... eigenes Äußeres angeht, war ich schon immer selbstsicher und entspannt“, sagt die 50-Jährige. „Mir war eine gesunde, frische Ausstrahlung wichtig, und ich hatte immer meinen eigenen Stil.“ Hätte ihr damals jemand gesagt, sie würde einmal als Model vor der Kamera stehen, hätte sie ihn vermutlich ausgelacht.
Sie engagiert Fotograf und Stylistin, um sich „auszuprobieren“. Heute ist Sonja vom Hofe bei mehreren Agenturen unter Vertrag
Nachdem sie lange Jahre davon geträumt hat, eine Familie zu gründen, erkennt sie: „Wenn es zehn, fünfzehn Jahre mit dem Kinderkriegen nicht geklappt hat, dann muss man sich damit auseinandersetzen, dass es nie klappen wird.“ Von diesem Moment an richtet sie den Fokus auf ihr anderes Traumprojekt: die Selbstständigkeit. „Ich habe mir gesagt, ich bin jetzt 45, das muss ich durchziehen.“
Sie verwirft ihre alte Idee, sich als Heilpraktikerin und Tanztherapeutin weiter fortzubilden, und bucht, ermutigt durch das positive Feedback ihrer Kundinnen, einen Fotografen und eine Stylistin, um sich vor der Kamera auszuprobieren. „Wenn dieses Shooting schiefgegangen wäre, hätte ich sofort aufgehört. Das war für mich ein ganz wichtiger Test – kann ich das, habe ich die notwendige Wandlungsfähigkeit?“ Heute ist sie bei mehreren Agenturen unter Vertrag, hat Aufträge für Werbespots und verschiedene Fotoproduktionen. Ihr sicheres Standbein als Promoterin hat sie allerdings (noch) nicht ganz aufgegeben. „Ich sehe den Model-Job als Geschenk, ich nutze diese tolle Chance und gebe mein Bestes.“ Ihr Alter, glaubt Sonja vom Hofe, ist bei den Drehs und Shootings ein Vorteil. Gerade in Stresssituationen helfe ihre Lebenserfahrung – und ihr positives Naturell: „Ich war“, erzählt sie lächelnd, „schon immer eine Strahlefrau.“
„Ehrlich gesagt, die Arbeit vor der Kamera ist jedes Mal eine Herausforderung”
‒ Einen Mann, der 12 Jahre junger ist ‒
Die Hamburger Journalistin Susie von den Stemmen, 51, verliebt sich in einen zwolf Jahre jungeren Mann und entdeckt mit ihm Partnerschaft noch mal ganz neu
Können Sie gut ohne Partner sein?
Ich hatte lange Beziehungen, aber ich war auch wahnsinnig gern Single. Die drei Jahre, bevor ich Torben kennengelernt habe, waren herrlich. Nach einer ganzen Reihe Dates hatte ich deshalb beschlossen, bevor ich mich mit einem Mann zusammentue, der mit meiner Unabhängigkeit nicht klarkommt, bleibe ich lieber allein.
Und Torben?
Mir gefällt, wenn Männer etwas Französisches haben, und das hat Torben. Franzosen sagt man ja diese ausgeprägte Selbstsicherheit nach, die gerade Männer oft als Arroganz auslegen, weil sie selbst gern so wären. Franzosen haben außerdem dieses bisschen Verruchte, Raue und Unrasierte.
Wie haben Sie sich kennengelernt?
Ende Februar 2017 sind wir uns zufällig samstagmorgens an der Alster begegnet – ich habe meinen Hund ausgeführt, Torben war joggen. Mein Hund ist in ihn reingerannt. Wir sind ins Gespräch gekommen, und als ich zu Hause war, hatte ich eine Facebook-Anfrage von ihm.
Und wie ging’s weiter?
Wir haben uns viel geschrieben, Bilder geschickt und telefoniert. Ich bekam kurz nach unserer Begegnung eine schwere Grippe und konnte das Haus nicht verlassen, deshalb konnten wie uns nicht treffen. Nach zwei Wochen sagte er, er habe die Faxen dicke, und stand mit einer Arzneitüte anstatt Blumen vor meiner Tür.
Leben Sie zusammen?
Torben ist schon ein halbes Jahr später zu mir gezogen. Zum Glück kamen meine 16-jährige Tochter Lily und er von Anfang an gut miteinander klar. Und im März 2018 sind wir dann gemeinsam umgezogen und haben uns ein wunderschönes Nest geschaffen. Das ist mir sehr wichtig, weil ich als freie Autojournalistin viel unterwegs bin.
Fühlen Sie sich an der Seite eines jüngeren Mannes attraktiv?
Torben ist promovierter Sozialwissenschaftler und arbeitet als Personal Trainer. Mit so einem Supersportler an seiner Seite gerät man, was die Optik angeht, schon etwas unter Zugzwang. Aber ich mache mich da nicht verrückt.
Ihre Freunde sagen: „Wenn du das an die Wand fährst, kriegst du Ärger.“ Susie von den Stemmen mit Torben in der gemeinsamen Wohnung
Lassen Sie beim Sex das Licht an?
Ja, obwohl ich nicht mehr die perfekte Figur habe. Torben weiß, dass er mit einer 51-Jährigen im Bett ist. Und im Zweifel macht man die Falten oder die drei Kilo zu viel mit dem, was man kann, wieder wett. Ich fühle mich in jeder Hinsicht so viel wohler als jemals zuvor. Das ist eine Kombination aus Erfahrung, Gelassenheit und diesem tollen Mann an meiner Seite, der mich so nimmt, wie ich bin.
Wie sind die Reaktionen, wenn Sie gemeinsam unterwegs sind?
Es ist immer lustig, wenn uns Pärchen entgegenkommen. Die Frau schaut sofort auf Torben. Und der Mann schaut nicht mich an, wie früher mal, sondern seine Frau, ob sie Torben anguckt.
Sind Sie in solchen Momenten eifersüchtig?
Ich bin stolz auf meinen attraktiven Mann. Aus Spaß sage ich manchmal zu ihm: immer schön auf den Boden gucken, Herzchen. Und das Tolle ist: Er schaut nicht hin. Er tut nichts, was mir irgendwie wehtun könnte.
Wie hat Ihr privates Umfeld auf den Altersunterschied reagiert?
Ein Freund meinte mal: „Ach, da kommt ja die Susie mit ihrem Zivi.“ Das war der einzige dumme Spruch, den ich zu hören bekommen habe.
Was macht diese Beziehung für Sie so besonders?
Dieses Angekommensein, das habe ich lange nicht gehabt. Ich bin mehr Susie als je zuvor, und dabei spielt Torben eine ganz große Rolle. Das ist für mich die schönste Erkenntnis überhaupt, dass mich jemand so liebt, wie ich bin.
‒ Millionarin werden mit Anfang 70 –
Hat kein Abitur, aber Börsen-Know-how: Beate Sander
Nach ihrer Pensionierung beginnt Beate Sander, 81, an der Borse zu investieren, heute ist die Ulmerin Aktienmillionarin und gefragte Borsenexpertin
„Ich will mein Leben nicht auf der Couch verbringen. Heute bin ich so fit wie eine 65-Jährige”
„Ich war schon immer ein sehr aktiver Mensch. Als Kind habe ich mit Pflanzen Versuche gemacht und drei Stunden am Tag Klavier geübt. Letzteres vor allem, damit ich nicht im Haushalt mithelfen musste. Mit meinem Hockeyteam war ich DDR-Jugendmeister. Später in Ulm habe ich neben meinem Beruf als Realschullehrerin in der Tischtennis-Bundesliga gespielt.
Ich komme aus einer reichen Familie, hatte aber nie Geld. Mein Vater war Unternehmer. Wir lebten in Rostock in einer Traumvilla, und jedes von uns sechs Kindern hatte 500 000 Mark auf dem Sparbuch. Nach dem Krieg war alles weg. Mit 13 bin ich kurz vor dem Mauerbau allein in den Westen geflohen, meine Familie war schon vorher nach drüben unterwegs.
Geld für Aktien wäre früher nicht drin gewesen. Als Lehrer haben mein Mann und ich nicht so viel verdient. Wir sparten für das große Ziel, ein kleines Reihenhaus. Ich musste außerdem jahrzehntelang meine Eltern unterstützen, und wir haben zwei Kinder großgezogen.
Meine Leidenschaft für Aktien ist Ende der 90er-Jahre entstanden. Ich war Wirtschaftslehrerin und gründete auf Wunsch von Schulleitung und Eltern eine Börsen-AG. Ich hatte bereits zuvor Schulbücher verfasst. Weil es kein für Schüler verständliches Buch zum Thema Börse gab, habe ich selbst eines geschrieben – ein Bestseller. Meine erste eigene Aktie, die „Volksaktie“ der Deutschen Telekom, habe ich 1996 gekauft. Richtig los ging es aber erst 2001 nach meiner Pensionierung. Dank Haus und Pension war ich abgesichert und habe meine gesamten Spareinlagen, etwa 30 000 DM, in Aktien angelegt. Das Depot ist dann schnell gewachsen. Ich habe mich intensiv in die Thematik eingelesen und meine „Hoch/Tief-Mutstrategie“ erfunden. Die hat fantastisch geklappt, gerade während der Crashs 2000 bis 2003 und 2008 bis 2009. Vor gut zehn Jahren sagte ich zu meiner Tochter und meinem Sohn:,Es gibt für euch und die Enkel keine Geburtstags- und Weihnachtsgeschenke. Das Geld investiere ich, und ihr bekommt ab 2009 doppelt so viel.“ Das Versprechen habe ich gehalten.
Millionärin zu werden war nie mein Ziel. Mein Antrieb ist die Freude am Erfolg. Ich will bei allem, was ich tue, ganz vorn sein. Und dafür rackere ich. Ich schlafe nur vier bis fünf Stunden und stehe jeden Morgen gegen 4 Uhr auf. Um 5.30 Uhr gibt’s Frühstück mit klassischer Musik, der Tageszeitung und demHandelsblatt. Während der anderen Mahlzeiten schaue ich mir die Börsenkurse an.
Ich will auch im Alter mein Leben nicht auf der Couch verbringen, sondern etwas bewegen. Deswegen lebe ich entsprechend – ich ernähre mich gesund, gehe jeden Tag um 6.30 Uhr ins Fitnessstudio oder in meinen Fitnessraum im Keller. Ich arbeite zehn bis elf Stunden täglich, auch am Wochenende. Inzwischen habe ich über 50 Bücher geschrieben, viele Kolumnen, ich produziere einen Börsenpodcast für YouTube und gebe dreimal in der Woche ein Börsenseminar.
Ich lebe nicht wie eine Millionärin. Luxus brauche ich nicht. Seit mein Mann vor sieben Jahren gestorben ist, verzichte ich auf Urlaubsreisen. Lieber arbeite ich im Garten oder treibe Sport. Meine Kinder habe ich beim Hausbau unterstützt, und meine fünf Enkel bekommen jeden Monat etwas für ihre Ausbildung.
Kurz vor meinem 80. Geburtstag bekam ich eine Krebs-Diagnose. Der große Tumor im Darm konnte entfernt werden, aber ich hatte Metastasen. Meine Überlebenschance war gering, eine Chemo habe ich trotzdem abgelehnt und lieber eine Immuntherapie gemacht. Ich arbeitete gerade an einem Buch, das ich unbedingt abschließen wollte. Bei einer Chemo hätte ich keine Kraft fürs Schreiben gehabt. Im Moment sind alle Metastasen verschwunden. Ich habe einfach keine Zeit für Krebs, das hat er vielleicht eingesehen.“
Auch der fabelhafte Elisabeth Sandmann Verlag interessiert sich für die neue, selbstbewusste Frauengeneration. „Wir wollen es nochmal wissen!“ heißt Nicole Andries’ Mutmachbuch mit tollen Porträts. Und einem klugen Vorwort der Filmemacherin Margarethe von Trotta.
FOTO: RALPH GEILING
FOTO: CHARLOTTE SCHREIBER; HAARE & MAKE-UP: KRISTINA GRIFFATO/AGENTUR NINA KLEIN
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