... etwas bewegt und gespielt. Dann wurden sie ganz ruhig, fühlten sich vielleicht beobachtet. Zudem haben die Jungen in den Bergen viele Feinde, vor allem Wölfe, Füchse und Greifvögel.“
Meist unsichtbar, stets hartgesotten
Der Mensch bekommt Schneeleoparden normalerweise nicht zu Gesicht. „geister der Berge“ werden sie von den Einheimischen genannt. „ihre Heimat sind die härtesten Lebensräume der Welt, fast immer oberhalb der Baumgrenze“, sagt Radday, W wf-projektleiter für die Mongolei. „auch das macht ihre Faszination aus.“
Der Nachwuchs, meist zwei oder drei Junge, bleibt zwei Jahre bei der Mutter und lernt von ihr die Kunst der Jagd. Das lautlose Anschleichen, das Abwarten, die Attacke. Der Lauerjäger muss auf 30 bis 50 Meter herankommen und zuschlagen. Seine Energie reicht nur für einen kurzen Sprint. Sibirische Steinböcke und andere Huftiere sind seine bevorzugte Beute.
Die Heimat der Schnee-leoparden erstreckt sich über 12 Länder Asiens
Im Himalaja steigt der Schneeleopard in Höhenlagen von 6000 Metern, ist bestens angepasst an Eiseskälte, Schnee, karges Terrain und dünne Luft. Mit ihren großen Lungen atmet die Großkatze viel Luft ein, ihr Blut nimmt besonders große Mengen Sauerstoff auf, ihr Fell ist das dichteste aller Katzen. Mit den kurzen kräftigen Beinen springt sie bis zu 15 Meter weit. Der auffallend lange Puschelschwanz verleiht zusätzlich Balance. Beim Schlafen kuschelt sich die Katze in den dicht mit Pelz besetzten Schwanz wie in eine Decke.
Verbreitung
Die neue Zählung des WWF macht Hoffnung. Mit 953 Schneeleoparden gilt die Population in der Mongolei als stabil. Insgesamt leben grob geschätzt 4200 bis 6400 Tiere im Hochgebirge von zwölf Ländern Asiens, darunter Russland, Indien, Nepal, Tibet, Kirgisistan, Usbekistan, Bhutan und China, mit etwa 2000 bis 2500 Exemplaren das Land mit dem größten Bestand vor der Mongolei
Wo genau wie viele Schneeleoparden vorkommen, konnte bislang nur vage vermutet werden. Lediglich ein winziger Teil der Population ist durch anerkannte Zählungs- und Schätzungsmethoden erfasst. Diese Wissenslücke wollte der WWF für die Mongolei schließen. Dafür identifizierte das Team um Projektleiter Radday mit jenem der WWF Mongolei zunächst alle Regionen, in denen die Spezies vorkommen könnte: Landstriche ab 2500 Metern mit Felsgraten und Bergkämmen – und Beutevorkommen. Diese unterschiedlich gut geeigneten Habitate im Altai-, Khangai-und Sajangebirge wurden in ein Geländemodell übertragen, auf das der Computer ein Raster legte: über 1000 Stichprobenf lächen. Erst danach folgte die Spurensuche vor Ort. 126 staatliche Ranger und Freiwillige, 60 Wissenschaftler und 31 Fahrer hefteten sich in jedem einzelnen der 20 mal 20 Kilometer großen Stichproben-quadranten an die Fersen des Phantoms. Von August 2018 bis März 2019 suchten sie nach Kratzspuren, Harnmarkierungen, Kot. „besonders wichtig waren die örtlichen Hirten“, so Radday. „ohne sie wäre die Zählung unmöglich gewesen.“ Im Zuge des Geländegangs wurden auch 1475 Kamerafallen aufgestellt, die rund 500.000 Fotos und Filme lieferten. Gut 1400 Aufnahmen fingen tatsächlich Schneeleoparden ein. Die Tiere sind dank ihrer Fellzeichnung gut zu unterscheiden.
Ein Großprojekt mit positiver Bilanz
Insgesamt arbeiteten rund 500 Menschen an dem aufwendigen Projekt, das den Tierschutz effektiver machen soll: „je besser wir die Population und die Verbreitung kennen“, so Radday, „desto besser können wir mit Behörden verhandeln und Einheimische mit einbinden.“ Am Ende wurden über eine Million Datensätze im Computer miteinander kombiniert – vor allem Geländespuren, Bildbeweise und Geodaten. Gemäß dieser fundierten Schätzung leben 953 Schneeleoparden in der Mongolei, rund 200 mehr als angenommen. Radday zieht eine positive Bilanz: „die Population ist stabil und weiter verbreitet als vermutet. Das sind zwei gute Ergebnisse.“ Das Projekt wird nun Schule machen. „der Zensus soll als Modell für künftige Zählungen in anderen Ländern dienen.“
DAGO WEYCHARDT