... Kind wie immer keine Lust, was es auch laut kundtut. Warum bleibt eigentlich die Aufräumarbeit immer an euch hängen? Das nervt so sehr! Wann lernt euer Kind endlich, dass Aufräumen dazugehört?
Kinder haben kein Gefühl für Ordnung
Wenn euch all das bekannt vorkommt, macht euch zunächst klar: Kleine Kinder haben noch keinen Zugang zur Kompetenz „Ordnung schaffen“. Für euer Kind sind seine Spielsachen alle gleich wichtig. Es versteht nicht, warum es sie wegräumen soll – es ist doch noch gar nicht fertig, damit zu spielen! Und dieses „Fertigwerden“ bezieht sich dabei nicht zwingend auf den gleichen Tag, sondern kann im Gefühl eures Kindes auch in der nächsten Woche oder in drei Monaten sein.
Hinzu kommt, dass das Aufräumen, also das Verstauen von Dingen in Schränken und Schubladen, Kindern nutzlos erscheint und zudem noch ziemlich langweilig. Und all die schönen Sachen hinter Schranktüren verstecken? Dann kann man sie ja gar nicht mehr sehen! Bemüht sich euer Kind dennoch, beim Aufräumen mitzuhelfen, ist der nächste elterliche Frust programmiert: Bereits nach kürzester Zeit beginnt es nämlich wieder, mit den Sachen zu spielen, statt sie wie besprochen an ihren Platz zu räumen. Und damit wären wir wieder 23 Zeilen weiter oben. „Denn: Für euer Kind sind seine Spielsachen alle gleich wichtig …“
Erst ungefähr ab dem Grundschulalter sind Kinder in der Lage, die Wichtigkeit von Ordnung und auch Struktur zu erkennen und zu verstehen, warum bzw. wofür diese überhaupt wichtig sein können. Plötzlich müssen nämlich Hefte geführt, die richtigen Bücher eingesteckt und überhaupt Stundenpläne eingehalten werden. Wenn ihr euch nun fragt: Aber im Kindergarten räumt unser Kind schon gut mit auf, haben wir erfahren. Wieso das? Dann sagen wir: Was im Kindergarten zumeist schon gut funktioniert und so selbstverständlich erscheint, ist der Gruppendynamik und den festgelegten und täglich wiederkehrenden Abläufen in der Kita geschuldet.
Idealbild passt nicht in diese Phase
Ihr fragt euch: Ach, Mann, kann es denn bei uns nicht ein einziges Mal ordentlich sein? Warum räumt unser Kind nicht einfach wieder weg, womit es gespielt hat, und warum kann das Spielzeug nicht im Kinderzimmer bleiben, sondern wird immerzu in der ganzen Wohnung verteilt? Seid ihr eigentlich die Einzige, der es wichtig ist, nicht ständig im kompletten Chaos zu versinken?
„ Ich freu mich gerade doll, dass du mitmachst“
„ Ich sehe, dass du das schon weggeräumt hast“
Keine Sorge, damit seid ihr nicht alleine: Unser eigenes Bedürfnis nach Ordnung, unser Idealbild von einem gemütlichen, aufgeräumten Zuhause und euer Wunsch, in genau so einem Zuhause zu wohnen, passt häufig schlicht nicht zu der Entwicklung unserer Kinder.
Hinzu kommt, dass ihr euch für die „Ordnungserziehung“ eures Kindes verantwortlich fühlt. Eure innere Stimme raunt euch zu: Wenn du ihm immer alles hinterherräumst, wird es nie lernen, wie aufräumen geht! Und das ist noch längst nicht alles: Oftmals habt ihr nämlich das Gefühl, der Löwenanteil im Haushalt läge ohnehin schon bei euch. Ihr seid müde, gefühlt immer alles allein machen zu müssen, und wünscht euch ein bisschen mehr Beteiligung von allen Seiten. Die anderen müssen doch wissen, wie wichtig es euch ist, dass wenigstens ein bisschen Ordnung herrscht.
Aufräumen mit Spaß verknüpfen
Um euer Kind behutsam an das Konstrukt „Ordnung“ heranzuführen, ebnet ihm Stück für Stück den Weg dorthin. Zum Beispiel könntet ihr zunächst gemeinsam etwas Spielzeug reduzieren und an einem sicheren Ort verstauen. Weniger ist oft mehr, und wenn ihr die Spielsachen hin und wieder etwas durchtauscht, bleiben sie auch länger spannend.
Eine gute Idee ist auch, es eurem Kind leicht zu machen, Ordnung zu halten. Große Säcke eignen sich gut für Stofftiere, Kisten, vielleicht sogar mit einem Deckel, für Duplo-Steine oder andere Kleinteile. Verknüpft das Aufräumen mit Spaß: „Wer zuerst alle Kuscheltiere eingesammelt hat!“ gestaltet das dröge Aufräumen kurzweilig, ein Lied unterstützt das noch. Das kann übrigens zu einem wunderbaren Ritual werden, auch gelernte und wiederkeh-rende Verabredungen wie „Immer vor dem Essen“ können hilfreich sein.
Unser Buchtipp zum Weiterlesen
Euch hat der Text zum Thema Aufräumen gefallen? Dann gibt’s in unserem neuen Buch „Gemeinsam aus dem Mamsterrad“ einen dicken Nachschlag! Ihr kennt Mama-Coach Imke Dohmen und Journalistin Judith Möhlenhof vielleicht aus ihrem gleichnamigen Erfolgs-Podcast. Jetzt haben die Hamburgerinnen auf 196 Seiten zusammengefasst, wie wir Eltern unseren stressigen Alltag mit mehr Leichtigkeit meistern können. 16,95 Euro, Junior Medien.
Natürlich dürfen tolle Landschaften auch mal ein paar Tage stehen bleiben.
Freut euch auch über kleine Schritte! Sätze wie „Ich freu mich gerade doll, dass du mitmachst“ oder „Ich sehe, dass du das schon weggeräumt hast“, bestärken euer Kind und weisen ihm behutsam den Weg, um Ordnung spielerisch und ohne Druck zu lernen.
Tagsüber Fünfe gerade sein lassen
Klar ist aber auch: Für die Befriedigung eurer Bedürfnisse seid ihr selbst verantwortlich! Ihr allein wisst, was euch wichtig ist, was gerade in euch vorgeht und euch fehlt. Keine anderes Familienmitglied ist dafür verantwortlich, wenn eure Bedürfnisse auf der Strecke bleiben.
Bedürfnisorientierung ist aber keine Einbahnstraße! Ihr könnt nicht immer nur zurückstecken – eure Bedürfnisse müssen auch befriedigt werden. Sorgt also gut für euch selbst! Wenn euch Ordnung wichtig ist, stellt sie her.
Unterschiedliche Bedürfnisse innerhalb der Familie (die ganz natürlich sind) können herausfordernd sein, dürfen aber besprochen werden. Wenn sie zu gegensätzlich sind, findet gemeinsam Kompromisse, mit denen alle Familienmitglieder gut leben können. Wenn euer Bedürfnis nach Ordnung (also nach einem aufgeräumten Zuhause) auf das Selbstbestimmungsbedürfnis eurer Kinder prallt, die Socken genau dort auszuziehen, wo ihnen gerade der Sinn danach steht, könntet ihr versuchen, tagsüber darüber hinwegzusehen und dafür abends, bevor es ins Bett geht, noch eine gemeinsame Socken- Sammelrunde einzulegen.