... der Gesamtheit aus. 31 090 Patienten in einem Alter von über 55 Jahren waren insgesamt untersucht worden, keiner von ihnen wies zu Beginn der Studie eine Demenz auf. Die Probanden stammten aus den USA, verschiedenen Ländern in Europa und Asien. Mit etwas mehr als 15 000 Personen hatten je etwa die Hälfte zu Beginn der Studien gesunde Blutdruckwerte (also unter 140 mmHg /90 mmHg), die anderen einen Bluthochdruck (Hypertonie). Von den Patienten mit erhöhten Werten wurden ein bis knapp zwei Drittel – dieser Anteil schwank te je nach Studie etwas − mit Medikamenten gegen Bluthochdruck behandelt. Vielen Pa tienten wurden mehrere Präparate verordnet. In der Gruppe der Patienten, die zu Anfang der Studie normale Blutdruckwerte aufwiesen, nahmen manche Blutdruckmedikamente ein, andere nicht.
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Alzheimer und die Gene
Etwa 4 % der Fälle von Alzheimerdemenz sind Folge bestimmter Genveränderungen. Offenbar gibt es zugleich andere Genmutationen, die diesem fatalen Verlauf entgegenstehen. So untersuchten Forscher jüngst eine Frau, die – wie alle ihre Angehörigen – genetisch bedingt sehr früh dement zu werden drohte. Sie blieb aber bis ins höhere Alter geistig recht fit. Der Grund hierfür war eine weitere Mutation namens „Christchurch“. Diese hatte zur Folge, dass trotz großer Mengen der für Demenz typischen Amyloid-Proteinklumpen im Hirn eine andere schädliche Struktur, das Tau-Protein, nicht gebildet wurde. Nun versuchen die Forscher, Substanzen zu entwickeln, die denselben Effekt haben wie diese schützende Genmutation – dies würde ein ganz neues Therapieprinzip ermöglichen.
Ergebnisse. Alle Patienten wurden mindestens sieben Jahre, sehr viele zehn bis 20 Jahre beobachtet, also regelmäßig zu Erkrankungen und Medikamenteneinnahme untersucht und befragt sowie die Arztdaten überprüft. Im Verlauf dieser Zeit erkrankten mehr als 3728 Patienten an einer Demenz, davon 1741 an einer Demenz vom Alzheimertyp. Beim Vergleich der unter Bluthochdruck Leidenden, die mit Blutdruckmedikamenten behandelt worden waren, mit den anderen Patienten mit hohem Blutdruck ohne Behandlung zeigte sich: Wer entsprechende Medikamente erhalten hatte, litt im Verlauf mit einem um 12 % niedrigeren Risiko an einer Demenz als die Hypertoniker ohne Therapie. In Bezug auf die Alzheimerdemenz sank dieses Risiko sogar um 16 %.
Eine andere Studie von 2019 hatte bereits eine solche Schutzwirkung gezeigt. In dieser Studie prüften die Autoren darum zusätzlich, ob ein bestimmtes Blutdruckmedikament besseren Schutz für das Gehirn bietet als ein anderes. Allerdings war der positive Effekt für alle üblichen Wirkstoffe gleich: Egal, ob die Patienten Betablocker, Kalziumkanalblocker, Diuretika („Wassertabletten“), ACE-Hemmer oder Angiotensin-2-Rezeptorblocker einnahmen – die Einnahme schützte der allgemeinen Analyse zufolge durchschnittlich gleich gut vor einer Demenz. Zusätzlich ließ sich aus den Analysen erkennen, dass eine Blutdrucktherapie vor allem Menschen unter 75 Jahren vor einer Demenz schützte.
Offenbar lohnt es sich für Menschen mit Bluthochdruck auch im Hinblick darauf, die geistigen Fähigkeiten zu erhalten, frühzeitig blutdrucksenkende Medikamente einzunehmen. Dass dieser Effekt tatsächlich mit dem Bluthochdruck zu tun hatte, wurde daran deutlich, dass in der Gruppe der Personen, die zu Beginn der Studien normale Blutdruckwerte aufwiesen, kein Unterschied festzustellen war: Egal, ob sie Medikamente verordnet bekommen hatten (und wohl deshalb niedrige Blutdruckwerte aufwiesen) oder nicht, erkrankten sie gleich selten an einer Demenz.
Fazit. Eine wirksame Bluthochdrucktherapie ist also sehr wichtig, um nicht nur – wie lange bekannt − vor beispielsweise einem Schlaganfall, sondern auch vor Demenz zu schützen. Allgemein leiden unter den über 60-Jährigen etwa 50 % an einer Hypertonie, viele werden unzureichend behandelt. Daher sehen die Experten hier noch ein großes Potenzial zur Vorbeugung einer Demenz. Fachärzte für Neurologie empfehlen jedem mit erhöhten Blutdruckwerten dringend, sich behandeln zu lassen.
STAND DER FORSCHUNG
Verkalkte Gefäße bei Sportlern?
Regelmäßig körperlich aktiv zu sein sorgt für einen gesunden Blutdruck und elastische gesunde Blutgefäße. Und gesunde Blutgefäße schützen beispielsweise vor einem Schlaganfall. Mit diesem Wissen stellten Forscher erstaunt fest, dass auch Profisportler sehr wohl verkalkte Arterien aufweisen, und zwar gar nicht so selten. Wie sich bei genauerem Hinsehen herausstellte, bilden sich in den Blutgefäßen der Läufer, Radfahrer und sonst Aktiven eher stabile Verkalkungen (Plaques) als bei Sportmuffeln. Und solche Plaques brechen viel seltener als sogenannte gemischte/weiche Plaques und führen dadurch selten zu einem Gerinnsel, das schließlich ein Blutgefäß verstopft und zu einem Schlaganfall führt. Also gilt die Regel weiterhin: Regelmäßige Bewegung senkt das Risiko für Gefäßkrankheiten. Dieser Schutz gilt übrigens eher für Männer als für Frauen, denn letztere sind in jüngerem Alter sowieso durch Östrogen eher geschützt.