Frische Krimiware aus Großbritannien: „McDonald & Dodds“ ermitteln in der südenglischen Provinz nach bester „Barnaby“-Tradition
SPÜRNASEN McDonald (Tala Gouveia, l.) und Dodds (Jason Watkins, r.)
FAMILIENCLAN Ein Millionär und seine Erben stehen unter Mordverdacht
Chief Inspector Lauren McDonald (Tala Gouveia) ist entsetzt: „Das ist ja wie vor hundert Jahren hier“, stellt sie an ihrem ersten Arbeitstag im südenglischen Bath fest. Keine Kameras am Tatort (denkmalgeschützte Fassaden!), im Schneckentempo arbeitende Kollegen und ein möglicher Täter, der wegen seiner gesellschaftlichen Stellung nicht wie ein Verdächtiger behandelt wird. Da ist die ambitionierte, hart arbeitende Polizistin anderes gewohnt, klärte sie doch zuvor in London Verbrechen auf. Nach ihrer Versetzung in den 86.000-Einwohner-Ort kommt sie sich vor wie im falschen Film. Zum Glück steht ihr Kollege Sergeant Jason Dodds (Jason Watkins, „The Crown“) zur Seite. Der könnte zwar etwas Nachhilfe in modernen Ermittlungsmethoden gebrauchen, verfügt dafür jedoch über Spezialwissen und ein Auge für Details.
TATORTCHECK Vor allem Dodds (Jason Watkins, l.) entgeht am Ort des Verbrechens kein Detail
„McDonald & Dodds“ ist ein neues Krimiformat von der an Superspürnasen nicht gerade armen britischen Insel. In den zunächst zwei 90-minütigen Folgen lösen die neuen Partner – „ein perfektes Paar“, wie „The Guardian“ urteilte – nicht nur Mordfälle, sondern lernen auch sich und ihre wechselseitigen Marotten kennen.
Morde und Marotten
Damit steht die Reihe nach einer Idee von Robert Murphy („Mord auf Shetland“) ganz in der Tradition anderer spleeniger Ermittler wie „Inspector Barnaby“, „Father Brown“ oder „Der junge Inspektor Morse“ (alle derzeit mit Folgen auf ZDF Neo zu sehen) und liefert all das, was auch deutsche Krimifans an britischen Serien so schätzen: skurrile Figuren und mysteriöse Fälle, die in malerischer Umgebung mit einem Augenzwinkern gelöst werden. Mit dem feinen Unterschied, dass diesmal eine Frau den Ton angibt: „Meine Figur ist aus der Großstadt einen anderen Umgangston und weitaus schlimmere Verbrechen gewohnt“, sagt Schauspielerin Tala Gouveia. „Trotzdem zeigt sie sich höchst irritiert darüber, was unter der Oberfläche des vermeintlich friedlichen Städtchens brodelt. Die Kriminellen hier zeigen nicht ihr wahres Gesicht, sondern verbergen ihre Tat hinter einem freundlichen Lächeln.“ Und für Nachschub an Fällen ist gesorgt: 2021 erwarten „McDonald & Dodds“ drei brandneue Fälle in der englischen Provinz. Denn die bleibt mörderisch.
Top-TV
„Freund oder Feind“ (Das Erste): Gelungener Einstand
Wer ist bei den Passau-Krimis der Star: die Stadt mit ihren verwinkelten Gassen und barocken Bauten oder Marie Leuenberger (Foto) als Ex-Kommissarin im Zeugenschutzprogramm? Beide überzeugen zum Start der neuen ARD-Reihe. Der erste Fall selbst ist allerdings deutlich düsterer als die malerische Kulisse der Dreiflüssestadt.
„Themenabend Queen“ (ProSieben): Rockiger Aufstieg
Mehr als sechs Stunden widmete ProSieben der Rockband Queen – vom Spielfilm „Bohemian Rhapsody“ (Foto: Rami Malek als Freddie Mercury) bis zum legendären Stadionkonzert von 1986. Da spürten nicht nur die Fans: We Will Rock You!
„Rabiat: Der ganz private Horror“ (Das Erste): Schreckliche Zustände
140.000 Menschen wurden 2018 Opfer von häuslicher Gewalt. Manuel Möglich (Foto) befragte Opfer, Täter und Experten. Dabei ging es nicht um Schuldzuweisungen oder Sensationsgier, sondern um tiefe Einblicke und Ursachenforschung.
Flop-TV
„Pan Tau“ (Das Erste): Ein schaler Abklatsch
Otto Šimánek schrieb als Pan Tau, jener Zauberer mit Melone, in den 70er-Jahren TV-Geschichte. Nostalgiker werden angesichts der Neuauflage wehmütig zurückdenken: Nicht nur Matt Edwards (Foto) als Pan Tau 2020 fehlt der Charme des Originals.
„Der Deutsche Comedypreis“ (Sat.1): Ein schlechter Witz
Martina Hill (l.) gehörte zu den fröhlichen Gewinnerinnen. Nur die Zuschauer hatten leider wenig zu lachen, denn viele Gags wirkten altbacken. Und die Genderdebatte zu Frauen in der Comedy geriet eher peinlich.
„Club 1“ (Das Erste): Ein überraschungsfreies Debüt
Nach vier Jahren beim BR plaudert Hannes Ringlstetter (l.) jetzt im Ersten – ohne vorab zu wissen, wer seine Gäste sind. Doch der Auftakt plätscherte nur dahin, die eingeweihte Ko-Moderatorin Caro Matzko (r.) wird zur Stichwortgeberin degradiert. Trotz gutem Sendeplatz fehlte das Zuschauerinteresse.
FOTOS: HALL/ADAMS/ZDF (3), AUDETTE/SHUTTERSTOCK, MOSS/ARD (2), BAILEY/20TH CENTURY FOX, BÄHR/RB, WEBER/DDP, SAT.1, KONVALIN/BR