Luxusprodukte als alternative Anlagen
Alternative Anlagen sind in der Regel Luxusprodukte und diese werden fast immer gehandelt – unabhängig von der aktuellen Wirtschaftsentwicklung. Zudem weisen sie eine geringe Korrelation zur Konjunktur und den Finanzmärkten auf. In Boomphasen kann es durch steigende Nachfrage und zunehmende Verknappung durchaus auch bei Luxusprodukten zu einer Überhitzung der Preise kommen (so geschehen im Weinmarkt in den Jahren nach der 2008er-Finanzkrise). In Crashszenarien bleiben sie jedoch meist recht stabil.
Die wichtigsten Gründe für vermögende Anleger, in Luxusgüter zu investieren, sind laut Frank Knight Wealth Report (in dieser Reihenfolge):
1. Freude („Joy of Ownership“)
2. Wertsteigerung („Capital Appreciation“)
3. Kapitalschutz („Safe Haven for Capital“)
4. Diversifikation („Portfolio Diversification“)
5. Statussymbolik („Status Among Peers“)
Prestigeweine eignen sich ebenso wie Kunstwerke, Antiquitäten oder Oldtimer hervorragend als Statussymbole und bereichern luxuriöse Lebensstile, haben aber darüber hinaus einen wichtigen Vorteil: Sie werden getrunken. Jede Flasche eines Anlageweines, die geöffnet und getrunken wird, steigert den Wert der verbliebenen Flaschen, die zudem mit zunehmender Reife immer besser werden. Eine Preissteigerung ist quasi unvermeidbar.
Weininvestments gelten aufgrund ihrer geringen Korrelation mit den Aktienmärkten als stabiler Wertspeicher in Zeiten von Wirtschaftskrisen. Als im Frühjahr 2020 der S&P 500 um über 30 Prozent einbrach, gab der „Liv-Ex Fine Wine 1000“-Index nur 3,1 Prozent, der Liv-Ex Bordeaux 500 sogar nur 2,9 Prozent nach. Auch im langfristigen Bild konnten die meisten Weinindizes den S&P 500 in der Performance schlagen, bei weniger Volatilität (siehe Bild 2).
Gewinne aus flüssigen Investments sind steuerfrei
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Tatsache, dass es sich bei Weinen und Spirituosen generell um Konsumgüter handelt. Als Vermögensgegenstand haben Steuerbehörden die „Liquid Assets“ bislang noch nicht auf dem Schirm und so dürften sie bei künftigen Vermögensabgaben wahrscheinlich unberücksichtigt bleiben. Ein schöner Aspekt aus steuerlicher Sicht: Gewinne aus diesen Investments sind in Deutschland bislang vollkommen steuerfrei. Im Rahmen privater Veräußerungsgeschäfte fallen weder Kapitalertragsteuer noch Einkommensteuer an, solange die Spekulationsfrist von einem Jahr eingehalten wird und dem Anleger kein gewerbsmäßiger Handel unterstellt werden kann.
In welche Weine sollte man investieren?
Doch in welche Weine sollte man investieren? Nur etwa 200 der weltweit produzierten Weine erfüllen die Kriterien für „Investment-Grade Wines“. Klare Strukturen wie die Rebflurklassifizierung in Bordeaux von 1855 erleichtern das Investieren, denn die produzierten Mengen der klassifizierten Weine können dann nicht einfach durch Erweiterung der Anbauflächen erhöht werden. Innerhalb klassifizierter Weinbaugebiete treten jene Produzenten hervor, die über längere Zeit – zusätzlich zu den vorgeschriebenen Qualitätskriterien – durch selbst auferlegte Einschränkungen wie Ertragsbegrenzung eigene Standards zur Qualitätssicherung etabliert haben. Neue Jahrgänge sind übrigens spekulativer als ältere, weil bei Letzteren die Bewertungen und Beurteilungen feststehen und das weitere Entwicklungspotenzial besser abgeschätzt werden kann. Allerdings steigen die Preise älterer Jahrgänge langsamer und werden meist ein Plateau erreichen, wenn das Trinkreifefenster sich zu schließen beginnt.
Weine haben eine begrenzte Lebensdauer, wodurch die Investitionstauglichkeit eines Weines von seiner Haltbarkeit abhängt. Hochwertige Rotweine, vor allem aus Bordeaux und Burgund, erreichen ihre Trinkreife in der Regel nach 15 bis 20 Jahren. Der mit Abstand größte Anteil der Anlageweine entfällt auf diese Regionen.
Die besten Dessertweine der Welt (Trockenbeerenauslesen, Tokajer) und Spitzenchampagner können über 50 bis 60 Jahre gelagert werden. Am haltbarsten sind übrigens sogenannte „Fortified Wines“ – mit Branntwein aufgespritete Süßweine – wie Madeira, Port, Sherry oder Malaga, deren beste Qualitäten 200 Jahre und länger trinkbar bleiben und die ein ganz besonderes Sammelgebiet darstellen (siehe Bild 3).
Wie investiert man in Weine?
Anleger sollten nur bei etablierten Händlern kaufen oder mit seriösen Weininvestoren zusammenarbeiten, die über entsprechendes Fachwissen verfügen. Eine Investition sollte nur in etablierte Anlageweine und langfristig mit einem Anlagefenster von mindestens fünf Jahren erfolgen. Hochwertige Weine müssen fachgerecht gelagert werden, sonst verlieren sie ihren Wert und werden möglicherweise unverkäuflich oder sogar untrinkbar. Investiert man in die klassischen „Bluechips“ aus Bordeaux, Burgund, Sauternes und ähnlichen Gegenden, müssen ältere Jahrgänge regelmäßig durch jüngere ersetzt werden. Wer hier nicht über das entsprechende Fachwissen verfügt und eine einfache Lösung sucht, kann sich die Services eines Weininvestmentportfoliomanagers ansehen. Er stellt gemeinsam mit den Kunden ein ausgewogenes Portfolio zusammen, berät bei Anund Verkäufen und übernimmt die sachgerechte Lagerung inklusive Versicherung. Der Kunde ist und bleibt bis zum Verkauf Eigentümer seiner Weine und bezahlt für den Service eine jährliche Lagergebühr sowie Kommissionen bei Zu- und Verkäufen.
Der typische Anlagehorizont eines gemanagten Portfolios liegt zwischen fünf und zehn Jahren. Grundsätzlich ist die sachgerechte Lagerung fragiler Bluechipweine eine Aufgabe für Profis, die sich dank der Dienste von Portfoliomanagern gut delegieren lässt. Gute Serviceanbieter dieser Art gibt es vor allem in Großbritannien, wo institutionelle Investoren schon länger mit Investmentweinen arbeiten. Die Weine der Kunden lagern fachgerecht in ihren Originalholzkisten im London City Bond unter Zollverschluss („In Bond“). Lagerung „In Bond“ bedeutet, dass die Weine gehandelt werden können, ohne dass Zölle oder Mehrwertsteuer fällig werden. Diese Abgaben müssen nur dann entrichtet werden, wenn man sich die Weine nach Hause liefern lassen möchte.
Investition in den Wachstumsmarkt Whisky
Lagert man Bordeaux oder Burgunder im eigenen Keller, wird man beim Verkauf Abschläge hinnehmen müssen, weil der lückenlose Nachweis einer perfekten Lagerung nicht erbracht werden kann. In den eigenen vier Wänden sollten Sie daher eher hochwertige Spirituosen lagern, weil diese weniger Ansprüche an die Lagerbedingungen stellen. Whisky ist dabei zweifelsohne die etablierteste Anlageklasse unter den Spirituosen. Hochwertiger Whisky ist ein begrenzt verfügbares Gut und kann nicht beliebig nachproduziert werden. Ist der Jahrgang eines bestimmten edlen Whiskys vergriffen, dann verschwindet er unwiederbringlich vom Markt. Whisky wird seit Jahrzehnten von Kennern gesammelt, insbesondere schottischer, aber auch japanischer Single-Malt-Whisky sowie amerikanische Bourbon- und Rye-Whiskeys. Whisky ist extrem lange haltbar. Er lagert mehr als zehn, oft auch 20 Jahre und länger im Fass, bevor er in die Flasche kommt. Die Flaschen können nach der Abfüllung problemlos mehrere Jahrzehnte aufbewahrt werden. Anders als Wein reifen Spirituosen in der Flasche nicht mehr weiter. Es besteht also keine Gefahr, dass der Inhalt zum Beispiel durch Korkfehler verdirbt oder nach zu langer Reife umkippt und ungenießbar wird.
Sonderabfüllungen renommierter Destillerien erzielen nach einigen Jahren quasi garantierte Preissteigerungen. Das Angebot ist begrenzt, die Nachfrage aufgrund der großen Sammlerszene und spezialisierter Auktionsbörsen jederzeit gegeben. Man sollte allerdings vermeiden, auf künstliche Verknappungen hereinzufallen, die als „Limited“- oder „Special“-Editionen von den Marketingexperten kreiert werden. Die Standardabfüllungen der Brennereien sind für den Kapitalanleger eher uninteressant. Begehrte Sonderabfüllungen sind zum Beispiel Kleinauflagen, die in besonderen Fässern (zum Beispiel Port, Madeira oder Sauternes) gereift sind, Jahrgangswhiskys oder Einzelfassabfüllungen, die in Fassstärke – also mit deutlich höherem Alkoholgehalt – abgefüllt wurden. Whiskys, die vor 1975 gebrannt wurden, sind generell wertvoller und teurer als die später produzierten (siehe Bild 4). Das liegt nicht nur am Alter, sondern auch daran, dass die Gerste und andere Zutaten damals noch schonender und biologischer angebaut wurden als heute.
Investition in Whiskyfässer
Auch Investments in größere Gebinde sind möglich. Manche Brennereien haben ihre eigenen „Cask Purchase“-Programme. Einige Broker und Investmentfirmen in Großbritannien sind auf den Handel mit Fässern spezialisiert und beraten als Dienstleister bei der Auswahl, übernehmen Einkauf, Lagerung und Wiederverkauf nach einigen Jahren – oder die Abfüllung in Flaschen einschließlich Papierkram, wenn man seine dann gereiften Whiskys tatsächlich übernehmen und vielleicht selbst vermarkten möchte. Durch die jahrelange Lagerung bestehen zusätzliche Renditechancen, weil der Whisky im Fass mit jedem Jahr wertvoller wird. Klassische Abnehmer gereifter Whiskyfässer sind unabhängige Abfüller oder Hersteller von Whisky-Blends für den Massenmarkt.
Whiskykonsum steigt jährlich um zwei Prozent
Doch wie kommt es überhaupt dazu, dass Brennereien ihre frischen Fässer an Investoren abgeben? Neben klassischen Bankdarlehen schaffen sie sich eine alternative Finanzierungsquelle und verkaufen einige Fässer zu Großhandelspreisen an einen Whisky-Bonder oder -Broker. Einige Brennereien verwenden dieses Modell mit einem festen Prozentsatz ihrer Whiskyproduktion, um einen konstanten Umsatzstrom zu gewährleisten. Dadurch können sie die laufenden Kosten decken, während der Großteil der Destillate in Ruhe bis zur Trinkreife in Fässern reifen kann. Von den hohen Rabatten, die die Broker mit den Brennereien aushandeln, kann man nun bei Übernahme eines frischen Fasses profitieren. Mit der Marge auf den Marktpreis und der Wertsteigerung bei zunehmender Reifezeit hat der Investor zwei Wertsteigerungskomponenten, die für ihn arbeiten. Mittelfristig geht man aktuell von einer jährlichen Steigerung des weltweiten Whiskyverbrauchs um zwei Prozent aus.
Derzeit produziert ein reichliches Dutzend neuer Brennereien auf Hochbetrieb, deren Produkte aufgrund der langen Lagerzeit noch nicht einmal auf dem Markt sind. Die verfügbaren Fässer werden weniger, die benötigte Menge an gebrauchten Fässern kann nicht mehr aufgebracht werden. Das sollte die Preise von guten Single Malts aus hochwertigen Fässern für die nächsten Jahre mindestens stabil halten.
Ein alternatives, aber hochinteressantes Investmentfeld
Keine andere Spirituose außer Whisky verfügt weltweit über eine derart große und kaufkräftige Fangemeinde – vor allem in Asien. Einzig dem Rum könnte einmal eine ähnliche Position zukommen; dem Whisky hinkt er in seiner Etablierung als „Luxury Investment“ aber gut 20 Jahre hinterher. Wer ein Faible für Antiquitäten hat, kann sich im Bereich der „Vintage Spirits“ umschauen: Für Cognac, Chartreuse oder Absinth gibt es jeweils ganz eigene Sammlernischen, insbesondere für Flaschen, die hundert Jahre oder noch älter sind.
Obwohl Wein, Whisky & Co lukrative Renditechancen bieten, geht es beim Investieren in Sachwerte in erster Linie um Werterhalt und Inflationsschutz. Wie bei allen „Passion Investments“ sollte eine gewisse Affinität zum Sachgebiet vorhanden sein, denn neben den Aspekten der Werterhaltung spielt auch die emotionale Rendite eine große Rolle.