... ausgezeichnetes Wahrnehmungs-, Geruchs-und Hörvermögen. Hat man ihn einmal auf etwas angesetzt, gibt er nur ungern wieder auf. Und was sein Herrchen sagt, das ist Gesetz. Er gilt als der „typisch deutsche Hund“, was je nach Auslegung anerkennend oder herablassend gemeint ist. Oft wird dabei allerdings vergessen: Den Deutschen Schäferhund zeichnet auch eine unbändige Lebensfreude aus, er ist ausgesprochen hilfsbereit und aufgeschlossen, wenn es um Artgenossen und Mitmenschen geht. Als Hausund Hofhund ist er daher praktisch ungeschlagen.
Eine Rasse aus dem Kaiserreich
Die Entstehung der Rasse lässt sich praktisch auf den Tag genau zurückverfolgen. Am 15. Januar 1898 kaufte Max von Stephanitz von einem Züchter den Rüden „Horand von Grafrath“, der als erster Deutscher Schäferhund ins Zuchtbuch eingetragen wurde. Er und sein Bruder „Luchs von Sparwasser“ sind die Stammväter der Rasse. Schon im Kaiserreich begeisterten sich die Menschen für den stolzen Deutschen Schäferhund und richteten ihn für den Polizeieinsatz und Aufgaben beim Militär ab. Die Treue und der Fleiß des Schäferhundes bekamen einen schalen Beigeschmack, auch weil sich Adolf Hitler gerne mit seinem Exemplar „Blondi“ zeigte. Ihm wurde eine Härte und Brutalität angedichtet, die ein liebevoll erzogener Hund nicht in seinem Wesen trägt. Etwas geschadet hat dem Deutschen Schäferhund auch das Gerücht, er sei deutlich überzüchtet, eine Behauptung, die Roswitha Dannenberg vom Verein für Deutsche Schäferhunde e. V. so nicht stehen lassen möchte: „Das Vorurteil zum Thema Hüftgelenksdysplasie (HD) hat sich bis heute hartnäckig gehalten, obwohl es schon lange nicht mehr stimmt. Seit 1968 ist für jeden Hund in der Zucht das Röntgen Pflicht. Durch diese Maßnahmen sind mittlerweile nur noch wenige Hunde von der Erkrankung betroffen. Die bei einigen Schaulinien stark abfallende Rückenlinie und eine extreme Hinterhandwinklung werden von der Öffentlichkeit zu Recht kritisch betrachtet. Diese Extreme entsprechen aber nicht dem Idealbild unserer Rasse.“
Beruf: schäferhund
Es mag auf den ersten Blick etwas verwirrend sein, aber nicht jeder Schäferhund arbeitet als Schäferhund und nicht jeder Hund, der Schafe hütet, ist ein Schäferhund. Weltweit sorgen Border Collies und Bobtails, Komondore und sogar die eher kleinen Corgis dafür, dass die Herden beisammenbleiben und den richtigen Weg finden. Sie sind quasi „von Beruf“ Schäferhund. Die Unterscheidung findet sich auch in der englischen Sprache wieder: „sheep dogs“ (Schafhunde) sind Rassen, die Schafe hüten, während „shepherds“ (Schäfer) die Rasse Schäferhund bezeichnet.
Rasse: schäferhund
Der Begriff Schäferhund wird heute fast synonym für den Deutschen Schäferhund verwendet. Dazu gehört auch der Altdeutsche Schäferhund mit deutlich längerem Fell. Weiße Welpen gelten als fehlfarben und sind kaum zu unterscheiden vom Schweizer Schäferhund (Foto), der grundsätzlich weiß ist. Belgische Schäferhunde sind für ihre aufrechte Kopfhaltung bekannt. Vom größten Hundeverband nicht als eigene Rasse anerkannt sind Varianten wie der Osteuropäische Schäferhund und der Miniature American bzw. Australian Shepherd (Mini-Aussie).
Ein Hund für alle Fälle
In den letzten Jahren ist der Deutsche Schäferhund ein wenig ins Hintertreffen geraten. Erst lagen Golden Retriever, dann Möpse und andere Kleinhunde im Trend. Aber Roswitha Dannenberg hat das Gefühl, dass sich der Wind dreht: „Es scheint, als würde der Deutsche Schäferhund von den Menschen jetzt langsam wiederentdeckt.“ Kein Wunder – die Rasse ist ideal für einen aktiven Lebensstil, denn die Hunde wollen nicht nur Gassi gehen und Stöckchen holen: „Teilweise ist der Wunsch nach viel Bewegung sogar der Anlass für die Anschaffung. Die gemeinsame Beschäftigung mit dem Hund macht nicht nur Spaß, sondern fördert zudem oftmals die Entstehung von sozialen Kontakten.“
Apportieren kann der Schäferhund sehr früh lernen – es macht ihm Spaß
Vor dem Sprung ins Wasser hat der junge Schäferhund keine Angst
Vollwertiges Teammitglied: ein Schäferhund beim Rettungseinsatz
Der Schäferhund kann ein ganzes Dutzend „Berufe“ ausüben, etwa als Begleiter von Jägern, Schäfern oder Polizisten
Fotos: AdobeStock, iStock (4), picture alliance (2), Andrea Pavel (3), Marco Friemel, Tim Piccenini
Aufgeweckt, spielfreudig, lernbegierig ist so ein junger Schäferhund
Ein tierisch glückliches Leben
Doch wer etwas von dem Hund erwartet, muss ihm auch ein guter und gütiger Besitzer sein. Dachte man früher noch, eine Etagenwohnung, ein Hundekorb und Futter aus der Dose wären genug für den Schäferhund, so hat sich mittlerweile herumgesprochen, dass gerade so kräftige und aktive Tiere auch vom Halter mehr erwarten. Der Hund braucht nicht nur Platz, er braucht auch Raum, wie Roswitha Dannenberg erklärt: „Das kann ich aus eigener Erfahrung berichten. Meinen ersten Deutschen Schäferhund hatte ich in einer großen Wohnung in Hamburg. Absolute Voraussetzungen sind ausreichend Bewegung, Beschäftigung und Auslastung in der freien Natur.“ Wer sich also fragt, ob ein Schäferhund zu ihm passt, der muss sich auch fragen, ob er zum Schäferhund passt. So wie der Hund lernt, lernt nämlich auch das Herrchen, weiß die Dame vom Verein: „Was die Erziehung anbetrifft, benötigt jeder Hund klare Strukturen und Regeln, aber keine Härte. Hilfreich ist ein Basiswissen über Hundeverhalten. Alles Weitere lernt der Besitzer im täglichen Umgang gemeinsam mit seinem Hund. Bestens geeignet ist der Besuch in einer der etwa 1800 Trainingsgruppen unseres Vereins.“ Die Ausbildung schweißt Hund und Halter zusammen – sie werden ein Team. Diese Bindung hält gewöhnlich ein (Hunde-)Leben lang.
Sozial ist, wer sozial lernt
Ungeachtet seiner Größe und seiner Kraft braucht eigentlich niemand Angst vor einem gut erzogenen Schäferhund zu haben – weder andere Hunde noch Kinder oder gar der Postbote. Besonders zu Hause will ein bellender Schäferhund eigentlich nur „Bescheid sagen“, wenn jemand in sein Revier kommt. Gewöhnt man ihn früh daran, dass dies erlaubt ist, kann er entspannter damit umgehen. Zu diesem Zweck ist es hilfreich, den Hund früh und oft mit Artgenossen und fremden Menschen zusammenzubringen, damit er Scheu und Revierverhalten unter Kontrolle zu halten lernt. Wer meint, dass er seinem Hund einen Gefallen tut, wenn er ihm alles durchgehen lässt, der irrt, mahnt die Expertin: „Jeder Hund muss gut sozialisiert werden. Alles andere macht dem Hundehalter und der Umwelt das Leben unnötig schwer. Einem gut sozialisierten und wohlerzogenen Hund können Freiheiten eingeräumt werden, die ein Rowdy nie kennenlernen wird.“ Dann und wann kommt auch die Frage auf, ob man den Schäferhund nicht mit einer anderen Rasse kreuzen könnte, um ihn noch praktischer zu machen – kleiner, leichter, niedlicher? Roswitha Dannenberg ist dagegen: „Ich kenne bisher keine Trendmischungen mit dem Deutschen Schäferhund. Und ganz ehrlich: Der Deutsche Schäferhund ist eine der ältesten deutschen Hunderassen. Muss man da etwas Neues kreieren? Mir gefällt er so, wie er ist, unglaublich gut. Er hat ein tolles Aussehen und ein fantastisches Wesen!“
Nicht nur schnell und stark, sondern auch geschickt und vorsichtig beim Parcours-Training
Medienstars: Berühmte Schäferhunde
Rin Tin Tin wurde von einem Soldaten 1918 nach Hollywood mitgenommen, spielte dort als „Wunderhund“ in 26 Filmen mit und hatte sogar eine eigene Radioshow. Nach seinem Tod 1932 übernahm sein Nachfolger Rin Tin Tin jr. den Platz auf der Leinwand. 2007 kam sogar eine Filmbiografie von Lassies Vorgänger in die Kinos.
„Kommissar Rex“ ist bis heute die erfolgreichste Sat-1-Krimiserie und brachte es auf 119 Folgen. Sie machte aus Tobias Moretti einen Star und begeisterte die Zuschauer erneut für den Deutschen Schäferhund. Zuerst spielte „B.J.“ die schlaue Schnüffelnase mit der Vorliebe für Leberwurstbrötchen, 2000 wurde er von „Rhett“ abgelöst. Eine Neuauflage der Serie spielt unter anderem in Rom und in Südtirol.