... BNetzA- Jahresberichten sowie im Ergebnis-Bereich der genannten Webseite. Damit sind diese öffentlich verfügbaren und mit großer Fachkenntnis analysierten Messwerte eine ideale Grundlage für eine Bewertung der Anbieter.
Umfangreiche Validierung für belastbare Ergebnisse
Zwar könnte man einwenden, dass es in der Tendenz eher unzufriedene Kunden sein dürften, die das beschriebene Messangebot wahrnehmen; doch dieser Effekt trifft dann zumindest für alle betroffenen Internetanbieter gleichermaßen zu.
Zudem sorgt ein umfangreicher Validierungsprozess dafür, dass die Messungen möglichst realistische Ergebnisse liefern und von Störeinflüssen (etwa Mehrfachmessungen, Messungen per WLAN, falschen Angaben über die vertraglich vereinbarte Leistung etc.) soweit irgend möglich befreit werden. Für den Betrieb seiner Mess-Webseite und deren laufende Auswertungen hat die Bundesnetzagentur die in Netzanalysen sehr erfahrene Ismaninger Firma zafaco beauftragt. Sie hat uns auch bei der Interpretation und Bewertung der Messergebnisse unterstützt (siehe auch Kasten Testverfahren). Dabei interessiert die Bundesnetzagentur vor allem, in welchem Maße die Anbieter ihre Lieferversprechen einhalten. Bei den Analysen stehen also nicht die höchsten absoluten Messwerte im Fokus, sondern vielmehr die Frage: Kommt bei Kunden, die einen Festnetz-Tarif mit bestimmten Datenraten für Upload und Download gebucht haben, auch die erwartete Leistung an? Klar ist, dass es Anschlüsse gibt, bei denen dies nicht der Fall ist – und dass umgekehrt manche Leitungen auch etwas höhere Datenraten liefern als zugesagt.
Um beide Fälle zu erfassen, nutzt die Breitbandmessung eine für Nicht-Statistiker etwas gewöhnungsbedürftige Herangehensweise: Betrachtet werden sogenannte Quantile. Die Analyse betrachtet dabei, welche Bedingungen bei 25 Prozent, 50 Prozent und 75 Prozent aller erfassten Messwerte gelten. An diesen Punkten der Verteilungskurven wird dann die Fragestellung untersucht, zu welchem Prozentsatz die versprochene Leistung eingehalten wurde. Ein Wert von 83,5 % im 50 %-Quantil (in diesem Beispiel etwa beim Download) bedeutet also übersetzt: 50 % aller Messwerte waren kleiner oder gleich 83,5 % der vom Anbieter zugesagten Bandbreite. Wenn im 75 %-Quantil einige Ergebnisse über 100 Prozent liegen, bedeutet dies, dass der jeweilige Anbieter seine Zusage zumindest im besten Viertel der Verteilungskurve leicht übererfüllt.
In unserer Auswertung haben wir diese Ergebnisse der Breitbandmessung dann in Punkte umgerechnet – siehe Tabelle.
Testverfahren Highspeed-Internet
Auf ihrer Website breitbandmessung.de ermöglicht die Bundesnetzagentur jedem deutschen Internet-Kunden, die Leistung seines Breitband- Anschlusses selbst zu überprüfen. Die Ergebnisse dieser durch die Anwender initiierten Messungen veröffentlicht die Behörde jeweils in ihrem Jahresbericht. Gemeinsam mit der Firma zafaco, die diesen Speedtest für die BNetzA entwickelt hat, haben wir die im Mai 2021 veröffentlichten Ergebnisse für alle größeren deutschen Internet-Anbieter analysiert und bewertet.
Zusätzliche redaktionelle Bewertung
Ergänzt haben wir diese Auswertung um eine Bewertung des jeweils günstigsten und teuersten Breitband-Tarifs sowie der Verfügbarkeit der Anschlüsse. So ergibt sich für jeden bewerteten Anbieter ein komplettes Bild aus tatsächlich gelieferter Leistung, Preis-Fairness und Verbreitung.
Expertenmeinung
Wer im Verbreitungsgebiet von NetCologne lebt und sich im Tarifangebot der Kölner wiederfindet, bekommt hier Top-Leistungen. Die meisten Bundesbürger dürften die beste Internet-Leitung jedoch bei der Telekom, 1&1 oder Vodafone finden – je nach Versorgung vor Ort und Tarifangebot. Auch M-Net bietet dort, wo der Münchener Anbieter aktiv ist, in der Regel hohe Leistungen. Telefónica/O2 überzeugt mit günstigen Preisen, könnte bei der Leistung aber noch zulegen. Auch bei EWE und Pÿur gibt es Verbesserungspotenzial. Die Deutsche Glasfaser liefert zwar hohe absolute Datenraten und kurze Latenzen, bleibt aber oft hinter seinen Lieferversprechen zurück.
Belohnt wird dabei hohe Liefertreue – je mehr Kunden mit einer Bandbreite versorgt werden, die nah bei der zugesagten Datenrate liegt, umso höher die Punktzahl. Wie in der Tabelle zu sehen ist, gewichtet unsere Auswertung dabei Downloads höher als Uploads und diese wiederum höher als die Laufzeiten beziehungsweise Latenzen.
Insgesamt 60 von 100 Punkten können die Kandidaten in dieser Disziplin erzielen.
Spitzenreiter in der technischen Wertung ist der Regionalanbieter Net Cologne, gefolgt von den bundesweit aktiven Festnetzanbietern Telekom, 1&1 und Vodafone. Auch die regional aktiven Netzbetreiber M- Net und EWE erzielen hier gute Resultate, während O2/Telefónica, Pÿur und die Deutsche Glasfaser bei der Erfüllung der vertraglich zugesagten Datenraten Verbesserungspotenzial zeigen. In der Detailbetrachtung bietet der auf Fiber-Anschlüsse spezialisierte Anbieter Deutsche Glasfaser zwar die kürzesten Latenzen, erreicht aber häufig nicht die versprochenen Datenraten. Demgegenüber glänzen einige Kabelanbieter wie Net Cologne oder Vodafone mit recht hohen Durchsätzen. Insgesamt sind unsere Bewertungen aber technologieneutral – zumal mittlerweile fast alle Anbieter mehrere Zugangsnetz-Varianten im Portfolio haben. Telekom, 1&1, Net Cologne, M-Net, Telefónica sowie EWE liefern neben DSL zunehmend auch Glasfaser zu ihren Kunden. Pÿur vertreibt sowohl Breitbandkabel als auch Glasfaser, während Vodafone im Festnetz vor allem auf Breitbandkabel setzt, aber auch DSL und Glasfaser anbietet.
Günstig bis luxuriös – Bewertung des gesamten Tarifspektrums
Allerdings wollten wir in unserer Bewertung auch der Tatsache Rechnung tragen, dass bei einem idealen Breitband-Anbieter nicht nur die technische Leistung stimmen muss – seine Anschlüsse sollten auch bezahlbar sein. Diesen Aspekt berücksichtigt die von der Redaktion vorgenommene Tarifwertung. Um sie anhand von eindeutigen Kriterien vorzunehmen, haben wir jeweils den günstigsten und den teuersten Tarif im Portfolio eines jeden Anbieters betrachtet. Für beide gibt es im Konkurrenzvergleich jeweils bis zu 10 Punkte. Am meisten Internet fürs Geld offerieren demnach Pÿur und die Deutsche Glasfaser, O2/Telefónica und Net Cologne. Allerdings muss man die- ses Ergebnis in Bezug zu den technischen Leistungen setzen – denn günstige Tarife bringen nichts, wenn das abgegebene Lieferversprechen nicht eingehalten wird. Internet-Kunden, die ihre Anschlüsse in erster Linie nach dem Preis gewählt haben, können ein Lied davon singen.
Gute und günstige Angebote müssen auch vor Ort verfügbar sein
Der dritte Bewertungsbaustein ist die Verfügbarkeit. Denn es gibt Betreiber, die gute Leistungen zum fairen Preis anbieten – nur sind deren Anschlüsse für viele Kunden nicht verfügbar, weil sie nur in bestimmten Regionen vermarktet werden. Um dies in der Gesamtwertung zu berücksichtigen, haben wir die Marktanteile, die jeweiligen Versorgungsgebiete sowie die Versorgungsstrategien der Anbieter bepunktet – konzentriert sich das Angebot auf städtische Bereiche, oder erfolgt auch ein Ausbau auf dem flachen Land? In dieser Verbreitungs-Wertung sind bundesweite oder zumindest in weiten Teilen Deutschlands vertretene Betreiber im Vorteil gegenüber rein regional ausgerichteten Anbietern. Doch unterliegen Kabelanschlüsse stärkeren regionalen Beschränkungen als etwa DSL – ist vor Ort ein anderer Anbieter aktiv, oder wird ein Haus exklusiv von einem Kabelprovider versorgt, sind alternative Angebote dort nicht erhältlich. Deshalb bewerten wir die Verfügbarkeit bei Anbietern mit starkem Kabelfokus etwas schlechter als solche mit Fokus auf DSL und Glasfaser.
Testergebnisse mit Erfahrungen von Nachbarn & Co. absichern
Wer eine fundierte Entscheidung treffen möchte, sollte sich an unseren Bewertungen orientieren. Sinnvoll ist aber, zusätzlich zu recherchieren, wie es um die technische Qualität der Anbieter im eigenen Versorgungsgebiet bestellt ist. Ein Austausch mit Nachbarn und anderen Nutzern liefert dafür wichtige Zusatzinformationen. Denn trotz aller statistischen Feinheiten kann die auf dem Durchschnitt von Nutzern und Regionen fußende Bewertung dennoch von der konkreten Erfahrung an einem bestimmten Ort abweichen. Kommen aber ein gutes Test - ergebnis und positive Erfahrungen im Umfeld zusammen, dürfte in Sachen Internet- Anschluss nichts mehr schiefgehen. ■