EINE KOBRA BRAUCHT KEINE TÜR. WENN SIE WILL, FINDET SIE EINEN WEG IN DEIN HAUS. So ist das in dieser Gegend, wo die Häuser Luftlöcher haben, damit sie in der Regenzeit nicht modern. Mister Sri Chatterjee zeigt auf einen Sockel am niedrigen Plafond seines Lehmhauses, auf dem das Strohdach ruht. Der Sockel schafft Platz zwischen Mauer und Dach. Das bringt eine kühle Brise in die Wohnung und lockt die Schlange an.
„Sie liebt den Dachrand, dort ist die Nachttemperatur optimal für sie“, erzählt Chatterjee mit gleichmütiger Miene. Sri Chatterjee ist Oberlehrer und einer der Dorfältesten der Gemeinde. Er akzeptiert schon lange, dass so eine im Gebälk dösende Kobra gelegentlich den Halt verliert und zu ihm aufs Bett fällt. Direkt auf seinen Bauch. Nichts Besonderes in diesem Dorf. Was im Rest der Welt Albträume auslöst, fällt hier unter Alltag. „Reine Gewöhnungssache“, sagt der alte Lehrer, „man muss nur ...