ÜBERGEWICHT MIT GEFÄHRLICHEN FOLGEN
Generell entwickelt sich Übergewicht zu einer Volkskrankheit. Laut Robert Koch-Institut schleppt fast jede zweite Frau zu viele Pfunde mit sich herum. Bei den Männern sind es 64 Prozent. Und sogar schon jeder dritte Jugendliche ist zu dick. Häufigste Gründe: Hormonelle Störungen, eine Schilddrüsen-Unterfunktion oder die vererbte Genetik von Mutter und Vater können da eine Rolle spielen. Aber auch Trost-Essen bei seelischen Krisen, Einsamkeit, Stress oder Jobverlust. Vor allem nehmen die Fettzellen zu, weil sich Übergewichtige einerseits oft ungesund ernähren. Denn viel Zucker, fettreiche Snacks, Backwaren mit schnellen Kohlenhydraten, industrielle Fertigprodukte, Limonaden und Softdrinks liefern ein Übermaß an Kalorien, viel zu wenig Nährwerte. Das führt dazu, dass die Sättigungszentrale im Gehirn, der Hippocampus, schnell wieder Hungersignale aussendet. Andererseits sorgt ein deutliches Bewegungsdefizit oft dafür, dass sich die Fettdepots prallvoll füllen. Dieses dicke Problem bekommt eine gezielte, langfristige Ernährungsumstellung in Kombination mit professioneller Beratung und einem speziellen Bewegungsprogramm meist gut in den Griff. Aber bei einer extremen Adipositas über einem BMI von 35 fette 50, 60 oder sogar 70 Kilo abzunehmen ist meist ein hoffnungsloses Unterfangen. Und je stärker Fettleibigkeit ausgeprägt ist, desto höher das Risiko für schwere Folgekrankheiten.
BIS ZU 70 PROZENT EXTRAPFUNDE WENIGER
Als letztes Mittel der Wahl bei schwerer Fettleibigkeit wird ein Magen-Bypass da, wie schon gesagt, zum Rettungsanker. Er kostet ungefähr 10.000 Euro, muss bei der Krankenkasse beantragt werden. Heute wird bei dem Eingriff fast immer auf einen großen Bauchschnitt verzichtet. Er findet als Schlüsselloch-OP mit fünf Mini-Schnitten statt, dauert ca. zwei Stunden. Dabei trennt der Viszeralchirurg den Magen wenige Zentimeter unterm Mageneingang ab. Es verbleibt ein kleiner Restmagen, eine Tasche (med.: „Pouch“). Sie fasst gerade mal 150 bis 200 Milliliter und dient als eine Art Auffang-Bremse für die zugeführte Nahrung. Auch der Dünndarm wird durchtrennt und mit dem winzigen Restmagen vernäht. Es fehlen so ca. 1,5 Meter Dünndarm. Dadurch kommen die Verdauungssekrete von Galle und Bauchspeicheldrüse aus dem Zwölffingerdarm nicht mehr ausreichend zum Einsatz. Und der Organismus kann die Nährstoffe eingeschränkt aufnehmen und verwerten. Der Patient nimmt ab. Umkehrbar ist der Eingriff nicht. Doch danach winken einige satte Belohnungen. Motivierte Patienten können in den ersten zwei Jahren bis zu 70 Prozent ihrer Extrapfunde verringern. Weil sich der Stoffwechsel rasant schnell umstellt, bessert sich eine Insulinresistenz bei Diabetes nach wenigen Tagen. Ein Diabetes Typ 2 gehört dann oft der Vergangenheit an. Eine neue Studie der Washington University School of Medicine in St. Louis: Ein Magen-Bypass ist eine der effektivsten Diabetes- Bremsen. Noch ein paar gute News aus dem „British Journal of Surgery“: Das Bluthochdruck-Risiko sinkt um 59, das von Herzversagen um 43 Prozent.
WIEDER SCHLANK
Von Kleidergröße 56/58 auf 40/42 – mein Traum ist wahr geworden!“
SABRINA SVENSSON
2. SABRINA SVENSSON (40 JAHRE) AUS HAMBURG ERZÄHLT IHRE ERFOLGSGESCHICHTE
„Ein Magen-Bypass ist nichts, was man mal so im Vorbeigehen macht“
„Ich ringe mich endlich zu einem drastischen Einschnitt durch. Und lasse den Magen im Januar 2020 für den Rest meines Lebens verkleinern. Von 2 Litern Fassungsvermögen auf 200 Milliliter. Zum Verdauungstäschchen, dem Pouch. Der erste Schluck Wasser nach der OP ist ein komisches Bauchgefühl. Doch gleich der Glücks-Gedanke: ,Heute ist der erste Tag deines neuen Lebens!‘ Aber der Weg zu diesem kompromisslosen Befreiungsschlag ist lang gewesen. Ich möchte eigentlich kein gesundes Organ zerschneiden lassen. Das ist mir zu krass. Will lieber selbst abnehmen. Formula-Shakes, Low Carb, viermal die Woche Sport … Nehme ich ab, kommt gleich wieder doppelt so viel rauf auf die Hüften. Dickster Jo-Jo-Effekt: Ich lande bei 145 Kilo. Da bin ich erst 35. Mein Kampf gegen die Pfunde fängt schon mit Mitte 20 an. Ich werde schlimm rückenkrank, bettlägerig. Die Schmerzen ertrage ich nur mit Morphium. Das ist der Startschuss für ein wechselhaftes Leben von Zu-und Abnehmen. Flatterhaft getaktet vom fatalen Jo-Jo-Effekt. Ich verhülle mich, möchte unsichtbar sein. Trotzdem beschimpfen mich Wildfremde, schubsen, versetzen mir sogar einen Faustschlag. ,So was wie du gehört geschlachtet!‘ Seelisch gehe ich in die Knie. Auch mein Körper bricht langsam unter dem Übergewicht zusammen. Diabetes, gefährlicher Bluthochdruck, Metabolisches Syndrom.
Mein Leben heute mit dem kleinen Hunger? Essen geht anders als früher. Abgewogene 200 Gramm zu vier Mahlzeiten, Trinken nach Plan. Die Magentasche soll nicht überlastet werden. Damit es bei den Winzportionen keinen Nährstoffmangel gibt, muss ich lebenslang Vitamin-, Zinkpillen schlucken. Mit dem medicum Hamburg an meiner Seite taste ich mich von Möhre zu Erdbeere an die Belastungsgrenze des Pouches heran. Schon 66 Kilo habe ich abgespeckt, erkenne mich immer noch nicht im Spiegel wieder. Brauche keine Blutdruck-, Diabetes-Arzneien mehr. Ich fühle mich freier, echt erleichtert. Nur die Angst vorm Wieder-Dicksein lauert noch.“
Das sagt
Dr. Riedl
„Nach einer Magen- Bypass-OP muss richtiges Essen neu gelernt werden. Am wichtigsten ist dabei eine begleitende Nachbetreuung bei einer Ökotrophologin oder Diätassistentin. Beide sollten mit einem derartigen Eingriff vertraut sein. Der Betroffene kann sich aber auch an eine Schwerpunktpraxis für Ernährungsmedizin wenden: www.bdem.de.“
Der Patientin auf den Teller geschaut
Starkes Übergewicht bringt ihre Gesundheit in Gefahr. Letzte Rettung: ein Magen-Bypass. Im medicum Hamburg lernt Sabrina, das Richtige im Takt ihres Mini-Magens zu essen
➽ FRÜ HSTÜCK
150 g Magerquark mit 50 g zuckerfreiem Fertigmüsli. Je nach Lust und Appetit mit zerkleinerten Früchten und gehackten Nüssen. Löffel für Löffel, mit kleinen Pausen.
➽ M ITTAGESSEN
100 g Feta. Im Ofen gebacken mit 100 g Tomaten, Zwiebeln, Öl, gemischten Kräutern.
➽ AM SPÄTEN NACHMITTAG
50 g Nuss-Mix. Beispielsweise mit Cashewkernen, Pistazien und Mandeln. Wegen des eingeschränkten Fassungsvermögens des Magens immer gleichmäßig getaktet zwischen Mittag und Abendbrot.
➽ ABEN DBROT
200 g selbst gekochtes Linsen-Curry. Ganz pur, ohne jegliche Beilagen. Ab und zu allerdings verfeinert mit Crème fraîche.
➽ GETRÄNKE
Über den Tag verteilt 2,5 bis 3l stilles Wasser. Festes Trink-Schema: nicht direkt vor den Mahlzeiten, sondern erst 30 Minuten danach. Sonst rebelliert der kleine Magen.
75% der Patienten mit Diabetes Typ 2 gelten zwei Jahre nach dem Magen-Bypass als geheilt
QUELLE: THE NEW ENGLAND JOURNAL OF MEDICINE
3. Die richtige Ernäh rung bei Adipositas
Ausschneiden & am besten an den Kühlschrank kleben!
4. Gesund kochen bei … Adipositas
Basis einer schlanken Ernährung ist Gemüse satt. Es ist kalorienarm, sättigt allein schon durch sein Volumen, enthält dazu noch volles Pfund gesunde Ballaststoffe. Tschüss, Heißhunger!
Zucchini-Nudeln
VGN FÜR 2 PORTIONEN
500 g Zucchini
• 200 g Räuchertofu
• 2 Schalotten
• 150 g Riesenbohnen (Konserve, Abtropfgewicht)
• 20 g Parmesan
• 1 EL Olivenöl
• 400 g Tomatenstücke (Konserve)
• Salz
• Pfeffer
1. Zucchini mit dem Spiralschneider zu Spaghetti schneiden. Räuchertofu fein würfeln. Schalotten schälen und in feine Ringe schneiden.
2. Riesenbohnen in ein Sieb abgießen, abspülen, abtropfen lassen. Parmesan fein hobeln.
3. Öl in tiefer Pfanne erhitzen. Schalottenringe und Tofuwürfel darin 5 Minuten auf höchster Stufe ringsum scharf anbraten. Tomatenstücke und Riesenbohnen zugeben, aufkochen und 5 Minuten auf mittlerer Stufe köcheln. Kräftig mit Pfeffer und Salz abschmecken.
4. Zucchininudeln unterheben, kurz erwärmen, auf Teller verteilen und mit Parmesanspänen bestreut sofort servieren, sonst ziehen die Zucchini zu viel Wasser.
KALORIEN: 414 pro Portion
NÄHRWERTANGABEN: 32 g Eiweiß, 19 g Fett, 22 g Kohlenhydrate
ZUBEREITUNGSZEIT: ca. 60 Minuten
GESUND-BILANZ VON DR. RIEDL:
Gleich drei ernährungsphysiologische Eigenschaften prädestinieren Zucchini als wirksame Schlankmacher: Sie regen die Verdauung an, wirken entwässernd, sind kalorienarm.
Spinat-Pizza
VGN FÜR 2 PORTIONEN
700 g Blumenkohl
• 150 g geriebener Emmentaler
• 300 g TK-Spinat (aufgetaut)
• 1 rote Zwiebel
• 200 g Skyr
• 2 TL getrocknete italienische Kräuter
• 1/2 TL Salz
1. Backofen auf 180 Grad Umluft vorheizen. Den Blumenkohl unter fließendem lauwarmem Wasser waschen, putzen und die Röschen im Blitzhacker reiskorngroß hacken.
2. Blumenkohl-Reis mit dem Emmentaler mischen und auf zwei mit Backpapier ausgelegten Blechen je ca. 28 cm kreisrund dünn ausstreichen. Im Ofen auf mittlerer Schiene 10 Minuten backen.
3. Spinat im Sieb abtropfen lassen und leicht ausdrücken. Die Zwiebel schälen und in feine Ringe schneiden.
4. Dann den Skyr, die italienische Kräutermischung und Salz miteinander vermengen und gleichmäßig auf den beiden vorgebackenen Pizza-Böden verteilen.
5. Gleichmäßig mit dem Spinat und den Zwiebelringen bestreuen und erneut auf der mittleren Backofenschiene in weiteren 10 Minuten fertig backen.
KALORIEN: 492 pro Portion
NÄHRWERTANGABEN: 44 g Eiweiß, 24 g Fett, 14 g Kohlenhydrate
ZUBEREITUNGSZEIT: ca. 35 Minuten
GESUND-BILANZ VON DR. RIEDL:
Im Gegensatz zu stärkehaltigen Carbs wie Kartoffeln ist Blumenkohl mit 25 kcal pro 100 g sehr kalorienarm, durch seinen hohen Ballaststoffgehalt auch nachhaltig sättigend.