... chronische Schmerzen entwickeln.
12 bis 15 Millionen Menschen leiden hierzulande unter chronischen Schmerzen
Faszientraining und: Osteopressur für den Rücken
Viele Patienten glauben, dass ihr Schmerz am Verschleiß liegt. „Der ist aber in den meisten Fällen nicht dafür verantwortlich“, ist der Schmerzexperte Roland Liebscher-Bracht (Autor von „Deutschland hat Rücken“) überzeugt. „Nicht mal bei Arthrose vierten Grades.“ Er geht davon aus, dass mehr als 90 Prozent der Rückenschmerzen auf Verkürzungen und Fehlbelastungen in Muskeln und Faszien (Bindegewebshüllen) zurückzuführen sind. Eine der Hauptursachen: Bewegungsmangel. Dadurch können auf Dauer die Faszien verfilzen und Spannung erzeugen. „Um das auszugleichen, baut der Körper Gegenspannungen auf. Wird der Druck zu groß, funkt das Gehirn einen Alarmschmerz.“ Um den „abzuschaffen“, muss die Spannung in den Muskeln zu 90 Prozent gesenkt und zu 10 Prozent erhöht werden. Dazu hat Liebscher-Bracht ein Faszien-Training bei Arthrose und eine Osteopressur-Technik mit Spezialgeräten (Drückern) entwickelt – zur Selbstbehandlung. Damit es was bringt, sollte man am besten täglich 10 bis 15 Minuten trainieren.
Selbstheilungskräfte: durch gezielte Reize fördern
„Reiz-Techniken wie Faszien-Training, Akupressur, Akupunktur oder das Stimulieren bestimmter Triggerpunkte kurbeln die Ausschüttung entzündungshemmender Cytokine an, die die Stammzellen mobilisieren und damit die Selbstheilungskräfte in Gang setzen, “ sagt der Münchner Orthopäde Dr. Martin Marianowicz (Autor von „Arthrose selbst heilen“). Um den Selbstheilungsprozess zu stimulieren, setzt er – im Rahmen seines ganzheitlichen Konzepts – auch auf Injektionen. „Das sind keine Schmerzmittel, sondern Substanzen, die entzündungshemmend, durchblutungsfördernd, abschwellend und auch reinigend wirken“, erklärt er.
Schmerzgedächtnis: So entsteht es
Auch Dr. Marianowicz sieht die Schmerzursache nicht nur im Verschleiß. Doch greift dem Orthopäden die rein körperliche Ebene zu kurz. Er vertritt die vorherrschende Meinung, dass „der maßgebliche Faktor der Schmerz-Entstehung das Gehirn ist. Die Frage ist: Wie verarbeitet es den Reiz?“ Wenn der Schmerz nicht gleich behandelt wurde und sich im Nervensystem „eingebrannt“ hat, entsteht ein Schmerzgedächtnis. Dann reagiert man schon auf den kleinsten Reiz überempfindlich, auch wenn die eigentliche Ursache längst nicht mehr besteht. „Eine negative Erwartungshaltung, Lebenssituation und der persönliche (gelernte) Umgang mit Schmerz spielen hier eine entscheidende Rolle, “ sagt Marianowicz. Während Roland Liebscher-Bracht ein Schmerzgedächtnis für nicht existent hält, („wenngleich sich ein Trauma in Muskelspannung manifestieren kann“), weist PD Dr. Irnich, Leiter der Interdisziplinären Schmerzambulanz der Uni München darauf hin, dass „man Umbauprozesse in Rückenmark und Großhirnrinde bei Patienten mit chronischen Schmerzen nachweisen kann.“
UNSERE EXPERTEN
Dr. Martin Marianowicz , Facharzt für Orthopädie, München
Roland Liebscher-Bracht , aus Bad Homburg
PD Dr. Dominik Irnich , Leiter der Schmerzambulanz der LMU München
Multi-Modale: Schmerztherapie
Als erfolgreichster Ansatz zum Löschen des Schmerzgedächtnisses gelten multi-modale Gruppen-Therapien. Hier arbeiten, ambulant oder in speziellen Schmerzzentren, Ärzte, Physio-und Psychotherapeuten sowie andere Experten interdisziplinär zusammen. „Während auf Spritzen und Medikamente weitgehend verzichtet wird, stehen Physiotherapie, Bewegung, Entspannungsmethoden, Kreativ-Therapien, Mental-Techniken und Verhaltenstherapie auf dem Programm“, erklärt Dr. Irnich. „Zur Aktivierung der körpereigenen Schmerzhemmung werden auch Akupunktur und Neuraltherapie eingesetzt.“
Hilfe zur Selbsthilfe –: mentale Neubewertung
Ziel ist, den Patienten aus seiner vermeintlichen Ohnmacht zu lotsen und ihm körperliche und psychologische Strategien an die Hand zugeben, um mit Schmerz anders umzugehen. Das klappt aber nicht auf Knopfdruck, sondern erfordert seitens der Patienten auch Geduld mit sich selbst, ist dafür aber ohne Nebenwirkungen.
1 Flanke
Hinsetzen, Beine grätschen, linkes Bein anwinkeln. Linken Arm über Kopf nehmen und den Rumpf weiter über das rechte Beine neigen. Dadurch entsteht eine Dehnung in der Flanke.
Zwei einfache Übungen für zwischendurch
2 Wirbelsäule
Mit ausgestreckten Beinen auf den Boden setzen, Füße beieinander, Zehen zeigen nach oben. Aus der Leiste nach vorn beugen und Arme vorstrecken. Dabei versuchen, die Füße zu umfassen. Das dehnt die Wirbelsäule.
Gelenkschützer aus der Natur
Schwefelstoffe wirken schmerzlindernd und schützen den Knorpel. Lauch, Bärlauch, Knoblauch und Zwiebeln stärken die Gelenke, da sie besonders reich an Schwefelstoffen sind.
Die Teufelskralle wird im südwestlichen Afrika traditionell gegen Schmerzen eingesetzt. Aufgrund ihrer entzündungshemmenden und lindernden Wirkung bei uns auch gegen Arthrose.
Ein Klassiker gegen schmerzhafte Muskel-und Gelenkbeschwerden, Prellungen, Zerrungen, Verstauchungen ist Beinwell – mindert Entzündungen und hilft gegen Schmerzen.
Arnika wirkt abschwellend und schmerzlindernd z. B. bei Verstauchungen und rheumatischen Gelenkbeschwerden. Steckt mit anderen Essenzen in homöopathischen Mitteln (z. B. Traumeel, Apotheke).
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