Und wer wäscht ab?
Bildquelle: emotion Sonderheft Liebe, Ausgabe 2/2022
Wir spazierten durch die Kleingärten. Zarte Triebe bahnten sich ihren Weg. Trotzdem überall diese furchtbare Trostlosigkeit des deutschen Biedermeiertums. Gartenzwerge, Kieselsteine, Geräteschuppen. Wenige Tage zuvor hatte ich Platons „Symposion“ zu Ende gelesen. Es war 1997 und ich 16 Jahre alt. Das hatten wir uns vorgenommen. Er und ich. Den Text zu lesen, um beim Spaziergang durch die Berliner Kälte darüber diskutieren zu können. Insbesondere über die für unsere Gesellschaft und ihre Deutung von Liebe unerlässlich wichtige Geschichte des sogenannten Kugelwesens. Kurz erklärt: Menschen hatten einmal, so die griechische Mythologie, eine andere Gestalt. Sie waren rund. Hatten demnach kugelförmige Rümpfe, vier Hände, vier Füße und zwei Gesichter mit je zwei Ohren auf einem Kopf, den ein kreisrunder Hals trug. Die Gesichter blickten in entgegengesetzte Richtungen. Mit den acht ...