... nächsten werden extrem steile Flanken mit über 50 dB/ Oktave benötigt, um Phasenfehler möglichst gering zu halten. Vereinfacht lässt sich sagen: Musik besteht nicht aus gleichförmigen Sinuswellen, sondern aus einer Vielzahl von Impulsen. Je schneller und exakter diese Impulse wiedergegeben werden, desto authentischer wird der Klang.
MIT MEHR BASS
Das Holzgehäuse ist mit Klavierlack beschichtet, wahlweise in Schwarz oder Weiß. Makellos das Finish: Die hintere Rundung, die akustische Vorteile bringt, ist ein Handschmeichler. In die Rundung eingepasst findet sich ein stabiles Anschlussterminal mit Nextgen-Klemmen der renommierten Firma WBT.
Über den WBTs steckt eine Brücke, die eine Anpassung im Bassbereich steuert. Das „Bass Extension“-System erweitert die Bassbereich um eine ganze Oktave nach unten. Mit einer Schaltung wird die Impedanz verringert und somit dem Chassis zusätzliche Energie zugeführt. Die Messungen in unserem Testlab zeigen, dass der Bass recht linear bis rund 50 Hz geht und dann steil abfällt.
Dieses Prinzip erfordert einen kräftigen, laststabilen Verstärker. Unser Referenz-Amp PA 3100 HV von T+A hatte damit erwartungsgemäß keine Probleme. Wer einen schwachbrüstigeren Transistor- oder Röhrenverstärker anschließen will, kann die Steckbrücke einfach ziehen. So wird das Hochpassfilter teilweise stillgelegt und die Impedanz erhöht sich auf über 10 Ohm. Das sollte dann jeder Amp packen.
An der Front finden wir eine klassische Zwei-Wege-Bestückung. Der Hochtöner wird nach Vorgaben von Gauder Akustik bei Accuton gefertigt; die Keramikkalotte ist leicht, steif, schnell und impulsfest. Der Antrieb verfügt über einen NdFeB- Magnet (Neodym). Neodymmagnete bestehen aus einer Legierung aus Eisen, Bor und der seltenen Erde Neodym; sie sind die stärksten erhältlichen Magnete. Der Tiefmitteltöner verfügt über eine versteifte XPuls-Membran aus Aluminium und einen starken Antrieb. Aufgemerkt: Die Arcona 40 MK II hat keine Bassreflexöffnung, sondern arbeitet nach dem geschlossenen Prinizip. So ergibt sich alleine durch die Bauform ein natürliches Hochpassfilter.
HERZSTÜCK FREQUENZWEICHE
Das Herzstück jeder Gauder-Box ist die Frequenzweiche. Und so verfügt auch die kleine Arcona 40 MK II (mit einer Höhe von 36 cm und einem Gewicht von 13 Kilo ist sie gar nicht so klein) über eine amtliche Weiche auf zwei dedizierten Platinen. Bestückt wird nur mit Mundorf und Intertechnik. Insgesamt sind es 24 Bauteile pro Box – für einen Zwei-Wege-Lautsprecher ein Materialaufwand, der seinesgleichen sucht.
Da sie keine Bassreflex-Ports hat, darf die kleine Arcona sogar ins Wandregal. Aber tatsächlich möchte sie viel lieber auf einem Ständer frei oder wandnah im Raum stehen, damit sie ihre akustischen Fähigkeiten voll entfalten kann. Der passende Ständer wird für schlanke 300 Euro das Paar ebenfalls angeboten. Kleiner Tipp: Dieser Ständer lässt sich zur besseren inneren Dämpfung mit Sand füllen. Feiner Quarzsand aus dem Baumarkt ist die richtige Wahl, Vogelsand ist hingegen nicht geeignet.
KLEINE BOX, GROSSER KLANG
Nach dem fulminaten Test der Arcona 100 MK II in AUDIO 1/21 waren wir gespannt, wie eine der kleineren Boxen aus der Serie klingen würden. Die Arcona 100 MK II war das erste Modell mit der neuen Abstimmung bei AUDIO. Die Messungen zeigten einen welligen Frequenzgang, aber das entspricht dem Credo, die Linearität des Frequenzgangs der Impulswiedergabe zu opfern.
Im AUDIO-Hörraum funktionierte das damals grandios: Die Impulse kamen aus dem Nichts, dazu die perfekte Räumlichkeit und eine Stimmwiedergabe, die jeder Sängerin, jedem Sänger die unverfärbte Individualität beließ. Jede Art von Musik klang so, wie sie klingen sollte. Selbst Aufnahmen aus den Siebzigern von Queen oder Led Zeppelin wirkten so, als säße man im Tonstudio, wo einem der Mann an den Reglern zunickt und sagt: „Genau so habe ich das gemeint.“
Wie aber würde die kleine Arcona 40 MK II dieses neue Prinzip umsetzen? Uns war ein wenig bange, dass die Kleine gegenüber der großen Schwester abfallen würde. Also setzen wir uns mit Dr. Gauder auf die Couch im AUDIO-Hörraum und ließen das Spiel beginnen.
DER SIGNATURE SOUND VON GAUDER
Es war frappierend. Man könnte vom Gauder-Signature-Sound oder vom typischen Arcona-Klang sprechen, er war auf jeden Fall da. Die Schwärze zwischen den Impulsen, das hohe Tempo, die Präzision – alles war fast wie bei der großen Arcona 100 MK II. Aber es gab auch deutliche Unterschiede: So konnte die Kleine nicht diesen enormen Schub im Bass generieren wie die Große. Dennoch erstaunlich, wie tief die geschlossen Kompaktbox spielte. Der Frequenzgang fällt bei rund 50 Hertz steil ab und lässt, vereinfacht gesagt, die Energie in den Bereich oberhalb der 50 Hz fließen. So erzeugte die Kompaktbox eine satten Punch, denn wir so nicht erwartet hätten. Natürlich, Kompaktbox bleibt Kompaktbox, da fehlte im Vergleich zur Standbox etwas Fundament, aber trotzdem war die Vorstellung der kleinen Arcona äußerst überzeugend.
MAGIE AUS SÜDTIROL
Nachdem wir uns durch das Rockbrett von Queen und Led Zeppelin gehört hatten, wurde es Zeit für einen Song, der vielen nicht so geläufig ist: „Cat People (Putting Out Fire)“, der Titelsong aus gleichnamigen Film von 1982. Die Musik stammt aus der Feder von Filmusik-Genie Giorgio Moroder, einem gebürtigen Südtiroler aus St. Ulrich in Gröden. David Bowie wurde als Interpret engagiert und schrieb auch den Text. Wir beziehen uns hier auf die Version aus dem Soundtrack und nicht die vom Album „Let‘s Dance“.
Der erste Teil des Songs erzeugte eine dunkle, mystische Atmosphäre. Bowies außergewöhnliche Stimme kam tief und klar aus der Box, es wurde im Hörraum beinahe beklemmend. Der Moment ab Minute 1:52, wo der Song durchstartet, David Bowie das Wort „Gasoline“ eine Oktave höher schmettert und den Ton lange hält, ist ein Hörerlebnis, das einen aus dem Sofa reißen kann – das richtige Equipment vorausgesetzt.
HOCHGENUSS FÜR DYNAMIK-GOURMETS
Unsere T+A-Kombi aus der HV-Serie und die Gauder Akustik Arcona 40 MK II auf Ständern wussten mit diesem Track zu brillieren. In der Mitte des Songs kommt der Part mit den Drums, wo die Schläge auf den Toms quer durch den Raum wandern. Das war in diesem Fall plastisch und von wunderbarer Räumlichkeit. Und auch auf die Gefahr, dass wir uns wiederholen: die Präzison bei den Impulsen war ein Hochgenuss für Dynamik-Gourmets. Es machte Spaß, zu sehen und zu hören, wie das Konzept von Dr. Roland Gauder auch in der kleinsten und günstigsten Version vollends aufging. Die Arcona 40 MK II ist ein ganz starker Lautsprecher.