... feil, die man geräuchert und am besten mit rohen gewürfelten Zwiebeln verspeist. Der „Herring Stall“ ist ein idealer Ausgangsort, um Den Haag zu erkunden: Stilvolle Cafés, geschichtsträchtige Orte, der Arbeitspalast des niederländischen Königs, Shoppingmeilen, moderne Architektur und sogar ein Sandstrand, der mit etwas Ausdauer fußläufig zu erreichen ist, hat die niederländische Stadt zu bieten.
Wo Prominente, Präsidenten und Könige logierten
Ein paar Schritte jenseits des Hofvijver erreichen Besucher die prachtvolle Lange Voorhout, eine von Linden und Laternen gesäumte Allee, die vielen sogar als schönste Flaniermeile der Niederlande gilt. Umrahmt wird die L-förmige Anlage von Herrenhäusern, der Kloosterkerk, in der die ehemalige Königin Beatrix regelmäßig Gottesdienste besuchte, und vom legendären Nobelhotel Des Indes. Hinter der Drehtür, die noch heute von uniformierten Pagen in Bewegung gesetzt wird, logierten namhafte Gäste: Thomas Mann, die Doppelagentin Mata Hari sowie zahlreiche Präsidenten und Könige.
Zurück am Hofvijer kann man einen wichtigen Staatsmann für die Republik besuchen. Gegenüber dem Parlament thront auf einem Sockel eine Statue von Johan de Witt. Im 17. Jahrhundert leitete der Anwalt und Pionier der Versicherungsmathematik von Den Haag aus 20 Jahre lang die Geschicke der Republik der Sieben Vereinigten Provinzen. Damit war sie eine der ersten europäischen Großmächte, die nicht von einem Monarchen regiert wurde. 1672, das die Niederländer als „Rampjaar“ (Katastrophenjahr) bezeichnen, wurde de Witt während innenpolitischer Unruhen von einem Mob gelyncht. Sein Tod bedeutete zugleich das Ende des „Goldenen Zeitalters“ der Niederlande.
Die Vorzüge einer Großstadt und das Meer vor der Tür
Längst ist die Stadt wieder zu altem Glanz zurückgekehrt. Wer durch die noble Gegend des Diplomatenviertels rund um den Stadtwald „Scheveningse Bosjes“ spaziert, der stößt alle paar Schritte auf zum Teil prunkvolle Botschafterresidenzen anderer Länder. Besonders sehenswert ist das Zuhause des deutschen Botschafters direkt gegenüber vom Parlament. Das Huis Schuylenburch gilt zusammen mit dem Palais Beauharnais in Paris als die bauhistorisch bedeutendste Residenz der Bundesrepublik Deutschland im Ausland.
Die Prachtbauten verströmen das, was Den Haag heute bestimmt: internationales Flair. Das macht sich auch kulinarisch bemerkbar. In Den Haag können sich Hungrige einmal um die Welt schlemmen, von Surinam über Frankreich, von Indonesien über Griechenland bis in den Irak.
Doch die Stadt ist mehr als nur Diplomatensitz und Königsresidenz. Sie versteht sich auch als Wächterin von Frieden und Demokratie. Diesem Bemühen hat Den Haag schon 1913 ein riesiges Gebäude mit Parkanlage gewidmet: den Friedenspalast. Hier hat der 1946 gegründete Internationale Gerichtshof (IGH) der Vereinten Nationen seinen Sitz. Auf dem Platz vor dem goldbekrönten, schmiedeeisernen Tor glimmt durch ein kleines Sichtfenster in einem Granitblock das Friedenslicht, umgeben von einem Ensemble aus Steinen, welche die 197 Mitgliedsländer gestiftet haben.
Auch im Inneren des Gebäudes ist alles auf Frieden und Gerechtigkeit ausgerichtet. Der Palast beherbergt neben dem IGH auch die Akademie für Internationales Recht. Der Grundstein für das monumentale Gebäude wurde im Jahr 1907 gelegt. Damals war Den Haag auf Betreiben des russischen Zaren Nikolaus II. nach 1899 zum zweiten Mal Ausrichter einer internationalen Friedenskonferenz. Das Haus sollte den Anspruch zementieren, dass von Den Haag aus der Gedanke der Völkerverständigung in alle Welt getragen wird. Für die Bemühungen gab es 1911 sogar den Friedensnobelpreis für den niederländischen Juristen Thomas Asser, der im Friedenspalast das Schiedsgericht zur Beilegung internationaler Konflikte gegründet hatte.
Prachtbauten verströmen internat ionales Flair
Die Friedensaura der Stadt ist einer der Gründe, warum Willem Sanderse in Den Haag lebt. Der 68-Jährige sitzt unter der Statue von Johan de Witt an einem der Tische, die sein Schachklub an den Wochenenden hier regelmäßig aufstellt. Dort, wo der ehemalige Blumenverkäufer gerne über Rochade und italienischer Eröffnung brütet, erklärt er, was ihn an seiner Wahlheimat fasziniert. Sie erinnere ihn an Barcelona, wo er zehn Jahre gelebt hat. „Man hat alle Vorzüge einer Großstadt und zugleich das Meer mit Sandstrand vor der Tür. Das gibt es in unserem Land nur hier.“ Tatsächlich ist Den Haag die einzige niederländische Metropole, die auch über einen Badestrand verfügt. Elf Kilometer lang ist der Küstenstreifen mit seinen Dünen.
Mit Bus oder Bahn sind es nur ein paar Minuten bis zum Meer in Scheveningen. Wer an der Haltestelle Kurhausplein aussteigt, fällt hinein in das pulsierende Strandleben. Im Zentrum der Uferpromenade thront das gigantische Fünf-Sterne-Kurhotel aus dem Jahr 1885.
Berühmt wurde das prächtige Gebäude auch durch das erste Rolling-Stones-Konzert 1964 in Kontinentaleuropa.
Ruhe vor dem Trubel findet man in den Dünen
Drumherum können sich Vergnügungssuchende treiben lassen: Es gibt eine Einkaufspassage mit Souvenirshops, Spielhallen, Legoland und ein Aquarium der Sealife-Kette. Am Strand erstreckt sich das Angebot aus Karussells und Imbissbuden über eine auf bunten Stehlen gebaute Pier inklusive Luxussuiten 300 Meter weit ins Meer hinaus. Prägend für die Kulisse ist auch das Riesenrad am Steg, das bei gutem Wetter einen fabelhaften Bick auf Den Haag bietet.
Insgesamt besitzt Scheveningen vier Strandabschnitte. Wer der mitunter steifen Brise trotzt und ein paar Schritte nordwärts geht, vorbei am Zwarte Pad mit seinen Strandcafés und Beachclubs, wird belohnt mit einem prächtigen Ausblick auf die Küste Den Haags und den Meijendel, das größte zusammenhängende Dünengebiet Südhollands. In den von kleinen Seen durchsetzten Wäldern hinter dem breiten Strand genießen nicht nur Hasen und Füchse sowie 250 Vogelarten, sondern auch erholungssuchende Touristen und Großstädter die Ruhe – und den Frieden.
TIPPS FÜR DIE REGION
DIE REGION
Den Haag liegt im Westen der Niederlande. Es ist Hauptstadt der Provinz Südholland und zugleich Parlaments- und Regierungssitz der Niederlande. Das Zentrum befindet sich etwa sechs Kilometer von der Nordsee entfernt. Zur Hafenstadt Rotterdam sind es knapp 25 Kilometer.
ANREISE
Der ICE von Köln benötigt rund vier Stunden Fahrtzeit. Mit dem Auto kommt man über die A 12 nach Den Haag. Am besten man nutzt den Park & Ride Parkplatz Ypenburg am Stadtrand. Die Parkgebühren in der City sind nämlich horrend.
ÜBERNACHTEN
Das Novotel liegt im Herzen Den Haags, direkt angrenzend an die noble Einkaufspassage von 1885. Das Frühstück ist vielfältig, die Lobby hat Stil (DZ ab 200 €). . shtml
ESSEN & TRINKEN
Fahrradliebhaber werden Lola Bikes & Coffee lieben. Der Kaffee, den man unter den dekorativ an der Wand hängenden Rädern genießen kann, ist hervorragend. Im Het Haringhuisje in Scheveningen gibt es seit 1933 alles, was der Fischesser liebt: Seezunge und Hering, aber auch Garnelen sowie Muscheln in allen Variationen. www.hetharinghuisje.nl
HAAGER PASSAGE
Ein Hauch von Mailand bietet die älteste überdachte Einkaufspassage der Niederlande von 1885: Cafés, edle Pralinenshops und allerlei Luxusläden laden zum Bummeln ein.
MADURODAM
Der Miniaturpark in Scheveningen gehört zu den größten Touristenattraktionen der Niederlande. Zu bestaunen sind 300 Modelle der wichtigsten Bauwerke, Landschaften und technischen Errungenschaften des Landes im Maßstab 1:25.
PANORAMA MESDAG
Das Kunstmuseum bietet ein besonderes Erlebnis: das größte Bild der Niederlande. Ein 360-Grad-Panorama von Scheveningen – als es noch weitgehend Fischerdorf war.
MUSEUM MAURITSHUIS
Das Museum Mauritshuis wird in einem Atemzug mit dem Louvre in Paris genannt und beherbergt berühmte Gemälde aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Highlight ist „Das Mädchen mit dem Perlenohrring“ von Johannes Vermeer aus dem Jahr 1665.
DELFT
Zwischen Den Haag und Rotterdam liegt die kleine Universitätsstadt Delft, berühmt nicht nur für die Oude Kerk (Alte Kirche), sondern auch für die blau-weißen Delfter Keramiken.
BLUMENPARADIES KEUKENHOF
Der vielleicht schönste Frühlingspark der Welt bietet im Frühjahr ein Spektakel aus Farben und Düften. Sieben Millionen Blumenzwiebeln erblühen dort jedes Jahr.
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