... Verkehr. Wir sind froh, dass sich unsere Unterkunft im westlichen Stadtteil Buda befindet und wir uns so den Weg über eine der dicht befahrenen Brücken sparen können. Durch Budapest zu fahren, fühlt sich an wie eine Zeitreise. Nicht nur wegen der Architektur, sondern wegen der unzähligen, riesigen Plakatwände, die bei uns meist schon durch moderne LEDs abgelöst wurden. Das Navi lotst uns durch enge Gassen und Einbahnstraßen zu unserer Unterkunft im Stadtteil Országút. Ich bin einmal mehr froh darüber, dass unser Auto ein kleiner, wendiger Fiat 500 ist.
Unser Ein-Zimmer-Apartment befindet sich in einem kleinen Innenhof, der den Lärm der beiden Hauptverkehrsstraßen perfekt abschirmt. Das Gebäude stammt aus dem 20. Jahrhundert und die Ausstattung ist sehr schlicht – dafür ist es günstig und zentral. Wir brauchen nicht viel Platz und wollen ohnehin nur zum Schlafen hier sein.
Ohne Plan geht’s los
Nach einer kleinen Erfrischung geht es auch schon direkt los. Nicht nur, weil wir die Zeit optimal nutzen möchten, sondern weil Hannah sich nach einer siebenstündigen Fahrt ganz dringend die Beine vertreten muss und sich auch beim Schnüffeln etwas verausgaben möchte. Bergauf ist meistens eine gute Idee, denn wenn man erst einmal oben ist, hat man fast immer eine gute Aussicht. Also geht es ohne Recherche die steil nach oben führende Gasse hoch.
Oben angekommen, finden wir uns vor einer mittelalterlich anmutenden Mauer und dem Wienertor wieder. Auf der linken Seite des Tores befindet sich die Parkanlage „Európa Liget“, die sich wie eine Terrasse über den Hang nach unten erstreckt. Hier hat Hannah genug Platz, sich auszutoben und ihre ersten Urlaubsbekanntschaften zu machen.
Danach geht es durch das Wiener Tor und wir steigen bergauf, bis wir uns auf dem Dreifaltigeitsplatz vor der Matthiaskirche wiederfinden. Die ursprünglich romanische Basilika wurde während des 13. Jahrhunderts erbaut und im Laufe der Zeit erweitert und im Baustil verändert. Beeindruckt von der unerwarteten Schönheit der Architektur und dem pompösen Ambiente der danebenliegenden Fischerbastei bleiben wir und entscheiden uns für ein spontanes Gläschen Weißwein inklusive eines frühen Abendessens im „Café Panoramia“. Mit Blick über die Donau und den östlichen Stadtteil Pest sind wir endgültig im Urlaub angekommen. Da schmeckt der vegetarische Burger gleich doppelt gut.
Kultur pur für Mensch und Hund
Gestärkt und leicht beschwingt von unserem Zwischenstopp geht es weiter. In Budapest jagt eine monumentale Sehenswürdigkeit die nächste. Nach einigen Gehminuten durch die fein herausgeputzten Gassen, mit vielen kleinen Cafés und Souvenirläden, gelangen wir in den Hof des Burgpalastes. Hier gibt es einige Schilder, die eine Menge verbotener Dinge aufführen – Hunde sind aber zum Glück nicht erwähnt. Verwundert, dass unser pelziger Begleiter hier niemanden zu stören scheint, wagen wir uns weiter vor. Wir glaubten schon fast, zum ersten Mal gemeinsam mit Hannah die Sehenswürdigkeiten eines Museums begutachten zu dürfen, bis wir doch noch höflich darauf hingewiesen werden, dass Hunde hier nicht erwünscht seien. Das ist nicht schlimm, denn die Burganlage, die gerade saniert wird, bietet auch von außen viel Sehenswertes. So sieht man an einigen Teilen, wie sehr das letzte Jahrhundert an der Fassade gezehrt hat. An bereits renovierten Stellen wurde der Prunk der Habsburgerzeit aber schon wieder hergestellt.
Während Ede und ich diese kunstvollen Gebäude auf uns wirken lassen, schnüffelt sich Hannah durch die königlich-kaiserlichen Gärten und scheucht Tauben über den Innenhof.
Langsam wandert die Sonne tiefer und wir genießen in den Rosengärten unterhalb der Burg noch einen Cocktail, während der Stadtteil Pest am anderen Donauufer in ein goldenes Licht getaucht wird. Hannah freut sich über diese Pause. Müde von den vielen neuen Gerüchen kugelt sie sich auf meinem Schoß ein. Wir sind alle drei sehr erschöpft, wollen aber noch einen Blick auf die Altstadt von Buda bei Nacht erhaschen. Bei Dämmerung spazieren wir über die historische Kettenbrücke. Die Müdigkeit veranlasst uns aber bald, unser vorübergehendes Zuhause aufzusuchen und in seligen Schlaf zu versinken.
Frisch erholt und ausgeschlafen starten wir in den neuen Tag. Obwohl wir den spontanen und ungeplanten Nachmittag des Vortages in positiver Erinnerung haben, geht es heute mit etwas mehr Struktur voran. Um den Ausflugstag in einer fremden Stadt so hundefreundlich wie möglich zu gestalten, haben wir einen Aufenthalt auf der Donauinsel Margit-sziget eingeplant.
Grüne Oase mitten in der Stadt
Die Insel, auf der motorisierter Verkehr nur eingeschränkt zugelassen ist, ist in erster Linie eine großzügige Parkanlage mit vielen Sportangeboten, Bars und Sehenswürdigkeiten wie die Ruine eines Franziskanerklosters. Aber zunächst einmal steht Frühstück auf dem Programm. In dem kleinen Café „Home of Franziska“ kommen sowohl Vegetarier als auch Veganer auf ihre kulinarischen Kosten und wir starten gestärkt und kugelrund unsere Entdeckungstour. Der Weg führt uns zu Fuß an der Uferpromenade entlang Richtung Margaretenbrücke (Margit hid). Hannah schnüffelt, was das Zeug hält, freut sich über die neuen Gerüche und den ausgiebigen Marsch. Auf der Insel angekommen, mieten wir uns ein überdachtes dreirädriges Fahrrad mit lustigem Schildkrötenmuster.
Hannah thront wie ein Sphinx im Korb und lässt sich den Fahrtwind um die Nase wehen, während Ede und ich uns abstrampeln. Bei jedem Stopp darf sie über die Wiese toben, während ich Fotos mache und Herrchen sich die Informationstafeln zu Gemüte führt. So kommen wir alle auf unsere Kosten und verbringen einen entspannten Vormittag bei tollem Wetter und viel frischer Luft. Bevor wir die Insel verlassen, gönnen wir uns noch eine kleine Erfrischung in einer der Bars und genießen den Ausblick auf die Donau.
Von hier aus entscheiden wir uns für ein etwas schnelleres Transportmittel. In Großstädten ist unser bevorzugtes Verkehrsmittel die Straßenbahn. Sie hat eine angenehme Geschwindigkeit, man sieht viel von der Stadt und kann jederzeit aussteigen, wenn man etwas Interessantes entdeckt. Der Preis in Budapest ist für eine einfache Tageskarte mit knapp sechs Euro erschwinglich und zusammen mit einem Stadtplan kommt man überall gut an. Auch Hunde dürfen mitfahren, Voraussetzung ist jedoch ein Maulkorb oder eine Tragetasche. Da Hannah eine recht handliche Größe hat und sich mit Maulkörben noch nicht so anfreunden konnte, entscheiden wir uns für Ersteres.
Eine unserer ersten Stationen ist das direkt am Donauufer gelegene Parlamentsgebäude. Mit seinen 268 Metern Länge ist es nicht nur sehr beeindruckend, sondern auch eines der Wahrzeichen Budapests. Von dort aus lassen wir uns treiben. An allen Ecken und Enden beginnt sich die Stadt fein zu machen, obwohl man genau sieht, wie sie noch vor kurzer Zeit zu verfallen schien. Wo nebenan noch die Wände mit Graffiti bemalt und die Fenster vernagelt sind, erstrahlen alte Gebäude in neuem Glanz. Wenn man sich von den vielfrequentierten Straßen wegbewegt, findet man liebevoll eingerichtete Bars und Cafés. Die Menschen sind freundlich und aufgeschlossen und auch Hannah wird überall herzlich aufgenommen. Wenn wir uns irgendwo setzen, wird sie sofort mit einem Schälchen Wasser versorgt.
Wir haben ab jetzt nur noch ein fixes Ziel, das wir uns nicht entgehen lassen wollen – die Ruinenbar „Szimpla Kert“.
Wahrscheinlich liegt es daran, dass wir tagsüber dort aufschlagen, aber auch hier können wir ohne Probleme mit unserer kleinen Hündin hineinspazieren. Andächtig schlendern wir durch die kunstvoll gestalteten Bars, die sich auf dem Gelände aneinanderreihen, wo früher einmal Wohnungen waren. Ob eine ehemalige Badewanne, die nun als schwungvolle Sitzgelegenheit dient, oder frühere U-Bahn-Sitze, die als Barhocker umfunktioniert wurden – der Fantasie des Upcylings sind in „Szimpla Kert“ keine Grenze gesetzt. Auch dieser Tag neigt sich dem Ende zu und wir genießen den Sonnenuntergang bei einem Gläschen Wein – diesmal vom Ostufer der Donau aus. Hannah rollt sich müde und erschöpft zu meinen Füßen in der Abendsonne zusammen. Sie hat ja die ganze Geruchswelt dieser neuen Stadt zu verarbeiten. Wir sind glücklich über die vielen Eindrücke, die wir von hier mitnehmen können und freuen uns auf ein paar entspannte Tage am Plattensee, die ab morgen vor uns liegen.
Ab an den Plattensee
Vor der Eineinhalbstunden-Fahrt genießen wir noch ein leckeres Frühstück in dem kleinen Café „à table!“ direkt vor unserer Unterkunft. Am Plattensee liegt unsere hundefreundliche „Villa Tihany“ auf der gleichnamigen Halbinsel in der Mitte des Sees. Dort erwarten uns viel Natur, frische Luft und zu unserer Überraschung auch eine Region, die nicht nur durch guten Wein, sondern auch durch Lavendel punkten kann.
Für die nächsten Tage gibt es keine feste Programmplanung. Wir lassen uns morgens mit täglich wechselndem Frühstück von unserer Gastgeberin verwöhnen. Am Nachmittag erkunden wir entweder zu Fuß oder mit dem Fahrrad unsere Umgebung, schlendern über den Markt oder stöbern in den kleinen Souvenirläden in der nahe gelegenen Ortschaft. Und wir schlemmen uns durch die Karten des Cafés „Apátsági Rege Cukrászda“, während wir die Aussicht über den Balaton bei herrlichem Wetter genießen. Für Hannah gibt es ausgiebige Spaziergänge und jede Menge Kuscheleinheiten mit Aussicht auf den Balaton.
Noch ein Blick auf den See
Am letzten Morgen vor unserer Abreise genieße ich bei einer Tasse Kaffee noch einmal den Blick auf den See, während meine beiden Liebsten friedlich vor sich hin schnarchen. Durch den starken Wind wirkt der sonst so ruhige See wie ein aufgewühltes Meer. Vermutlich hat sich das gute Wetter der letzten Tage gewandelt, um uns den Abschied zu erleichtern. Etwas wehmütig beginnen wir die Heimfahrt und lassen den gelungenen Urlaub mit seinen vielen kulturellen und kulinarischen Highlights Revue passieren.
Durch unsere Erfahrungen in Budapest haben wir festgestellt, dass auch mit Hund ein Städtetrip sehr bereichernd sein kann – wenn man auf die Bedürfnisse aller Beteiligten Rücksicht nimmt.
SANDRA ALLEKOTTE