... markiert, ist nicht per se der heilige Gral zum genussvollen Musikhören. Dieses Verständnis hat sich inzwischen auch bei den, sagen wir mal nüchternsten Lautsprecherfi rmen durchgesetzt. Bei PMC hingegen war das wie so vieles immer schon anders. Denn Firmenchef Peter Thomas weist zu Recht darauf hin, dass sie in der Abstimmung ihrer Lautsprecher nie einen Unterschied zwischen Studio und Wohnzimmer machten. Das alleine zeigt, dass es üblicherweise Unterschiede gibt, sonst müsste er das nicht betonen.
Thomas kennt diese Welten durch und durch, denn er kann auf eine fast 50-jährige professionelle Karriere zurück blicken. Ausgebildet bei der BBC als Allroundingenieur machte er sich notgedrungen mit einem ersten Lautsprecher, den er zusammen mit seinem langjährigen Freund und Partner, dem inzwischen verstorbenen Adrian Loader, entwickelt hatte, selbständig. Notgedrungen deshalb, weil er als BBC-Ingenieur kein Geld damit verdienen durfte. Dennoch konnte er lebenslang vom Wissen, dass er dort erworben hatte, profitieren und letztlich den Impuls zur Selbstständigkeit erfolgreich und gewinnbringend umsetzen. PMC war immer ein Familienunternehmen, alle Söhne von Thomas und jede Menge weitere Angehörige sind in die Firma eingebunden.
Ich hatte bereits in meinem früheren Artikel darauf hingewiesen, dass PMC die Liebe zur Transmissionline teuer bezahlt. Nicht nur sind die Gehäuse für ihre „Advanced Transmission-Line“, kurz ATL-Technologie, deutlich schwerer herzustellen, als die eines typischen Bassreflex-Lautsprechers. Man braucht dafür auch spezifische Treiber und kann nicht einfach ins Fertiglautsprecher-Regal greifen. Nun mag das auch für viele andere Firmen gelten, die sich nicht mit Standardware abgeben und Hersteller mit Varianten von bestehenden Treibern beauftragen. Nur damit ist es bei PCM auch nicht getan – es braucht wirklich neu entwickelte Chassis, sonst funktioniert die Technologie einfach nicht sauber. Aber was bedeutet ATL noch mal?
TEST INFORMATION
Frequenzgang
Sehr tiefe, praxisgerecht abfallende Bassabstimmung mit einem leichten Transmissionline-Loch oberhalb von 100 Hertz. Auf Achse recht frisch im Hochton, unter Winkeln sehr ausgewogen. Guter Wirkungsgrad.
Wasserfalldiagramm
Das Wasserfalldiagramm zeigt das typische verzögerte Ausschwingen im Bass, dafür aber im gesamten Mittel-und Hochtonbereich rekordverdächtig wenig Resonanzen. Auch die Klirrmessungen sehen sehr gut aus.
Bei einer Transmissionline wird das Basschassis am Ende einer sehr langen Röhre platziert. PMC hat diese Technik in den vergangenen Jahrzehnten minutiös studiert und perfektioniert. Die so entstandene ATL-Röhre wird durch unterschiedliche, patentierte Schaumstoffe stark bedämpft und soll Mittel-und Hochtonanteile, die vom Treiber nach hinten abgestrahlt werden, herausfiltern. Nur die tiefen Bassanteile sollen phasentreu und synchron mit den nach vorne abgestrahlten arbeiten und so die Basswiedergabe in jeder Hinsicht verbessern: mehr Dynamik, mehr Tiefe, mehr Verzerrungsfreiheit, weil der Bass wirklich nur noch Bass machen darf. Das ist das Wesen der Transmissionline. Ok, erwischt, im Fall der 24i arbeitet kein „reiner“ Bass, sondern ein Tiefmitteltöner. Trotzdem wirkt das Prinzip und sorgt vor für einen exemplarisch sauberen, dynamischen Klang, der nie ins anämische oder langweilige kippt.
Die Röhre der 24i ist ganze drei Meter lang, auf der PMC-Seite ist die Technik sehr anschaulich dargestellt. Den vorderen Luftauslass nennt PMC „Laminair“. Die Technologie ist aus der Formel 1 entlehnt, wo man hohe Luftströme speziell unter den Autos kontrollieren und gezielt steuern muss, um den nötigen Anpressdruck für den Unterboden zu erreichen. Hier nutzt man diese Erkenntnisse, um die unter konstant hohem Druck stehenden, massiven Luftströme einer Transmissionline, die ansonsten chaotisch austreten würden, geordnet abzuführen. Ein willkommener Nebeneffekt ist, dass die Laminair-Öffnung anders als typische Bassreflexrohre auch noch cool aussieht. Die Musikwiedergabe profitiert mit einer unerhörten Reinheit, höherem Schalldruck, Phasentreue und superbem Timing im Bass sowie größerer Empfindlichkeit, was ein Nachteil älterer Transmissionline-Konstruktionen war. So kann die 24i schon mit kleineren Leistungen brillieren und man kann mit ihr wie mit dem kleinen Bruder 22i auch sehr leise Musik hören, ohne etwas zu vermissen – ein ganz wichtiges Kriterium für mich und ein Ergebnis der ATL-Technologie.
Die Gehäuse für die PCM-ATL-Lautsprecher bestehen aus präzise gefertigten HDF-Panelen, die bis zu 40mm stark sind. Die Verarbeitungsqualität ist hervorragend, selbst die Furniere werden außen wie innen aufgebracht, was Stabilität und Haltbarkeit dient und dem Lautsprecher zu einer maximal homogenen Struktur verhilft -20 Jahre Garantie sprechen für sich. Zudem ist das teuer, schauen Sie doch einmal ins Innere anderer Lautsprecher und lassen Sie uns gerne wissen, wie hoch der Prozentsatz an innen furnierten Exemplaren ist. Ich habe da so eine Idee… Die ferrofluidgekühlte Kalotte für sämtliche Modelle der Serie baut Seas in Kooperation mit PMC, der Tiefmitteltöner entsteht im heimischen Werk. Die Membran der Hochtonkalotte besteht aus Sonomex, einer Kunstfaser, die leicht, weich und robust zugleich ist. Das Gitter davor und die Montageplatte verbreitern den Abstrahlwinkel, so dass alle twenty5-Modelle mit einem hervorragenden Rundstrahlverhalten glänzen. Ab 1,7kHz arbeitet der 17er Tiefmitteltöner. Seine leichte, steife, fein gewebte und mit Harz verklebte Fiberglassmembran hat einen sehr starken Magneten, eine langhubige Schwingspule und eine raffinierte Sicke, die Verzerrungen minimieren soll. Ich weise gerne noch einmal darauf hin, dass PMC äußerste Sorgfalt bei der Paarung sämtlicher Treiber walten lässt. Das kommt dem Privatmann als Nebenprodukt der Profischiene zu gute, wo man sich einfach keine unterschiedlich klingenden Modelle erlauben kann. Wie bei der „Kleinen“ trennt die Weiche der twenty5.24i die Signale mit steilen 24db, die Bauteile sind hoch selektiert und gehörmäßig abgestimmt.
Es ist, wie es ist, mit größeren Lautsprechern bekommt man mehr von allem, aber auch größere Herausforderungen. Sprich, man muss sich mit der Aufstellung Zeit lassen, sonst kann gerade der so potente Bass gewissermaßen desorientiert im Raum herumirren. Durch unsere relativ große Stereobasis im Hörraum muss die 24i stärker eingewinkelt werden, leicht nach hinten geneigt ist sie ohnehin durch ihre Stellfüße. Man hört es sofort, wenn alles einrastet, dann stellt sich wieder diese irre Geschlossenheit, eine extreme Pegelfestigkeit und ein fast schon holographisch wirkender Raum ein. Prince und sein göttliches „Purple Rain“ sind mit mir im Raum und ich kann es richtig krachen lassen. Die schlanke Eleganz dieses Lautsprecher soll nicht darüber hinweg täuschen, dass man mit der 24i ordentlich Alarm machen kann. Drums und Bass knallen gefährlich, Princes Stimme trägt das Stück und seine Gitarre lässt es endgültig abheben. Die bösen, subsonischen Bassgewitter von Daniel Lanois kann die 5.24i ebenso wenig aus der Ruhe bringen, wie die feinen, mikrodynamisch so anspruchsvollen Klänge auf Anouar Brahems Meisteralbum Barzakh. Die feinen Schwingungen seiner arabischen Laute vermittelt die 24i auch bei leisesten Lautstärken und spätestens damit hat sie ihre Reifeprüfung bestanden.
Fazit Die PMC twenty5.24i ist klar der große Bruder der 5.22i und sie macht auch noch fast alles besser. Über die Kleine hatte ich geschrieben: “Sensationell guter Lautsprecher.“ Hören Sie selbst, was der Große kann
Christian Bayer