben
• an ihrem Image arbeiten
• eine klare Positionierung einnehmen
• ihr Selbstbewusstsein stärken
• Fingerspitzengefühl und Taktik verfeinern
• auf Wortwahl und Emotionen achten
Zeigen Sie, dass Sie der Aufgabe gewachsen sind, die nötigen Kompetenzen mitbrin- gen und wirklich wollen, und bleiben Sie sich treu.
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»Versuchen Sie nicht, ein zweitklassiger Mann zu sein. Sie sind eine erstklassige Frau.«
– URSULA VON DER LEYEN
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Berührung ist für Männer eine Geste der Dominanz. Sie kann durchaus freundschaftlich, wohlwollend und väterlich sein. Im Business bleibt es ein Dominanzsignal.
Machtgerangel unter Männern und was Frauen davon lernen können
Männer sind von klein auf gewohnt, Positionen auszukämpfen. Anders als Frauen empfinden sie dieses Machtgerangel als normal und sportlich. Ist der Wettstreit ausgetragen, gibt man sich die Hand oder geht gemeinsam ein Bier trinken. Den Frauen ist Konfrontation eher unangenehm, sie nehmen Angriffe schnell persönlich.
Das sind die Kniffe der Männer und wie Sie gegensteuern können:
• Machtgerangel bedeutet Wettstreit und hat damit spielerische Anteile.
• In Meetings wird der/die Ranghöchste angesprochen und fixiert. Hört er/ sie zu, ist die Aufmerksamkeit aller gesichert.
• Das Pokerface dient dazu, nonverbale Informationen zu verbergen. Bleiben Sie bei einer freundlichen, selbstbewussten Ausstrahlung. Frauen lächeln tendenziell zu häufig, was Männer als unterwürfig interpretieren.
• Unbestimmte Formulierungen wie: »vielleicht, gegebenenfalls, man könnte...« interpretieren Männer als Schwäche und Unentschlossenheit. Formulieren Sie klar und unmissverständlich.
• Männer wollen den Wettkampf gewinnen. Daher wird nicht von der eigenen Position abgerückt. Frauen hingegen entschuldigen, erklären sich und üben Selbstkritik. Dies dient dem Wetteifernden als Waffe, die er bei nächster Gelegenheit nutzt.
• Berührung ist für Männer eine Geste der Dominanz. Sie kann durchaus freundschaftlich, wohlwollend und väterlich sein. Im Business bleibt es ein Dominanzsignal. Nutzen Sie es ebenfalls: Werden Sie zum wiederholten Male unterbrochen, legen Sie Ihre Hand kurz auf den Unterarm des Sprechenden mit Worten wie: »Lassen Sie mich den Gedanken noch eben zu Ende bringen. Dann sind Sie dran!« Ist es Ihnen nicht möglich, die Hand aufzulegen, zeigen Sie ihm das »Stoppschild« mit der Handfläche zum Unterbrechenden gerichtet. Behalten Sie einen freundlichen Gesichtsausdruck, denn das »Stoppschild« ist ein massives Zeichen der Zurückweisung.
Fazit
Machtmenschen haben einen hohen Dominanzfaktor, sind erkennbar durch Willensstärke, Selbstvertrauen, Ausdauer, Egoismus, Entschlossenheit, Risikobereitschaft, Rastlosigkeit und Aggressivität.
Eine interessante Studie hat herausgefunden, dass »Macht den Geist schult«. Psychologieprofessorin Yuri Miyamoto von der Universität Wisconsin–Madison und ihre Kollegin Li-Jun Ji von der Queen’s Universität in Kingston, Kanada, haben festgestellt, dass Macht einen unmittelbaren Effekt auf unser Gehirn hat: »Wer sich mächtig fühlt (oder es ist), verbessert automatisch seine Fähigkeit, analytisch zu denken.«1
Machtgerangel gibt es sowohl gleichgeschlechtlich als auch im gemischten Einzel. Sie unterscheiden sich in der Art und Weise der Austragung, der Konsequenz und des Ergebnisses. Männer haben kein Problem, sich in den Machtwettstreit zu begeben, Frauen vermeiden ihn lieber. Frauen bleiben dabei viel häufiger auf der Strecke und tragen nachhaltige Blessuren davon. Ständiges Machgerangel vergiftet die Arbeitsatmosphäre, bindet unnötig Kräfte und verschlechtert das Ergebnis.
Die Autorin
Bildquelle: founders magazin, Ausgabe 29/2021
Als Karrierecoach, Speakerin und Autorin begleitet Britta Balogh Führungskräfte auf ihrem Karriereweg. Ihr Motto lautet wie der Titel ihres Ratgebers: »Benimm ist in!«