... gewesen.
„Also gut!“ Petra nickte, verbannte alle Gedanken über Traummänner und klatschte in die Hände. „Ruhe, bitte! Wir wollen dann anfangen!“
Petra ist dabei, sich zu verlieben
Aber das war leichter gesagt als getan, denn zunächst musste Petra die backversierten Mütter von ihrer Rezeptauswahl überzeugen, während die aufgeregten Erstklässler diese Unterbrechung freudig nutzen, um mit den Kochlöffeln Fechtkämpfe zu veranstalten. Der Geräuschpegel stieg, Petra bekam Schweißausbrüche, und es half ihrem Herzen überhaupt nicht, dass Martin Holm sie die ganze Zeit nicht aus seinen Augen ließ. Sie blies sich eine Strähne aus dem Gesicht und verteilte energisch die Aufgaben. Kurze Zeit später wurde konzentriert gemessen, abgewogen und geknetet. Petra atmete auf. Jetzt verstand sie, warum die Kollegen ihr vorhin im Lehrerzimmer viel Glück gewünscht hatten.
Petra verbot sich jeden weiteren Blick in Martins Richtung und begutachtete die Fortschritte der verschiedenen Backgruppen.
„Darf ich mal, Frau Lehrerin?“ Zwei Hände strichen um ihre Hüften. Petra stockte der Atem. „Ihr Schürzenband ist aufgegangen!“
„Danke!“ Sie lächelte Martin mit hochrotem Kopf an und schaltete den Backofen ein. Flirten im Unterricht! Nur gut, dass alle anderen voll mit dem Ausstechen der Plätzchen beschäftigt waren und nicht bemerkten, dass die Lehrerin gerade auf dem besten Wege war, sich zu verlieben. Petra schüttelte über sich selbst den Kopf. Liebe auf den ersten Blick! So etwas gab’s doch eigentlich nicht. Und vor allem nicht im Unterricht! Sie schielte kurz zu Martin rüber. Er zwinkerte ihr spitzbübisch zu und naschte vom Teig. Petra grinste unwillkürlich und hob tadelnd den Zeigefinger.
Engel, Glocken, Sterne – eine bunte, wenn auch etwas windschiefe Mischung wurde in den Backofen geschoben und hinterher mit Zuckerguss verziert. Und dann erschien Martin mit einem vollen Blech.
Petra sah überrascht auf. „Herzen?“
„Weihnachten ist doch das Fest der Liebe, oder?“ Seine Mundwinkel zuckten. „Ich jedenfalls kann an nichts anderes mehr denken, Frau Lehrerin!“
Sie nickte verlegen und mit weichen Knien.
Neben ihr räusperte sich eine Mutter. Petra zuckte zusammen.
„Ein kleines Dankeschön von den Eltern, Frau Sommer!“ Die Mutter überreichte ihr augenzwinkernd und breit grinsend einen Blumenstrauß. „Wir finden es alle großartig, wie engagiert Sie sind – auch in der Elternarbeit!“
Petra lächelte erleichtert zurück und holte tief Luft. „Ich bedanke mich auch für Ihre Hilfe!“, rief sie fröhlich und schwenkte den Blumenstrauß über ihrem Kopf. „Und Ihr Kinder habt super gebacken!“
Ihre kleinen Schüler jubelten und applaudierten lautstark. Die Mütter holten ihren mitgebrachten Kaffee heraus, und alle versammelten sich zur Plätzchenstunde. Und obwohl Petra wirklich versuchte, dass es nicht passierte, saß sie plötzlich dicht neben Martin. Petra stimmte tapfer ein Weihnachtslied an.
„Nicht so ganz textsicher heute, Frau Lehrerin?“, flüsterte er in ihr Ohr. Petras volltö-nende Lehrerinnenstimme war plötzlich abgebrochen, als sie Martins Jeansbein berührte. Die Mütter tauschten amüsierte Blicke. Die Kinder sangen aus voller Kehle, um zu zeigen, was sie alles gelernt hatten. Petra riss sich zusammen und stimmte wieder in das Lied ein. Nie wieder würde sie ein böses Wort über Mütter verlieren, wenn diese Backstunde hinter ihr lag!
Warum ist Martin einfach gegangen?
Unter großem Hallo und Durcheinander gingen die Backstunden zu Ende, bis Petra schließlich allein in der Schulküche stand und sich auf einen der Kinderstühle fallen ließ. Geschafft! Keine Unfälle mit dem Backofen, keine verbrannten Plätzchen. Alle waren begeistert nach Hause gegangen. Auch Martin.
Petra atmete tief durch und bemühte sich, ihre Enttäuschung zu unterdrücken. Wie hatte sie sich nur benommen! Nur gut, dass die Mütter das Ganze mit Humor genommen hatten. Und er? Hatte er ihr nur zeigen wollen, wie unwiderstehlich er war? Er sah doch überhaupt nicht aus wie ein gewissenloser Casanova! Aber warum war er dann ohne ein weiteres Wort einfach gegangen? Gut, er hatte ihr noch einen langen Blick zu geworfen, aber dann hatte er sich von Jule wegziehen lassen. Sie konnte sich einfach keinen Reim aus seinem Verhalten machen … Doch eines wusste sie ganz genau – sie selbst war bis über beide Ohren verliebt!
Petra seufzte tief und begann die letzten Spuren der Backaktion zu beseitigen. Sie stellte Stühle hoch und rückte Tische gerade. Schließlich war alles wieder an Ort und Stelle. Petra knipste das Licht aus und griff nach ihrer Tasche. Oh, hier lag ja noch was! Plötzlich schlug ihr Herz wieder einen Purzelbaum. Aufgeregt nahm sie das Plätzchenherz in die Hand. Eine Telefonnummer stand mit Zuckerguss darauf und darunter sein Name. Martin! Petra lachte leise und wischte sich gerührt eine Freudenträne aus dem Augenwinkel. Martin! Was hatte er noch gesagt? Weihnachten ist doch das Fest der Liebe, oder? Sie konnte es kaum erwarten, ihm endlich darauf ihre Antwort zu geben.
Ende