AUTOaktuell: Wann macht ein E-Bike wirklich Sinn?Wann sagen Sie, man sollte eher ein E-Bike nehmenund vom konventionellen Rad weggehen?
Bernhard Kohl: Da gibt’s ein paar Faktoren. In den letzten-Jahren hat sich das wirklich gewandelt. Vor zehn Jahren,zu den Beginnzeiten, war es der Tiefeinsteiger, der zum Einkaufen benutzt wurde, jetzt ist es zum Sportgerät ge-worden und spricht sehr viele Leute an. In jungen Jahrensind fast alle Rad gefahren, dann ist irgendwann der Berufund die Familie dazugekommen, dann fehlt natürlich die Zeit und dann, wenn die Kinder wieder etwas größer sind,dann findet wieder der Einstieg in den Radsport statt, dannfehlt aber oft einfach die Kondition und die Überwindungwieder zu beginnen ist relativ groß. Das ist der erste Punkt, der für ein E-Bike spricht. Außerdem bleibt ja eine Stunde Radfahren eine Stunde Radfahren, nur kommt man einfachweiter. Und wenn ich Gegenwind habe, dann schalte ichden Motor dazu, wenn es kurz steil bergauf geht, schalteich den Motor dazu. Also es ist zum Sportgerät gewordenund für den Wiedereinstieg ist das E-Bike perfekt, aberauch um Leistungsunterschiede auszugleichen, zum Bei-spiel zwischen Mann und Frau – der Mann mit dem nor-malen Rad, die Frau mit dem E-Bike. So kann mangemeinsam wieder die Natur erleben. Natürlich spielt esauch eine große Rolle für ältere Semester, die gerne wieder Radfahren wollen.
Worauf muss man jetzt beim Kauf eines E-Bikes besonders achten?
Es gilt eigentlich das Gleiche, als wenn man sich ein nor-males Rad anschaffen würde. Es gibt sehr viele verschie-dene Kategorien von Rädern, ob es jetzt Trekkingräder,Crossräder, E-Mountainbikes oder E-Fullys sind. Wennman einmal die Rad-Kategorie für sich selbst gefundenhat, dann sind die Geometrie und die Rahmengröße ganzentscheidend. Denn was nutzt einem das beste Rad, wennes 6.000 € bis 7.000 € kostet, wenn es das Falsche ist –wenn man falsch oben sitzt, die falsche Größe oder die fal-sche Geometrie hat. Es ist einfach extrem wichtig – undda kann der Fachhandel auch punkten gegenüber Online-anbietern – dass wir für den Kunden genau das richtige Rad herausfiltern können und das macht es entscheidend,ob ich beim Radfahren Schmerzen habe, oder ob ichschmerzfrei bin. Und wenn ich schmerzfrei bin, werde icheinfach viel mehr fahren, wie wenn ich das Falsche gekaufthabe.
Wo sehen Sie bei E-Bikes generell noch Raum für Ver-besserungen? Wie sieht die Zukunft aus?
Es hat sich in den letzten fünf bis sechs Jahren schon sehrviel getan. Was in Zukunft kommen wird sind natürlich klei-nere Motoren, die Akkus werden mehr Reichweite haben. Das wird auch die Zukunft der ganzen E-Mobility beein-flussen, denn im Moment ist es ja eher ein Sportgerät. Ichglaube, dass es in den Städten kommen wird, dass das E-Bike stärker werden wird, da man im Vergleich zu Autosnatürlich emissionsfrei unterwegs ist, weniger Platzbraucht und die meisten Strecken am Besten mit dem Radoder dem E-Bike zu bewältigen sind. Wenn man mit demnormalen Rad unterwegs ist, schwitz man vielleicht auchnoch, mit dem E-Bike kann man den Weg ohne großartigzu Schwitzen bewältigen. Da wird sich wahrscheinlich inden nächsten 15 Jahren noch einiges tun.
Gibt es vielleicht von Ihrer Seite eine Kaufempfehlung,sowohl für Anfänger, als auch für Fortgeschrittene?Welche E-Bikes würden Sie empfehlen?
Man muss bei den E-Bikes schon sehr auf die Qualitätachten. Das Rad ist natürlich schwerer – die Meistenhaben so um die 20 Kilogramm – dazu kommt der Motor,der natürlich sehr viel Kraft entwickelt. Das heißt auch,dass zum Beispiel auch die Schaltung und die Bremsenhöherwertiger sein müssen, als bei einem normalen Rad. Deshalb kosten E-Bikes natürlich mehr – ab der 2.000 €Grenze sollte man sich erst ein E-Bike anschaffen. Alles,was man günstiger kauft, kauft man eigentlich teuer. Manhat zwar Spaß damit, aber nicht sehr lange. Und danachkauft man wieder. Der Spruch gilt auch beim E-Bike. Als Einsteiger sollte man also die 2.000 € Grenze überschrei-ten, und sich im Fachhandel, am Besten gleich bei uns,vermessen lassen und dann das richtige Rad herausfiltern. Man muss das eigentlich individuell für jeden Körper se-parat betrachten.
Haben Sie selbst ein E-Bike?
Selbstverständlich. Nicht nur eines, sondern zwei – odereigentlich drei. Ich hab’ sogar drei. Ich hab’ eines, um von A nach B zu kommen, mit dem ich einfach Wege mache,wo ich über Asphalt fahre. Dann hab’ ich ein E-Mountain-bike. Das war eigentlich für meine Frau gedacht, damit wirgemeinsam fahren können. Jetzt nutze ich es aber sogarnoch mehr. Wenn ich eine Stunde Mountainbike fahre,komme ich damit einfach doppelt so weit - das macht sehrviel Spaß. Und dann hab’ ich auch noch ein E-Lastenfahr-rad, wo ich vorne meine beiden Kinder reinsetzte wenn wir Eis essen fahren, oder wenn ich die Beiden in den Kinder-garten oder in die Schule bringe. Da macht natürlich ein E-Bike auch wieder Sinn. Denn die Kinder und der Einkaufvorne drinnen – das benötigt E-Unterstützung.
AUTOaktuell: Vielen Dank für das Gespräch.