Verärgerte Fans und traurige Stars: Die ARD beendet nach fast 20 Jahren die Erfolgsserie „Um Himmels Willen“
Um Himmels Willen: Letzte Staffel!
EIN ENGEL AUF ERDEN
Janina Hartwig als Schwester Hanna
MIT MASKE
Hartwig beim Dreh unter Coronabedingungen
Diese Nachricht dürfte bei sehr vielen auf Unverständnis gestoßen sein: Nach 260 Folgen und fast 20 Jahren wird „Um Himmels Willen“ aus heiterem Himmel eingestellt. Das Aus begründet Jana Brandt, Leiterin der ARD-Gemeinschaftsredaktion Serien im Hauptabendprogramm, so: „Wir sind der festen Überzeugung, dass man aufhören sollte, wenn es am schönsten ist.“ Eine Entscheidung, die weder die im Schnitt 5,5 Millionen Zuschauer noch die Schauspieler nachvollziehen können, denn schließlich erzielt die beliebte Serie jeden Dienstagabend hohe Einschaltquoten. Folgte man Brandts Logik, müsste die ARD auch den „Tatort“ beenden, denn die Krimireihe, die bereits gut 50 Jahre auf dem Buckel hat, läuft ebenfalls hervorragend.
Kampf ums Kloster
Trotz Protesten und Kritik bleibt es dabei: Am 30. März startet die 20. und zugleich finale Staffel. Ordensschwester Hanna (Janina Hartwig) wird nur noch 13-mal mit Bürgermeister Wöller (Fritz Wepper) aneinandergeraten. Wer am Ende das begehrte Kloster in der fiktiven niederbayerischen Stadt Kaltenthal bekommt? Das klärt sich erst in der allerletzten Episode auf. „Als wir mit der Produktion dieser Staffel anfingen, wussten wir nicht, dass es die letzte werden würde“, verrät Schauspieler Fritz Wepper im Gespräch mit HÖRZU. „Ich bekam während des Drehs mitgeteilt, dass die ARD die Serie einstellt. Das ist schwer anzunehmen, weil es dafür keinen Grund gibt.“ Wäre Wepper nach einer erst kürzlich überstandenen Krebserkrankung überhaupt bereit gewesen, seine Paraderolle als schlitzohriger Karrierist Wöller weiterhin zu spielen? „Ja, auf jeden Fall. Ich fühle mich aktuell gut.“ Dem 79-Jährigen zufolge hätte man „durchaus noch zehn Jahre“ weitermachen können. Wepper: „Aber alle Interpretationen und Mutmaßungen nutzen nichts. Die Serie ist zu Ende, und damit muss man sich jetzt abfinden.“ Janina Hartwig ergänzt: „Alles im Leben geht einmal zu Ende. Klar ist das für uns alle sehr schmerzhaft.“
Tränen bei Drehschluss
Und wie war der letzte Drehtag? Wepper: „Feucht, aber nicht fröhlich. Es sind einige Tränen geflossen. Wir konnten an jenem Tag nicht feiern, aber wir werden 2021, falls Corona es zulässt, eine Feier ansetzen. Darauf freuen wir uns schon heute.“ Außerdem, so der Schauspieler, gebe es eventuell eine minimale Chance auf eine Rückkehr in Form von Specials in Spielfilmlänge: „Ob so was noch mal stattfindet, bestimmt die ARD Degeto.“ Janina Hartwig wäre sofort dabei: „Wir können nur all unsere Energien in den Himmel schicken.“ Was sie als Andenken behält? „Meinen Habit sowie ein Kreuz aus dem Kloster. Und aus dem Büro Wöller einen Uhu aus Messing.“
PROVINZMEPHISTO
Fritz Wepper als Bürgermeister Wolfgang Wöller
TRAURIGES JUBILÄUM
Im 20. Jahr ist nach Staffel 20 und 260 Folgen Schluss mit der beliebten Serie
Und noch ein Abschied
TIERÄRZTIN MERTENS
Letzte Staffel
TIERISCH BELIEBT
Trotz guter Einschaltquoten ist Schluss für Elisabeth Lanz alias Dr. Mertens
Auch „Tierärztin Dr. Mertens“ wird von der ARD aus dem Programm geworfen. Bereits seit dem 9. Februar laufen die letzten sechs Folgen der Serie, die im Zoo Leipzig gedreht wurde. Genau wie bei „Um Himmels Willen“ können die Fans dieses Aus nicht verstehen, schließlich sahen fast fünf Millionen Zuschauer den Auftakt der siebten und zugleich letzten Staffel.
↑ Top-TV
„Plötzlich so still“ (ZDF): Mit viel Gefühl
Eva ist überfordert und allein, als ihr Baby am plötzlichen Kindstod stirbt. Aus einem Impuls heraus entführt sie den Säugling einer Fremden – und gibt ihn als ihr Kind aus. Friederike Becht (Foto) verkörperte die verzweifelte Mutter so einfühlsam, intim und intensiv, dass die unglaubliche Tat menschlich nachvollziehbar wurde. Preiswürdig.
„RTL Spezial: Angriff auf unsere Kinder“ (RTL): Ohne Werbung
Moderator Steffen Hallaschka (r.) und ein Team aus Experten und Schauspielern machten eindrucksvoll deutlich, wie schnell Kinder im Internet in die Fänge von Sexualstraftätern gelangen. Stark, dass RTL auf Werbepausen verzichtete!
„Immun! Die Geschichte des Impfens“ (Das Erste): Ohne Aufregung
Von Pocken über Polio zu Corona: Die Doku zeigte die 225-jährige Geschichte des Impfens mit all ihren Facetten, faszinierendem historischem Bildmaterial (Foto) und ließ wohltuend unaufgeregt Impfbefürworter und -gegner zu Wort kommen.
↓ Flop-TV
„Das aktuelle Sportstudio“ (ZDF): Zu laut
Béla Réthy (Foto) kommentierte das Bundesliga-Topspiel Bayern gegen Dortmund zu aufgedreht. Oft wurde ihm vorgeworfen, er sei leidenschaftslos. Aber ständiges Brüllen ist keine Leidenschaft, sondern strapaziert die Nerven der Zuschauer.
„Chicago Fire“ (Vox): Zu wenig
Ausgelöscht: Vox strich kurzfristig die Einsatzzeiten für die Feuerwehrleute – mitten in der sechsten Staffel der Serie. Die vier Folgen am Freitagabend mit Jesse Spencer (Foto) als Captain Casey erzielten unter drei Prozent Marktanteil.
„Mord im Mittsommer“ (ZDF): Zu schön
Schwedenkrimis sind meist düster. Dieser nicht. Schöne Landschaften und Sonnenschein, doch wo bleibt die Spannung? Polizist Gullmar (Nicolai Cleve Broch, r., mit Alexandra Rapaport) kämpft sich durch eine einfallslose Handlung voller Klischees. Romantik statt Dramatik. Dann lieber düster.
FOTOS: BAURIEDL/JUNGHANS/ARD (5), PAULY/PAULIN/ZDF (2), FRIESE/MORRIS/TV NOW (2), HR/ARD, DDP/INTERTOPICS