Cupra Formentor VZ5 390 PS 61 650 Euro
BEIM ORIGINAL REICHEN vier Fäuste, um die Mitstreiter richtig aufzumischen. Seat-Tochter Cupra bemüht beim neuen Formentor VZ5 lieber fünf Zylinder. Und die Motorenleihgabe von Audi zündet wahrlich ein Feuerwerk. Da gibt es nicht nur mächtig auf die Ohren.
Der 2,5-Liter verleiht dem coolen Crossover endlich jenen rotzigen Charakter und exakt die souveräne Mehrleistung, die ihm bislang fehlten. Das Datenblatt weist 390 PS aus, also zehn weniger als im neuen Audi RS 3, das Drehmoment ist mit 480 Newtonmetern identisch – und der Motor natürlich der gleiche wie im Audi. Der VZ5 braucht so 4,2 Sekunden auf 100 km/h, der RS 3 benötigt 3,8 und der RS Q3 4,5 Sekunden.
ERSTER EINDRUCK
Das mögen wir und das nicht Der rotzfreche Fünfzylinder passt perfekt zum scharf geschnittenen Formentor. Leider sind nur 7000 VZ5 geplant.
Viel wichtiger ist uns allerdings, wie der Spanier das Ganze in Kurven umsetzt, denn dort schlummert schließlich der Fahrspaß. Und das durften wir beim ersten Fahrtermin auf der Berg-und-Tal-Bahn Castellolí in Katalonien herausfinden. Eine echte Traumstrecke: mittelschnelle Ecken, lang gezogene und nach außen hängende Kurven – eigentlich Gift für MQB-Sportler.
Allerdings schlägt sich der neue VZ5 trotz seines hohen Gewichts und des ungünstigen Schwerpunkts mehr als achtbar. Er macht sogar erstaunlich viel Spaß. Die Vorderachse packt gut zu, die Untersteuerneigung hält sich erfreulich in Grenzen, nur die Lenkrückmeldung ist uns ein wenig zu lasch. Die Bremsanlage setzt auf Sechskolbensättel vom japanischen Zulieferer Akebono. Die packen gut zu und bleiben auch beim harten Ankern stabil. Allerdings konnten wir nur zwei schnelle Runden fahren. Rückschlüsse auf die Ausdauer lassen sich also erst nach einem harten Test treffen.
Im Cupra-Modus und mit ESP auf „Sport“ lässt der VZ5 ein schickes Leistungsübersteuern zu, bevor der Rettungsanker schließlich eingreift. „ESP aus“ heißt tatsächlich komplett aus. Dann lässt sich der Kurvenausgang je nach Gusto fein auf Linie oder mit einem leichten Drift gestalten.
Wo wir gerade schon beim Thema Drift sind: Ebenfalls neu im Formentor ist der Driftmodus. Dabei leitet der Torque Splitter bis zu 100 Prozent der an die Hinterachse abgegebenen Kraft an das kurvenäußere Rad. Damit sind zwar schöne Quersteher möglich, doch auf der Rennstrecke kostet das Zeit, und auf öffentlichen Straßen ist so etwas eh tabu. Daher: schön zu haben, aber reifenmordend und nicht wirklich nützlich. Zumal wir den Driftmodus nur auf einem recht eng gesteckten Parcours ausprobieren konnten. Um wirklich Spaß zu haben, braucht es min- destens mittelschnelle Kurven.
Innen verwöhnt der VZ5 mit dunkel gebürstetem Alu, schicken Kupferdetails und perfekt stützen- den Sportsitzen mit integrierter Kopfstütze. Kritik gibt’s nur am schlecht reagierenden Touchscreen, ansonsten ist der auf 7000 Stück limitierte VZ5 ein echtes Erlebnis. Da kommen auch vier Fäuste nicht mit.
CUPRA FORMENTOR VZ5
Motor R5, Turbo, vorn quer Hubraum 2480 cm 3 • Leistung 287 kW (390 PS) bei 5700-7000/min max. Drehmoment 480 Nm bei 2250–5700/min • Antrieb Allrad/ Siebengang-DKG • L/B/H 4450/1839/ 1528 mm • Kofferraum 420-1475 l 0–100 km/h 4,2 s • Spitze 250 km/h Preis 61 650 Euro
FAZIT
ALEXANDER BERNT
Der Cupra Formentor VZ5 wird über 60 000 Euro teuer – und dennoch seine Fans finden. Er untermauert seinen coolen Auftritt mit souveräner Leistung. Selbst Trackdays sind mit den optionalen Sportreifen machbar.
URTEIL
★★★★★
★★★★★ = sehr gut, ★★★★ = gut, ★★★ = befriedigend, ★★ = ausreichend, ★ = mangelhaft