... schrieben. Die Operette wurde am 5. April 1874 im Theater an der Wien uraufgeführt.
Regisseur Stefan Huber und Musiker sowie Dirigent Kai Tietje bearbeiteten »Die Fledermaus«. Ihre neue Version feierte unter dem Titel »Die Rache der Fledermaus – Eine liebenswerte Abrechnung mit Johann Strauss« am 30. August 2018 im Casinotheater Winterthur Premiere. Danny Costello verantwortet die wenigen witzigen Choreographien. Die auf circa zwei Stunden verkürzte Fassung in der Inszenierung von Stefan Huber besteht nicht wie in der Originalversion aus drei, sondern nur aus zwei Akten. Dafür kürzte Stefan Huber Szenen auf das Wesentliche, verzichtete auf Lieder oder brachte neue Lieder ein. Trotzdem müssen Operettenfans nicht auf die beliebten Klassiker von Johann Strauss, wie zum Beispiel Alfreds Lied ›Täubchen, das entflattert ist‹, das ironische Abschiedsterzett im ersten Akt (Adele, Ehepaar Eisenstein): ›So muss allein ich bleiben‹ oder das Lied ›Ich lade gern mir Gäste ein‹ von Orlofsky , verzichten.
Die ›Ouvertüre‹ erklingt als A-cappella-Nummer, zudem wird im Orchester auf Geigen gänzlich verzichtet, ebenso wie auf ein opulentes Bühnenbild. Stattdessen musiziert auf der kleinen Bühne des Casinotheaters ein Salonorchester unter der musikalischen Leitung von Kai Tietje, der selbst am Klavier oder Akkordeon gemeinsam mit Francesco Carpino (Klarinette, Trompete, Flöte, Saxophon) und den »Zucchini Sistaz« mitwirkt. Die »Zucchini Sistaz« sind die drei singenden Musikerinnen Sinje Schnittker (Trompete, Posaune), Jule Balandat (Kontrabass) und Tina Werzinger (Gitarre). Sie interpretieren die bekannten Operettenmelodien mal schmissig, swingend oder folkloristisch und scheuen auch vor Schlagerversionen nicht zurück.
Auf dem vorderen Teil der Bühne stehen Stühle und Sessel aus den verschiedensten Stilepochen, selbst auf einen Campingsessel verzichtet Heike Seidler im Bühnenbild nicht. Die Kostüme spiegeln ebenfalls die Zeitepochen wider und unterstreichen die Zeitlosigkeit des Operettenklassikers von Johann Strauss, der von Schadenfreude, Besäufnissen und Untreue erzählt. Im Mittelpunkt des Werkes stehen die Rache von Dr. Falke (Max Gertsch) an Gabriel von Eisenstein (Tobias Bonn) und der Beziehungskonflikt des Ehepaars von Eisenstein. Der Grund für Falkes Rache an Eisenstein ist darin zu suchen, dass Eisenstein Falke in einer Faschingsnacht betrunken im Stadtpark liegen ließ. Daraufhin musste er im Fledermauskostüm unter dem Gespött der Einwohner nach Hause gehen. Für seine Rache nutzt Dr. Falke das opulente Fest des gelangweilten, blasierten russischen Prinzen Orlofsky (Stefanie Dietrich), für das der raffinierte Dr. Falke das lustige Spiel »Rache einer Fledermaus« vorbereitet hat. Seine ahnungslosen Akteure sind Gabriel Eisenstein, der unter dem Namen Marquis Renard auftritt, sowie das Stubenmädchen der Eisensteins, Adele (Gabriela Ryffel). Gekleidet in einer Robe ihrer Chefin, wird Adele als Künstlerin Olga vorgestellt. Ida (Katja Brauneis), Adeles Schwester, ist ebenfalls Gast, zudem der Gefängnisdirektor Frank (Rolf Sommer). Er wird als Chevalier Chagrin vorgestellt.
Doch bevor Frank auf dem opulenten Fest erscheint, hat er im Hause Eisenstein den angeblichen Hausherrn verhaftet. Er soll wegen Beamtenbeleidigung eine mehrtägige Haftstrafe absitzen. Der Verhaftete ist aber der charmante Alfred (Alen Hodzovic), die Jugendliebe von Rosalinde von Eisenstein (Christoph Marti). Da die beiden die Abwesenheit von Gabriel von Eisenstein für ein Zusammensein nutzten, glaubte Gefängnisdirektor Frank, Alfred sei der Herr von Eisenstein, welcher dies aus Rücksicht auf Rosalinde nicht dementiert hat. In der Zwischenzeit hat Dr. Falke Rosalinde zum Fest bei Orlofsky eingeladen. Hier erscheint sie maskiert als ungarische Gräfin und beobachtet ihren Gatten beim hemmungslosen Flirten mit einer jungen Dame. Doch die geheimnisvolle ungarische Gräfin ist es, die Eisensteins Begierde weckt. Listig nutzt sie diese Situation, um dessen Uhr als Beweis für seine Untreue an sich zu bringen. Christoph Marti als Rosalinde und Tobias Bonn als Gabriel von Eisenstein überzeugen als das sich auseinandergelebte Ehepaar, welches sich mit außerehelichen Beziehungen tröstet.
Zu Beginn des zweiten Aktes liegen zu Walzerklängen alle Partygäste betrunken in den Sesseln. Plötzlich schlägt die Uhr 6 am Morgen. Zeit für Eisenstein und Frank (Rolf Sommer), ahnungslos das Fest von Orlofsky zu verlassen, um sich wenig später im Gefängnis wiederzutreffen. In diesem Gefängnis ist der ständig betrunkene Frosch (Stefan Kurt) angestellt. Mühsam schließt er die Türen des Theatersaals, wobei er auf Schweizerdeutsch dem überraschten Publikum erklärt, es sitze jetzt im Gefängnis. Stefan Kurt begeistert in der Slapstick-Szene die Zuschauer, die wenig später mit ihm gemeinsam den Song ›Kiosk‹ des Berner Mundartrockers Polo Hofer singen. Dieser Song wird mit Zitaten aus »Die Dreigroschenoper« – ›Und der Haifisch der hat Zähne‹, »Cabaret« – ›Willkommen‹ ergänzt. Zum Leidwesen von Frosch singt der Häftling in Zelle 12 den Karel Gott-Hit ›Einmal um die ganze Welt‹. Es erscheint der betrunkene Gefängnisdirektor Frank, der kurz darauf von Ida und Adele unsanft aus seinem Büroschlaf geweckt wird. Adele gewinnt ihn mit einem hinreißenden Gesangs -und Tanzsolo als Geliebten, der für ihre zukünftige Theaterausbildung zahlen soll. Von Frank erfährt der dazukommende Eisenstein, dass schon ein Eisenstein im Gefängnis sitzt. Nun vermutet der wütende Eisenstein, dass seine ebenfalls im Gefängnis erschienene Gattin einen Liebhaber hat. Um das aufzuklären, verkleidet er sich als Advokat Dr. Blind (Stefan Kurt). Der verzweifelte Alfred hat Dr. Blind ins Gefängnis bestellt, damit er ihm aus der verzwickten Situation heraushilft. In dieser turbulenten Szene kann Rosalinde ihrem Gatten dessen Untreue beweisen, zudem reicht sie die Scheidung ein. Aber auch Orlofsky hat Gefallen an Adele gefunden und wirbt um ihre Gunst.
Mit enormer Spielfreude wird die lebendige, pointenreiche Inszenierung von Stefan Huber von dem großartigen Cast und Orchester wunderbar dargeboten. Zu Recht feiert das Premierenpublikum von der ersten bis zur letzten Szene mit viel Applaus die liebenswerte Abrechnung von Stefan Huber und Kai Tietje mit Johann Strauss.
1. ›Ouvertüre‹ mit (Reihe 1 v.l.): Ida (Katja Brauneis), Alfred (Alen Hodzovic), Rosalinde (Christoph Marti), Gabriel von Eisenstein (Tobias Bonn), Adele (Gabriela Ryffel), Dr. Falke (Max Gertsch); (Reihe 2 v.l.): Frank (Rolf Sommer, 2.v.r.), Dr. Blind (Stefan Kurt, r.) und Orlofsky (Stefanie Dietrich, hinten Mitte); Orchester
2. Gabriel von Eisenstein (Tobias Bonn, r.) wirbt um die Gunst der unbekannten ungarischen Gräfin (Christoph Marti)
3. Rosalinde (Christoph Marti, Mitte) versucht, den Streit zwischen Dr. Blind (Stefan Kurt, l.) und Gabriel von Eisenstein (Tobias Bonn, r.) zu schlichten
4. Frosch (Stefan Kurt, l.) meldet sich zum Rapport beim Gefängnisdirektor Frank (Rolf Sommer, r.)
Fotos (4): Michael Bigler