SAMMLER SEMINAR
Nº 74
Der Surrealismus war die schönste Revolution des 20. Jahrhunderts. Alle Macht dem Unbewussten, den Träumen, dem Zufall. Keine Religion, keine Denkverbote. Im Paris der frühen 1920er-Jahre zweifelte eine Handvoll Künstler am Glauben an die Vernunft, zu bizarr erschien ihnen die Welt. Die Erinnerungen an die Gräuel in den Schützengräben von Verdun waren noch nicht verblasst, da tanzten an der Seine die Selbstzufriedenheit und die Doppelmoral schon wieder in den einschlägigen Etablissements. Die klugen Köpfe der Menschheit von Thomas von Aquin bis Anatole France hätten nichts anderes hervorgebracht als Hass, Selbstgefälligkeit und Zerstörung, meinte André Breton.
Als Wortführer, Vordenker und Strippenzieher der Surrealisten liebäugelte der Schriftsteller vielleicht mit etwas mehr marxistischem Aktionismus und Anarchie. Die wahren Botschafter des neuen Denkens aber waren die Maler ...