Ratgeber
AUFKLÄRUNGSQUOTE Erschreckend: Nur 17,6 Prozent der Einbrecher im letzten Jahr konnten ermittelt werden
Über 75.000-mal wurde im vergangenen Jahr in Wohnungen und Häuser eingebrochen. Unerfreulich oft – doch immerhin geht die Zahl der Einbrüche seit 2015 zurück. Ein Grund für die sinkenden Zahlen 2020 – natürlich – die Corona-Pandemie. Da die Menschen mehr zu Hause waren, hatten Diebe wenig Gelegenheit. Ein weiterer Grund: Hausbesitzer investieren vermehrt in bessere Sicherheitstechnik. Mit erfreulichem Ergebnis! Nahezu jeder zweite Einbruch scheitert, weil die Täter nicht schnell genug ins Haus kommen. Neben Alarmanlagen, Kameras, Schlössern & Co. gibt es aber noch viele weitere schlaue Tricks, die Gaunern das Leben schwer machen.
Zu Hause sein – auch, wenn man es nicht ist
In der dunklen Jahreszeit von Ende Oktober bis März schlagen Diebe besonders gerne zu, vor allem zwischen 16 und 20 Uhr. Denn zu der Zeit sind viele noch bei der Arbeit oder sie kaufen ein, die Gauner fühlen sich unbeobachtet und sind durch Dunkelheit geschützt. Hier helfen Lampen mit Zeitschaltuhren. Die erwecken den Eindruck, dass jemand zu Hause ist – und das verscheucht die Langfinger. Auch Vorgarten und Hauseingang sollten nie erkennen lassen, dass gerade alle ausgef logen sind. Vor der Haustür abgestellte Schuhe, herumliegende Bälle der Enkel oder – besonders abschreckend – Hundespielzeug – lassen Ganoven fix das Weite suchen.
Einfach & gemein: der Plastikstreifen-Trick
Diebe klemmenISkleine, fast durchsichtige Plastikstreifen zwischen Haustürdichtung und Türrahmen. Bleibt der Streifen mehrere Tage stecken, heißt das für die Täter: Hier ist niemand zu Hause. Wer einen Streifen entdeckt: Polizei alarmieren!
Auch Einbrecher nutzen Facebook und Instagram
Bei Geräuschen ist Tricksen ebenfalls erlaubt: Ein elektronischer Wachhund etwa leistet gute Dienste. Ein spezieller Sensor erkennt Bewegungen durch die Hauswand und lässt den Elektro-Bello Laute von 105 dB von sich geben. Das entspricht der Lautstärke eines Presslufthammers (ca. 40 Euro, z. B. über www. conrad.de). Ebenfalls wichtig: Unternehmungen keinesfalls über soziale Netzwerke mitteilen. Das gilt nicht nur für Urlaube oder Ausf lüge. Die Walkingrunde immer zur gleichen Uhrzeit oder die wöchentliche Chorprobe – all das sind Informationen, aus denen Eindringlinge ableiten, wann das Haus leersteht.
Fenster & Türen sichern – und zwar überall!
Ein weitverbreiteter Irrtum ist, dass Einbrecher überwiegend ins Erdgeschoss einsteigen. Tatsächlich ist es den Tätern oft ganz einfach möglich, durch die Fenster auch in die oberen Stockwerke zu gelangen, etwa indem sie über Mülltonnen oder Gartenmöbel klettern. Solche „Hilfsmittel“ sollten also möglichst weggeschlossen werden. Auch Verbindungs- und Kellertüren werden als Einstieg genutzt. Diese unbedingt sichern! Empfohlen wird die Widerstandsklasse RC 2. Nachrüsten kann man auch mit massiven Schubriegeln oder Vorlegestangen. Vorsicht bei der Tür, die von der Garage ins Wohnhaus führt: Ist das eine Brandschutztür, darf an ihr nichts verändert werden.
Neue Software sagt Einbrüche voraus
Einen neuen Weg im Kampf gegen Einbrecher geht übrigens jetzt das NRW-Innenministerium. Innerhalb der bereits bestehenden Apps „MehrWetter-App“ und „KATWARN“ liefert die Polizei Informationen zu früheren Taten und erstellt daraufhin eine Prognose zur Einbruchswahrscheinlichkeit. Ist diese am vorab ausgewählten Ort erhöht, gibt es eine Push-Mitteilung aufs Smartphone. Die Funktionen der Anwendung sind erstmal örtlich begrenzt, etwa auf Bonn und Köln. Läuft die Pilotphase allerdings erfolgreich, könnte das Projekt bundesweit greifen.
18 Prozent der Einbrecher dringen durch die Haustüren ein, 27 Prozent durchs Fenster, 50 Prozent knacken Balkon- und Terrassentüren 2020 wurde in Deutschland über 75.000-mal eingebrochen Jeder 3. Deutsche hat extreme Angst, irgendwann Opfer eines Einbruchs zu werden
Falle 1
EIN ÜBERQUELLENDER BRIEFKASTEN Dieser signalisiert sofort: Hier ist schon länger niemand mehr zuhause. Deswegen: Fragen Sie Ihre Nachbarn, ob sie während Ihrer Abwesenheit regelmäßig nach der Post schauen könnten.
Falle 2
VERSCHLOSSENE ROLL- LÄDEN „Sehen Einbrecher als Einladung“, warnt Harald Schmidt von der Polizeilichen Kriminalprävention. Vielleicht würde Ihr Nachbar die Läden für Sie regelmäßig öffnen und schließen?
AB IN DEN URLAUB Aber davor gilt es, Einbruchs-Fallen zu beseitigen! Damit Ihr Zuhause rundum sicher ist
Falle 3
URLAUBSANSAGE AUF DEM ANRUFBEANTWORTER Auch wenn die Information für Ihre Freunde wichtig ist: Diebesbanden erfahren so ebenfalls von Ihrer Reise. Belassen Sie einfach bei der alten Ansage, so schöpft keiner Verdacht.
Falle 4
LEERE MÜLLTONNE Falls Ihre Abfallbehälter einzusehen sind, bitten Sie Ihren Nachbarn, diese zu befüllen und mit an den Straßenrand zu stellen. Inhalt und Bewegung der Tonnen lässt Rückschlüsse auf An-und Abwesenheit zu.
Verblüffend, was die neue Technik kann
Video-Show an der Haustür
Dank moderner Video-Türklingeln (z.B. „Ring Doorbell 2“, ca. 100 Euro) bekommen Hauseigentümer auch in der Ferne mit, wenn jemand vor der Tür steht. Sie übertragen die Bilder und die Geräusche über das WLAN auf das Smartphone.
Als ob ein Fernseher läuft
Einbrecher wollen nicht auf Menschen treffen. Deswegen ist es sinnvoll, dass eine Wohnung belebt wirkt – auch wenn sie es nicht ist. TV-Simulatoren mit Zeitschaltuhren, etwa von Tiiwee, ca. 20 Euro) spiegeln das typische Licht eines Fernsehers wider.
Daheim alles im Blick
Robuste Outdoorkameras, wie z. B. Googles „Nest Cam Outdoor“, ca. 240 Euro, haben das gesamte Grundstück im Blick. Per Bewegungsmelder werden die Bilder direkt auf das Handy geschickt – inkl. Gegensprechfunktion.
Testsieger für Tür & Fenster
KEIN ZUTRITT
Bei Wohnungen ab dem ersten Stock versuchen Einbrecher, über die Tür hineinzugelangen. Sehr guten Schutz bietet der Querriegel „Abus PR 2800“ (ab 300 Euro).
ABGERIEGELT
Mehrere Minuten malträtierten die Warentest-Experten verschie-dene Fenstersicherungen – bei Testsieger „Burg-Wächter Winsafe WS 33“ (ca. 50 Euro) gab es kein Hineinkommen – sehr gut!
Nebelschreck für Diebe
Smarte Alarmanlage mit Fernüberwachung sorgen für einen tollen Rundum-Schutz. Die Experten von Verisure bieten sogar eine blickdichte Sichtbarriere an. Innerhalb von Sekunden verteilt sich bei Alarm dicker Nebel im Raum, Diebe sehen nichts mehr. Kosten: ab ca. 30 Euro/Monat