... prägten den Baustil der beiden sympathischen Österreicher. »Umweltfreundlicher, nachhaltiger Bau zum Schutz der Natur und der einheimischen Bevölkerung liegt uns am Herzen«, erläutert Barbara Trattner. »Oberstes Ziel ist die Erhaltung der einzigartigen Schönheit von Kusu Island. Gewissermaßen kümmern wir uns um die grüne Seele der Insel.«
In filigraner Handarbeit, mit unendlich viel Liebe zum Detail und einer ordentli- chen Portion Perfektionismus entstand so das Kusu Island Resort. Wie detailverliebt Barbara und Christian das Resort zum Leben erweckt haben, wird mit jedem unserer Schritte über die Insel deutlich. Eisenholz vom Merbaubaum schmückt das Interieur der 72 Quadratmeter großen Bungalows. Wir schlafen in handgefertigten Betten aus alten Kokospalmen, duschen unter freiem Himmel und genießen den großzügigenSchnitt der stilvollen Unterkunft. Genug Platz für ein King Size-Bett mit maßgeschneidertem Moskitonetz, einem Schreibtisch mit hochwertiger Holzbank, Kleiderregalen und einer kleinen Loungeecke samt Couchtisch. Von der Veranda mit direktem Zugang zum Meer schweift der Blick über die Weiten des vorgelagerten Hausriffs.
Haarige Angelegenheit: Eine zottelige Orang-Utan- Krabbe wiegt in der Strömung hin und her. Knallbunte Farbtupfer exorbitanten Ausmaßes: die Pink Candy Crab direkt neben einer Prachtsepia. Taucherherz, was willst Du mehr?
Erst der Blick aus der Vogelperspektive offenbart die Komplexität üppiger und unberührter Natur. Die nahegelegene herzförmige Lagune erstrahlt in leuchtenden Grün-, Blau-, Türkis- und Aquamarin-Tönen. Ein tropisches Kleinod mit pochendem blauen Herz. Vorbei am großen, offenen Restaurant und den acht Bungalows geht es direkt zur Tauchbasis. Neben einem Trockenraum findet sich für all die enthusiastischen Fotografen unter den Tauchern ein klimatisierter Kameraraum. Vier große Spülbecken für Tauch- und Kameraequipment sowie drei Tauchboote und ein Transferboot runden das professionelle und bis ins kleinste Detail geplante Erscheinungsbild des Tauchresorts ab.
Mehr Meer geht nicht
Das Meer zu Füßen, umgeben von dichtem indonesischem Regenwald, voll von wilden Orchideen und bunter Fauna, sind wir bereit für das große Abenteuer Nordmolukken. Geweckt vom Gesang tropischer Vögel und dem Geräusch leichter Wellen am frühen Morgen entdecken wir kleine Stechrochen und Babyhaie direkt unter unserem Bungalow. Unter den Strahlen der aufgehenden Sonne verlassen die winzigen Predatoren den Schutz der Mangroven und jagen hinaus in den Ozean. Auch wir sind gierig nach den Weiten des Meeres und bereit, in den kommenden Tagen eine riesige, wildromantische Spielwiese für Taucher und Schnorchler erforschen zu dürfen. Voller Vorfreude blicken wir unter den Jetty. Im ersten Licht des Morgens leuchtet das knallbunte, vorgelagerte Korallenriff wie ein bunter Teppich aus Hart- und Weichkorallen. Eine kleine Seeschlange schlängelt sich durch das Korallendickicht, während ein Schwarzspitzen-Riffhai durch das glasklare Wasser patrouilliert, und eine Handvoll frecher Nemos ihre Anemone vehement verteidigt.
Unter den Strahlen der aufgehenden Sonne verlassen die winzigen Predatoren den Schutz der Mangroven.
In einer kleinen Gruppe von vier Tauchern und unserem Guide Eric steuern wir einen der insgesamt 65 Tauchplätze rund um Kusu Island an. Mit einer Rolle rückwärts geht es hinein ins maritime Treiben. Wir folgen Eric in ein Wunderland exorbitanten Ausmaßes. Starke Strömungen, hervorgerufen durch den Wechsel der Gezeiten, lassen klares Wasser aus den Tiefen des Meeres über die Riffe rund um Kusu und durch schmale Passagen fluten. Wo Strömung ist, trifft man auf reichlich Leben. Low, einer der Divespots an der östlichen Flanke der Insel Bacan, ist einer jener magischen Orte mit dem großen Wow-Effekt. Eingetaucht in dichte Wolken aus Glasfischen und wildem, exzessiven Treiben verlieren wir uns in der Unendlichkeit zwischen der Molukken- und Halmaherasee. Zwei stattliche Schwarzspitzen-Riffhaie erscheinen aus der Tiefe und verschwinden ebenso schnell wieder. Eine Schule Büffelkopf-Papageifische grast über das Riffdach. Ein jagender Rotfeuerfisch erscheint wie ein Samurai der Meere. Orange- und rotfarbene Fächerkorallen wiegen sanft in der Strömung hin und her. Geistermuränen beäugen uns von allen Seiten und verfolgen uns mit ihren Blicken. Angereichert mit maritimer Glückseligkeit beenden wir unseren ersten Tauchgang und kehren voller Vorfreude auf die bevorstehenden Exkursionen zurück ins Resort.
»Wie hat es euch gefallen?«, erkundigt sich Barbara nach dem Wohl ihrer Gäste. Ein breites Grinsen sagt zu diesem Zeitpunkt bereits mehr als tausend Worte. Nach jedem der täglich angebotenen Tauchgänge geht es direkt zurück ins Resort, da auch die am weitesten entfernten Tauchplätze in nur wenigen Minuten erreichbar sind. Ein Luxus, den man sich mit Kaffee, Gebäck und anderen Köstlichkeiten in der Oberflächenpause versüßt.
Nach kurzem Intervall tauchen wir erneut hinein in einen kunterbunten Zoo voll extravagantem Leben. Rote Seepeitschen und riesige Fächergorgonien strahlen am Tauchplatz Sang Sang Maobo um die Wette, während Sonnenstrahlen den Untergrund knallig bunt aufleuchten lassen. Ein lebender Garten, der sich über endlose Weiten erstreckt. Fasziniert schweben wir durch eine buntgescheckte, grellfarbene Szenerie. Sie ist derart intensiv, dass wir fast die beiden Schildkröten direkt vor unserer Maske verpasst hätten.
Großartige Kleinigkeiten
Die Beobachtung, dass auch Kleines ganz groß sein kann, verdanken wir dem geschulten Auge unseres Diveguides Eric. In zehn Meter Tiefe deutet er auf eine winzigkleine, gerade mal drei Millimeter große Garnele. Dicht daneben eine nahezu unsichtbare Fadenschnecke. In jeder noch so kleinen Ritze scheint sich skurriles Leben zu verstecken. Hier eine wilde, ganzkörperbehaarte Orang-Utan-Krabbe, dort eine flammende Prachtsepia, so leuchtend intensiv, als sei sie direkt der Hölle entsprungen. Ein Pontohi-Zwergseepferdchen stiehlt dem Hippocampus bargibanti-Zwergseepferdchen unverfroren die Show. In den tiefen Furchen eines Tonnenschwamms posiert eine haarige Schwamm-Springkrabbe, wenige Meter von einem Schaukelfisch und einem Harlekin-Geisterpfeifenfisch entfernt. Rund um Kusu Island präsentiert sich uns ein großes Ensemble an bizarren Kleinstlebewesen, ein Zirkus voller obskurer Kreaturen und schauderhafter Protagonisten.
Doch der absolute Star der Szenerie zeigt sich nur des Nachts im Schein des Mondes – wenn überhaupt. Drollig und kaum größer als eine Erdnuss: ein Zwergtintenfisch, direkt in der herzförmigen, blauen Lagune des Kusu Island Resorts. Tagsüber hält er sich versteckt, des Nachts schwebt er wie ein Geisterwesen über dem sandigen Meeresboden. Wir können es kaum glauben, als im Mondlicht zwei dieser Winzlinge im Schein unserer Lampen zum beeindruckenden Paarungsritual zusammenfinden. Mit ihren mickrigen Ärmchen, bestückt mit noch kleineren Saugnäpfen, klammern sich die Bobtail Squids aneinander, um die winzigen Spermienpakete zu übergeben. Ein auch für uns nicht gerade alltäglicher Tauchgang!
Nach einem erfüllten Tauchtag, zur rechten Zeit am rechten Ort, finden wir uns am Abend auf unserer Robinsoninsel bei einem kühlen Bier in illustrer Gesellschaft wieder. Ein perfektes Wohlfühlszenario mit kulinarischen Köstlichkeiten und einem liebenswerten Team, das die Gäste auf höchstem Niveau verwöhnt.
Nacht der tausend Augen
Dass die Nordmolukken nicht nur bei Tauchern hoch im Kurs stehen, zeigt die hohe Nachfrage an Touren für Ornithologen und Naturliebhaber. Aus der ganzen Welt finden sich hier Birding-Spezialisten ein, immer auf der Jagd nach dem besonderen Motiv. Und genau dort, wo sich der indonesische Regenwald wie ein grüner Teppich über die blauen Weiten des Archipels legt, erforschen wir gemeinsam mit unserem Guide Michael Leitzinger eine vergessene Welt. Wir verlassen Kusu Island und betreten auf der Insel Halmahera neues Terrain. Vor uns liegt Primärregenwald, dessen Landschaftsbild von einer schier undurchdringlichen Flora geprägt ist. Im Laufe unserer Tour durch die Naturschutzgebiete und Urwälder der Nordmolukken bekommen wir erste Einblicke in das Leben eines Nomadenstammes: eine indigene Gemeinschaft, die die Regenwälder Halmaheras bewohnt. Wir durchkreuzen mehrfach Flüsse, erklimmen Wasserfälle und nächtigen im Dschungel, gefangen in einer surrealen Filmkulisse. Tief aus dem dichten Grün erklingt die Stimme der Dunkelheit – hunderte kleiner Frösche und Kröten singen in der Nacht. Während die Düsternis ihren dunklen Arm um uns legt, verschlingt uns die Nacht mit ihren tausend Augen. Wer jetzt an allerlei Krabbeltier und achtfüßige Minimonster denkt, dem läuft es selbst bei tropischen Temperaturen eiskalt den Rücken hinunter. Noch bevor der Morgen erwacht, sind wir auf der Suche nach dem Bänderparadiesvogel, der nur auf Halmahera vorkommt. Vorbei an endemischen Paradies-Eisvögeln, teuflisch dreinschauenden Eulen, einer züngelnden Halmahera-Python sowie der elfenbeinfarbenen Pitta entdecken wir den Rockstar am Birding-Himmel: den nach dem Naturforscher Alfred Russel Wallace benannten »Wallace Bird of Paradise«. Weit über unseren Köpfen fliegen Nashornvögel. Ihr mächtiger Flügelschlag durchschneidet die Luft wie ein scharfes Messer. Bäume, so hoch wie kleine Wolkenkratzer, säumen unseren Rückweg aus den Tiefen einer unbeugsamen Natur. Der Dschungel hat uns verschluckt und wieder ausgespuckt.
Die Welt der Nordmolukken ist für uns vor allem eines: knallbunt. Korallengärten, Fischschwärme, Vögel und undurchdringlicher Regenwald – uns scheint es, dass alle Farben der Welt in diesem kleinen Paradies zu finden sind. Am Ende unserer Reise prägen uns aber das blaue Herz und die grüne Seele von Kusu Island am meisten.